Mit Gamification Lösungen finden

Spiel wandelt Aufgaben in Herausforderungen, überwindet Hierarchien und aktiviert unsere Intuition. So nutzt Ihnen der Spieltrieb im Unternehmen.

Wenn die Fitness-Uhr Herzchen sendet und besonders aktive Forenmitglieder sich schmucke Badges an die virtuelle Brust heften können, wird in beiden Fällen der menschliche Spieltrieb bedient: Neudeutsch Gamification.

Dabei geht es aber um mehr, als Belohnung für erwünschtes Verhalten. Spiele bauen soziale Hürden ab und nutzen die menschliche Intuition – und diese Effekte machen Gamification für das menschliche Miteinander in Organisationen interessant. So nutzt Ihnen der Spieltrieb im Unternehmen.

Reise nach Jerusalem – Gamification am Beispiel Reisekostenabrechnung

Weder der Dienstreisende, noch die Buchhalter freuen sich auf die Reisekostenabrechnung. Sie ist eine bürokratische Anforderung, mühselig, kleinteilig und fehleranfällig. Das Ergebnis ist Aufschieberitis: Abläufe werden verzögert, der Frust steigt. Das Beste an der Reisekostenabrechnung ist noch das Gefühl nach ihrer Erledigung. Lässt sich dieses Gefühl nutzen, um die Abläufe zu verbessern und schneller zu Ergebnissen zu kommen?

Einige Betriebe setzen hier auf den Spieltrieb. Mit einer öffentlichen Rangliste wird die bürokratische Aufgabe zu einem sportlichen Event: Welches Team reicht am schnellsten korrekte Abrechnungen ein? Teammitglieder können mit ihrer individuellen Leistung ihr Team voranbringen, öffentlich nachvollziehbar und gleichzeitig durch das Team geschützt vor einer individuellen Erkennbarkeit. Musste der einzelnen Dienstreisende vorher allein auf seine persönliche Disziplin zurückgreifen, um die Aufgabe zu erledigen, helfen ihm nun zusätzlich Teamgeist und Ehrgeiz auf die Sprünge.

Das ist ein Beispiel für Gamification, bei der weitere Ansätze unterschieden werden:

  • „Serious Games“ lösen ein reales Problem in der realen Welt. Gespielt wird allerdings in einer Spiel-Umgebung wie zum Beispiel in einem Onlinespiel.
  • Beim „Game based learning“ geht es um den Einsatz spielerischer Mechanismen in Lernsituationen. So wie auch die Helden in Computerspielen mit jeder aufgewendeten Spielstunde an Erfahrungswerten zulegen und sich aufleveln.
  • Von einer „Simulation“ spricht man, wenn eine reale Herausforderungen unter Laborbedingungen – oder sollte man hier von Spielzimmerbedingungen sprechen? – bewältigt werden soll.
  • Und schließlich steht das „nicht abgeschlossene Spiel“, die Verwendung von spielerischen Elementen, in Organisationen und im menschlichen Miteinander, für Gamification.

Im Spiel steckt aber mehr als reiner Ehrgeiz wie er bei der Reisekosten-Rangliste angesprochen wird. Ein Spiel hat seine eigenen Regeln – andere als die, die sonst unseren Alltag bestimmen. Wer beim Mensch-ärgere-dich-nicht auf das Feld einer anderen Spielfigur kommt, darf diese rauswerfen – auch wenn es die Figur des Chefs ist.

Spiele setzen also hergebrachte Hierarchien außer Kraft. Und Spiele laden ein zum spontanen Probieren, sie fördern Intuition zu Tage. Das kann im beruflichen Alltag genutzt werden.

Spiele setzen hergebrachte Hierarchien außer Kraft.


Ein gutes Beispiel dafür ist die Eigenland-Methode. Eine spielerische Hilfe, um schnell das Meinungsbild eines Teams zu visualisieren; Meinungsunterschiede erst sichtbar und dann besprechbar zu machen. In einem Workshop mit zehn Partnern aus fünf Kanzleien haben die Haufe Innovationsmanager diese Methode angewendet.

Gamification für die spontane Reaktion: die Eigenland-Methode

Bei der Eigenland-Methode werden den Teilnehmern Thesen vorgelegt. Doch anstatt diese zu diskutieren, werden sie zunächst kurz und anonym bewertet. Dazu hat jeder Teilnehmer Spielsteine, die abgestuft Zustimmung oder Ablehnung symbolisieren. Auf Kommando legen die Teilnehmer gleichzeitig ihre Steine auf die ausgedruckte These. Der Moderator erfasst diese Abstimmung per App und weiter geht es zur nächsten These.

Die Spielsteine verleihen der sonst eher gedanklichen und wortlastigen Bewertung eine Abwechslung und ein angenehm haptisches Erlebnis. Das gleichzeitige Ablegen der Steine wahrt das Geheimnis der Abstimmung. Und die Kürze des gesamten Prozedere hat zwei beabsichtigte Effekte: Einerseits leitet sie die Teilnehmer zu einer spontanen, intuitiven Reaktion und andererseits ermöglicht sie ein zügiges Vorankommen – auch bei mehreren Dutzend Thesen dauert eine Spielrunde nicht mehr als eine Stunde.

Der Moderator erfasst die vergebene Steine und erhält einen Überblick über Zustimmung und Ablehnung, annähernde Einstimmigkeit oder Gegensätzlichkeiten. Das ist die Grundlage für die folgende, moderierte Diskussion.

Aber warum das Spiel vorab? Warum werden die Thesen nicht gleich in der Gruppe diskutiert? Sozialer Druck wird minimiert. Demokratisch zählt jeder Stein gleich viel – egal wer ihn gelegt hat. Unterschiedliche Erfahrungshorizonte und Perspektiven sind gleichberechtigt repräsentiert. Wichtiger noch: Das Spiel verleitet zu einer spontanen Bauchreaktion. Der Zeitdruck verhindert ein Anpassen der eigenen Aussage an die der anderen – vielleicht vorgesetzten – Teilnehmer. Die Teilnehmer legen ihre Steine spontan, sie handeln intuitiv auf Basis ihrer eigenen Werte. Das heißt: Die anschließende Diskussion basiert auf unverfälschten Werteäußerungen.

Beispiel für eine Eigenland-Sitzung

In der Eigenland-Sitzung mit den zehn Partnern ging es um übereinstimmende Herausforderungen in allen Kanzleien und die Frage, an welcher Stelle die Kanzleileitungen sich dadurch gegenseitig unterstützen oder eine externe Unterstützung von Haufe gebrauchen können. Die vorgelegten Thesen drehten sich entsprechend um strategische Themen und Führungsthemen.

Eine These lautete: „Ich kann genau sagen in welchen Geschäftsfeldern wir erfolgreicher sein könnten, als heute”.  Diese These erfuhr in der Abstimmung aber keine einhellige Zustimmung. Ein Punkt, den die moderierenden Innovationsmanager in der anschließenden Diskussion mit den Partnern vertieften. Es zeigte sich: Langwierige Entscheidungsprozesse und Diskussionen zwischen den Kanzleipartnern hemmt zukunftsweisende Diskussionen um neue Geschäftsfelder. Die formelle Entscheidungskompetenz stößt in der Praxis an Grenzen. Geht ein Veränderungsimpuls allein von einzelnen Partnern aus und muss gegen 90 Prozent der Partner und Kollegen durchgesetzt werden, ist ein Erfolgsprozess langwierig und fraglich. Die Teilnehmer formulierten gleich einen Lösungsansatz mit: Es sei fraglich, ob die Entscheidungskompetenz allein auf Partner-Ebene zu halten sei. Denn bei Entscheidungsprozessen frühzeitig Verbündete in der gesamten Kanzleibelegschaft zu suchen und mit deren Unterstützung die Umsetzung anzugehen, scheint der erfolgsversprechendere Weg.

Mit der Eigenland-Methode kann schnell eine Ist-Situation abgebildet werden. Das Spiel involviert alle Teilnehmer und produziert unverfälschte Antworten. Deren Auswertung strukturiert die folgende Diskussion und Vertiefung. Damit ist der Zweck dieser Methode aber auch erschöpft. Es geht nicht um die Ausarbeitung und Umsetzung von Lösungen. Im Fokus steht Intuition  besprechbar zu machen, eine spielerischen Intuition zu nutzen, die sich anders kaum greifen lässt, um Lösungsansätze benennen und sammeln zu können. Probieren Sie es doch mal aus. Mit einem Spiel schaffen Sie eine freie und energiegeladene Situation. Mit Eigenland können Sie eine gute Methodik für fruchtbringende Diskussionen nutzen.

Schlagworte zum Thema:  Lernmethoden, Weiterbildung