Zusammenfassung

Als Produktivität bezeichnet man die Relation zwischen Output und Input (sowohl in Mengen als auch in Kosten ausgedrückt). Je weniger Input für ein bestimmtes Niveau an Output nötig ist bzw. je mehr Output aus einer bestimmten Menge an Input zu erzielen ist, desto höher ist die Produktivität.

1 Formel

Die allgemeine Formel lautet:

 
Produktivität = Output
Input

Produktivität ist immer eine Momentaufnahme und wegen der unterschiedlichen Definitionen von Input nur bedingt zum Vergleich mit Wettbewerbern verwendbar. Misst man jedoch die Veränderung der Produktivität im Zeitverlauf, so wird der Erfolg von Lerneffekten und von Kostenmanagementaktivitäten sichtbar. Die beiden gebräuchlichsten Produktivitätskennzahlen sind partielle Produktivitäten sowie die Gesamtproduktivität (auch "Total Factor Productivity" genannt).

 
Praxis-Beispiel

Die Berechnung der Produktivitäten soll an folgendem Beispiel gezeigt werden: Ein Unternehmen (Metallbearbeitung) produziert Teile für die Automobilindustrie. Für die Jahre 01 und 02 liegen folgende Daten vor:

 
  01 02  
Outputmenge 40.000 56.000 Stk.
Materialmenge 48.000 64.400 kg
Materialpreis 1,30 1,40 EUR/kg
Materialkosten 62.400 90.160 EUR
Fertigungsstunden 7.500 10.000 Std.
Variabler Kostensatz 24,00 26,00 EUR/Std.
Variable Fertigungskosten 180.000 260.000 EUR
Fertigungskapazität 60.000 58.000 Stk.
Fixe Fertigungskosten 103.800 101.500 EUR
Fixkosten je Kapazität 1,73 1,75 EUR/Stk.Kapazität

Tab. 1:Produktionsdaten im Vergleich

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Produktion in 02 um 40 % gestiegen, von 40.000 auf 56.000 Stück. Die (variablen) Materialkosten und die variablen Fertigungskosten in der Tabelle errechnen sich jeweils aus Menge und Preis. Die Fixkosten hängen nicht von der Produktionsmenge ab, sondern von der bereitgestellten Produktionskapazität. Zur Berechnung der Produktivität für den Fixkostenanteil benötigen wir die Fixkosten je Kapazitätseinheit, die in der letzten Zeile der Tabelle errechnet wird.

2 Partielle Produktivität

Mit partiellen Produktivitäten misst man das Verhältnis von Output (in Mengeneinheiten) zum Input eines bestimmten Produktionsfaktors (ebenfalls in Mengeneinheiten).

 
Partielle Produktivität = Menge an produziertem Output
Menge eines Input-Faktors

Berechnung der partiellen Produktivitäten für 02 in unserem Beispiel:

 
Partielle Produktivität (Material) = 56.000 Stk. = 0,87 Stk./kg
64.400 kg
Partielle Produktivität (var. FK) = 56.000 Stk. = 5,6 Stk./Std.
10.000 Std.
Partielle Produktivität (fixe FK) = 56.000 Stk. = 0,97 Stk./Stk.Kapazität (d. h. 97 %)
58.000 Stk.

Zur Berechnung des Produktivitätsgewinnes berechnen wir nun Benchmarks aus den Werten des Vorjahres. Dazu benötigen wir "Referenzmengen" für 02. Gemeint sind damit jene Inputmengen, die wir bei gegenüber dem Vorjahr gleich bleibender Produktivität im Jahr 02 benötigt hätten. Diese werden mit den Preisen des Jahres 02 bewertet:

 
Veränderung der Outputmenge = 56.000 = 1,4
40.000

 

 
Referenzmenge Material: 48.000 x 1,4 = 67.200 kg
Referenzmenge Fertigungsstunden: 7.500 x 1,4 = 10.500 Std.
Referenzmenge Fixkosten:   60.000 Stk.Kapazität    

Die Referenzmenge für die Fixkostenproduktivität ist identisch mit der alten Kapazität. Im Fixkostenbereich erfolgt keine Proportionalisierung der Menge. Eine Anpassung wäre nur erforderlich, falls die alte Kapazität nicht für die neue Produktionsmenge ausreichte.

Für die Benchmark-Produktivität wird nun die Outputmenge in Beziehung zur Referenzmenge gesetzt:

 
Benchmark-Produktivität (Material) = 56.000 = 0,83 Stk./kg
67.200

 

 
Benchmark-Produktivität (var. FK) = 56.000 = 5,33 Stk./Std.
10.500

 

 
Benchmark-Produktivität (fixe FK) = 56.000 = 0,93 Stk./Stk.Kapazität (d. h. 93 %)
63.000

Interessanter als die Absolutwerte sind die Produktivitätsgewinne. Diese errechnen sich mit folgender Formel:

 
Produktivitätsveränderung = Produktivität – Benchmark-Produktivität
Benchmark-Produktivität

Es errechnen sich in unserem Beispiel die Werte:

Produktivitätsverbesserung Material: 4,35 %

Produktivitätsverbesserung var. Fertigungskosten: 5,00 %

Produktivitätsverbesserung fixe Fertigungskosten: 3,45 %

Das Unternehmen hat in allen Bereichen Produktivitätsvorteile erzielt. Diese stehen zum Auffangen von Preis- und Lohnerhöhungen sowie zur Erhöhung des Unternehmensgewinns zur Verfügung.

Beurteilung

  • Vorteil der partiellen Produktivität ist die intuitive Verständlichkeit. Die Werte beziehen sich auf jeweils eine konkrete Inputgröße.
  • Nachteil ist, dass der Beitrag der übrigen Produktionsfaktoren getrennt ermittelt wird. Abhängigkeiten der Produktionsfaktoren voneinander (z. B. geringere Fertigungszeiten und damit geringere variable Fertigungskosten durch besseres Material) bleiben unberücksichtigt. Bei Konzentration auf einen einzigen Faktor besteht die Gefahr, dass Produktivitätsverbesserungen durch (unbemerkte) Verschlechterungen in anderen Bereichen erzielt werden.

3 Gesamtproduktivität (Total Factor Productivity, TFP)

Die Total Factor Productivity berücksichtigt alle Produktionsfaktoren in einer einzigen Kennzahl. Dazu müssen die unterschiedlichen Mengeneinheiten normiert ...

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