Forum 2023 in Leipzig: Die neue Öffnung von Aareon

Die Sneaker-Mode (weiße Schuhe und Anzug) war mir bekannt. Auf dem Aareon-Forum in Leipzig gab es nun die neue Variante: Vier von zehn Männern auf der Bühne steckten sichtbar barfuß in Designer- oder anderen Schuhen. Das hatte ich noch nicht gesehen – und einiges von den vorgetragenen Ideen noch nicht gehört.

Harry Thomsen, der neue CEO, hat Aareon umgekrempelt. Gefühlt ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Seine Aktivitäten waren nicht alle von Erfolg gekrönt.

Die Zwangsumstellung vieler Wodis-Kunden auf das neue ERP-System Wodis Yuneo hatte viel Wirbel ausgelöst – zumal sie nicht zufriedenstellend funktionierte. Hier war man in den vergangenen Monaten zurückgerudert. Allerdings ist das noch nicht lange her. Es lag immer noch ein Schatten auf der Veranstaltung, auch wenn sich Thomsen für Fehler, die gemacht worden seien, entschuldigte. Dies wurde dann auch honoriert.

Die neue Öffnung

Doch etwas anderes hat Thomsen zusammen mit seinem neuen Vorstand vorangetrieben, und zwar, so scheint es, mit außerordentlichem Erfolg: Er hat Aareon für Partnerunternehmen Immomio, Casavi, Mietz & Co. geöffnet. Aareon baut Schnittstellen zu diesen Unternehmen auf.

Nicht alle 26, aber eine erkleckliche Anzahl der Vertreter betrat am zweiten Messetag die Bühne. Ein Szenario, das man sich vor zwei Jahren noch nicht wirklich hätte vorstellen können. Damals herrschte die Philosophie vor, man könne den Kunden mit eigenen Entwicklungen umfassend und perfekt bedienen. Diese habe sich jedoch, so Thomsen, als Irrtum erwiesen. Offen bleibt, ob tatsächlich standardisierte Schnittstellen kommen werden. Das wäre aber, auch mit Blick auf die Partner-Akquise im Ausland, durchaus von Vorteil.

Das Thema Unternehmens-Öffnung, habe, so lernte ich aus Gesprächen, einen weiteren Schub erhalten durch die neue Eigentümerstruktur der Unternehmensmutter Aareal-Bank. Die Private-Equity-Unternehmen, denen die Aareal-Bank nunmehr gehört, stünden für schnellere Entscheidungswege.

Kulturwandel nach innen

Die Öffnung nach außen hat einen Kulturwandel im Unternehmen selbst ausgelöst. Und, wie das so zu sein pflegt, auch eine größere Fluktuation der Belegschaft. Einige der neuen Mitarbeitenden wurden direkt von SAP geholt, dem Unternehmen, wo auch Thomsen vorher beschäftigt war. Etwa Kim Hofstätter, die Leiterin der Kommunikationsabteilung, und der Chef der Personalabteilung: Ernesto Marinelli.

Marinelli sprach viel von Softskills, die immer bedeutsamer werden. Als er aber erzählte, in der neuen Zentrale werde es möglicherweise einen Barista geben, damit sich die Mitarbeiter wie im Café fühlten, und nicht etwa wie im Büro, da ging dann ein Raunen durchs Publikum. So viele Konzessionen an die Generation Z sind selten. Wenngleich Kaffeeduft auch für die Alten was hat …

Herausforderung CO2-Bilanz

Thomsen gab zu, dass das Unternehmen hier schon weiter sein könnte: Die Dekarbonisierung des Bestands sei neben der Einbindung von KI in die Prozesse das zentrale Thema für alle Wohnungsunternehmen und müsse für alle Priorität haben. Einen Vorgeschmack auf das, was künftig möglich sein wird, bekamen die Besucher mit, als das Management-Tool Aibatros vorgestellt wurde, mit dessen Hilfe Nutzer nun auch die Schritte hin zu einer höheren Energieeffizienzklasse ermitteln können – einschließlich der Kosten.

Der neue Kurs des Unternehmens wurde von den Besuchern weitgehend begrüßt. Die nächste große Aareon-Veranstaltung soll es im Juni 2024 in Heidelberg geben.


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