Rn 4

Sämtliche Tatbestände der §§ 823 ff BGB fallen unter § 32 (allgM; BGH NJW 56, 911; BGHZ 189, 320; Zö/Schultzky Rz 5; Musielak/Voit/Heinrich Rz 2; ThoPu/Hüßtege Rz 1), also auch Verletzungen des Apr (vgl BGH NJW 77, 1590 f [BGH 03.05.1977 - VI ZR 24/75]; vgl jetzt auch § 823 II iVm § 201a StGB), Ansprüche aus § 826 BGB wegen unrichtiger Vollstreckungstitel (s dazu näher Rn 14 ›Zwangsvollstreckung‹; § 322 Rn 49 ff), Beihilfehandlungen gem § 830 BGB (BGHZ 184, 365; WM 11, 3028) und Ansprüche aus Amtshaftung nach § 839 BGB iVm Art 34 GG (vgl Frankf OLGR 08, 4 ff; Celle MDR 10, 1485 [OLG Celle 08.06.2010 - 16 W 43/10]) und für die Amtshaftung der Notare (§ 19 BNotO; Hambg MDR 14, 1411 [OLG Zweibrücken 08.08.2014 - 2 U 5/14]). Durch § 823 II BGB ist der Anwendungsbereich auf alle Schutzgesetze im Sinne dieser Vorschrift erweitert (vgl BGH NJW 56, 911; BGHZ 132, 105, 106; WM 11, 142; Oldbg TranspR 01, 322 f; München OLGR 04, 239 f; Naumbg OLGR 05, 235f). Davon wird auch der presserechtliche Gegendarstellungsanspruch iSd Pressegesetze/Mediengesetze der Länder erfasst. Dieser stellt nämlich ein Schutzgesetz iSd § 823 II BGB dar (vgl München AfP 78, 27 f zu Art 10 Bayerisches Pressegesetz aF; BayObLGZ 58, 189, 194; offen Frankf NJW 60, 2059, 2060). Die Zuwiderhandlung wird durch das Unterlassen des Abdrucks begangen (München AfP 78, 27f). Bei der zivilgerichtlichen Geltendmachung des Gegendarstellungsanspruchs liegt daher grds Anspruchsgrundlagenkonkurrenz zwischen dem Gegendarstellungsanspruch nach Presserecht und einer unerlaubten Handlung iSd § 32 vor, die zwangsläufig zum Gerichtsstand des § 32 führt (aA Frankf NJW 60, 2059 f [OLG Frankfurt am Main 27.10.1959 - 7 U 148/59]; Zö/Schultzky Rz 15; ThoPu/Hüßtege Rz 3; MüKoZPO/Patzina Rz 16; iE wie hier Stadler JZ 94, 642 ff). Streitig ist, ob der Gesamtschuldnerausgleich der Deliktsschuldner (vgl §§ 840, 426 BGB, 116 VVG) von § 32 erfasst wird. Obwohl gesetzliche Ausgleichsverhältnisse grds nicht unter § 32 fallen (vgl Zö/Schultzky Rz 15; Musielak/Voit/Heinrich Rz 9), wird man die Zuständigkeit nach § 32 in diesem Fall wegen des Schutzzwecks der Norm (Rn 1, 3) bejahen müssen, da der Streit beim Ausgleich der Deliktsschuldner in einer deliktischen Handlung fußt (vgl Celle VersR 91, 234 f; Stuttg NJW-RR 06, 1362, 1363; Zö/Schultzky Rz 14, 13; aA MüKoZPO/Patzina Rz 17; Musielak/Voit/Heinrich Rz 9). Auch der Rückgriff des Versicherers gem § 117 V VVG gegen einen Mitschädiger kann im Gerichtsstand der unerlaubten Handlung erfolgen, da es sich – anders als etwa beim Regress des Unfallversicherers (vgl Hamm MDR 13, 1187) – nicht um einen originären Rückgriffsanspruch, sondern um einen Anspruchsübergang handelt, bei dem der Anspruch selbst nicht verändert wird (München VersR 67, 144 zu § 158 f VVG aF).

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