Facility Management: Wie viel FMTech kann der Markt schon?

Der deutsche Facility-Management-Markt wächst. Die Dynamik erfordert eine hohe Innovationsbereitschaft. Sogenannte FMTechs arbeiten hart daran, die Digitalisierung in der Branche voranzubringen, wie ein Report zeigt, der auch die Trends von morgen beleuchtet.

Mit einem Jahresumsatz von 77 Milliarden US-Dollar (zirka 72 Milliarden Euro) war der deutsche Facility-Management-Markt im untersuchten Jahr 2020 der größte in der Europäischen Union – für das Jahr 2023 wird sogar ein Umsatzvolumen rund 85 Milliarden US-Dollar in Deutschland erwartet. Das ist Ergebnis aus dem Facility Management Monitor, den PwC, RealFM und Builtworld zum ersten Mal erstellt haben.

Neben einem (globalen) Marktüberblick geht der Report unter anderem auch auf Trends und den wachsenden Markt der sogenannten FMTechs ein. Dabei handelt es sich wie bei den PropTechs um Technologieanbieter, die den gesamten Lebenszyklus von Immobilien abdecken, jedoch spezifische Lösungen für Prozesse und Leistungen im Bereich des Facility Managements anbieten.

FMTechs: Die PropTechs im Facility Management

"Das Facility Management der Zukunft wird digitaler, vernetzter und erkenntnisorientierter als in der Vergangenheit", sagt David Rouven Möcker, Leiter des Bereichs Real Estate Consulting von PwC Deutschland. Digitale Ökosysteme bilden die Geschäftsgrundlage der innovativen FMTech-Startups. Ein Überblick über die zukunftsorientierten Geschäftsmodelle:

  • Bei der operativen Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen spielen insbesondere das Lieferantenmanagement, das Vertragsmanagement sowie die Ausschreibung und Vergabe eine wesentliche Rolle.
  • "Cloud-Plattformen und Natural Language Processing-Technologien (NLP) für regelbasierte Leistungen können im Rahmen des Ausschreibungsprozesses zur Suche nach den besten Anbietern zum Einsatz kommen", sagt Jonas Haberkorn, Director bei Builtworld. So werden die Grundlagen für eine digital optimierte Instandhaltung und Betriebsführung geschaffen. FM-Dienstleister werden sich künftig stärker auf die intelligente Datenerhebung und -auswertung konzentrieren – primär bei der Dekarbonisierung von Bestandsgebäuden.
  • Energiemanagement von Gebäuden: "Die gewerkübergreifende Analyse der Energieverbraucher ist unerlässlich, um Optimierungspotenziale ermitteln, Reduktionsmaßnahmen umsetzen sowie Einsparungen realisieren zu können", sagt Kai Ukena, Manager im Bereich Real Estate Consulting bei PwC. Auch die Überwachung der Gebäudeleittechnik eines Gebäudes gehört zu den Einsatzmöglichkeiten digitaler Lösungen der FMTechs.
  • Reinigung und Gebäudepflege: Ziel der FMTechs ist es auch, die Kosten für die Reinigung zu optimieren, die Reinigungsqualität zu verbessern und eine höhere Transparenz zu schaffen. Predictive Maintenance-Technologien im Bereich Instandhaltung prognostizieren durch die kontinuierliche Abfrage der von Sensoren gelieferten Daten und die Auswertung der relevanten Parameter die Restlebensdauer der Gebäudeleittechnik, Komponenten, Maschinen und Anlagenparks.
  • Das kann Eigentümern, FM-Nutzern und Dienstleistern helfen, den besten Zeitpunkt für die Wartung zu bestimmen und optimale Betriebsbedingungen sicherzustellen, um das Kerngeschäft effizient zu unterstützen und zu verbessern.
  • Vor dem Hintergrund steigender Personal-, Nahrungsmittel- und Raumkosten ist die Robotik zunehmend auch in der System-Gastronomie zu finden. Dazu zählen Kantinen und allgemeine Gemeinschaftsverpflegungen in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Kitas und Schulen.
  • Die digitale Verwaltung und Bewirtschaftung von Parkplätzen in gewerblich genutzten Gebäuden gehört zu den infrastrukturellen FM-Services, die in den vergangenen Jahren am stärksten einen Modernisierungsprozess erfahren haben.

"Es gibt bereits viele spezifische und innovative Lösungen im Facility-Management-Markt, die auf einen Mehrwert für den Endnutzer abzielen. Eine aktuelle Auswahl von Anbietern für gängige FM-Services zeigt die FMTech-Map im Facility Management Monitor 2023", so Ukena abschließend.

Trendumfrage: Nachhaltigkeit, Technologie & Digitalisierung

Bei einer Online-Umfrage für den Facility Management Monitor wurden rund 100 Experten – Nutzer und Dienstleister – aus der Branche zu Trends und Herausforderungen befragt, unter anderem zu den Themenbereichen "Technologie & Digitalisierung" und "Nachhaltigkeit". Die Top-Ten-Ergebnisse:

  1. Nur knapp zehn Prozent der befragten Nutzer sind vollkommen zufrieden mit dem Facility-Service-Dienstleister. Für eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer wäre ein enger und qualifizierter Austausch auf Augenhöhe über die Anforderungen der zu erbringenden Leistungen wichtig, sagt Möcker. Daten müssten auf beiden Seiten transparent verfügbar gemacht werden. "Das zukünftige Zufriedenheitsniveau im Zusammenhang mit der Leistungsqualität kann unter anderem auch durch einheitliche Zertifizierungen erreicht werden", ergänzt RealFM-Präsident Dirk Otto.
  2. Der steigende Aufwand für Monitoring und Dokumentation wird von Nutzern und Dienstleistern als stärkste negative Entwicklung gesehen. Rund 50 Prozent der Dienstleister sehen die Budgetknappheit für Facility Services und steigende Beschaffungskosten der Leistungserbringung als negativ und kritisch.
  3. Zwei Drittel der Nutzer planen derzeit eine Neuvergabe oder Neuverhandlung der Verträge in den kommenden sechs bis 36 Monaten. Das ist auch dadurch beeinflusst, dass es während der Corona-Pandemie kaum Ausschreibungen gab. Auch Nachhaltigkeitsbestrebungen, steigende Inflation und neue Arbeitsplatzkonzepte wirken sich dynamisch auf die Zahl der Ausschreibungen aus.
  4. Mehr als die Hälfte (50 Prozent) der Nutzer und Dienstleister präferieren zukünftig mittelfristige Vertragslaufzeiten von drei bis fünf Jahren.
  5. Rund ein Drittel (37 Prozent) der Befragten empfinden den stetig steigenden Aufwand für Ausschreibungen und Vertragswechsel als negativ.
  6. Der Anteil von Smart Buildings im Verantwortungsportfolio liegt derzeit bei fast drei Viertel (70 Prozent) der Nutzer bei fünf Prozent und weniger.
  7. Der Digitalisierungsgrad in der Branche wird als gering eingestuft. Die Chancen der technologiebasierten Weiterentwicklung werden besonders im Leistungsbereich der infrastrukturellen Services als hoch erachtet.
  8. Knapp ein Drittel (26 Prozent) der Nutzer sagt, dass fehlende Akzeptanz und fehlender erkennbarer Nutzen bei den Entscheidungsträgern die Umsetzung einer ESG-Strategie behindern. Mehr als 50 Prozent der Nutzer schätzen die Amortisationszeiten der nachhaltigen Investitionen auf fünf bis zehn Jahre. Die Flächenoptimierung und eine moderne Gebäudetechnik werden als größte Ressourceneinsparpotenziale genannt. An Beratung zu Nachhaltigkeitsfragen besteht Bedarf.
  9. Etwa zwei Drittel (60 Prozent) der Nutzer und Dienstleister meinen, dass die Arbeitgeberattraktivität durch eine engere Zusammenarbeit zwischen Facility Management und HR-Management erhöht werden kann.
  10. 72 Prozent der Nutzer sind der festen Überzeugung, dass das Facility Management inklusive seiner Services aktiv zum Geschäftserfolg beiträgt.


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