Mit dem Verschieben des Belastungsprofils hat sich das Gesundheitsprofil verändert: Früher wurden Beschäftigte häufiger wegen körperlicher Beschwerden arbeitsunfähig, heute sind es oftmals psychische Beeinträchtigungen, die es einem Mitarbeiter nicht mehr erlauben, seiner Beschäftigung nachzugehen.

Dieser Trend hält schon seit Jahren an und wird von allen Krankenkassen berichtet.[1]

Auf Platz 1 im Ranking der Erkrankungsarten stehen zwar immer noch die Muskel-Skelett-Erkrankungen, gefolgt von Atemwegserkrankungen. Auf Platz 2 bzw. 3 (unterschiedlich bei den Krankenkassen) folgen die Diagnosen psychischer Störungen.

Hinsichtlich der Dauer der Fehlzeiten sind es jedoch die psychischen Erkrankungen, die Spitzenplätze belegen. Bei der Techniker Krankenkasse liegen psychische Störungen 2018 erstmals an der Spitze der Fehlzeiten. Die Barmer Ersatzkasse gibt für das Jahr 2017 durchschnittlich 45 Fehltage je Beschäftigtem aufgrund psychischer Erkrankungen an.

Exemplarisch sind die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen aus dem Gesundheitsreport 2019 der Techniker Krankenkasse angeführt.

Abb. 2: Fehltage wegen psychischer Erkrankungen aus dem Gesundheitsreport 2019 der Techniker Krankenkasse[2]

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) psychischer Erkrankungen liegt in Deutschland bei 25 bis 30 %. Setzt man diese Zahl in Relation zum Anteil der Erwerbstätigen, heißt das, dass ca. 15 % aller Arbeitnehmer psychisch oder psychosomatisch beeinträchtigt sind.[3]

Weitere Fakten zu psychischen Erkrankungen in der Arbeitswelt:

Die Daten entstammen der Informationsschrift "Psychisch krank im Job"[4]. Sie spiegeln die Verhältnisse aus den Jahren 2012, 2014 und 2015 wider. Es ist davon auszugehen und durch die jährlichen Gesundheitsreporte der Krankenkassen bestätigt, dass die Faktenlage sich nicht groß verändert bzw. sogar verschlechtert hat:

  • Fast jede zweite Frührente ist inzwischen psychisch verursacht. Der Anteil hat sich damit in den letzten 20 Jahren verdoppelt.
  • Die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen haben sich seit 2000 auf 70 Mio. verdoppelt – während Fehltage anderer Krankheitsbereiche gesunken sind.
  • Die direkten Krankheitskosten für psychische Erkrankungen lagen 2012 bei knapp 16 Mrd. EUR. Die indirekten Kosten, z. B. durch reduzierte Produktivität während der Arbeit und vorzeitige Verrentung, machen einen noch größeren Anteil aus und sind hier noch nicht mit einberechnet.
  • Langfristige Arbeitsbelastungen erhöhen das Risiko, an einer Angststörung oder Depression zu erkranken, um 50 %. Dabei ist der Einfluss anderer Faktoren, z. B. Persönlicher Lebensstil, bereits berücksichtigt.

Aufgrund dieser Daten gibt es also gute Gründe, sich mit diesem Thema zu befassen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, des Fachkräftemangels und einer weiteren Entwicklung zu einer Dienstleistungsgesellschaft ist es geradezu eine Notwendigkeit.

[1] Gesundheitsreport der Barmer Ersatzkasse. Daten für 2017: https://www.barmer.de/blob/155284/c2ac6f9716e416c0b0d889a9a91ce9d8/data/dl-gesundheitsreport-bund.pdf, Abrufdatum: 13.6.2019.

Gesundheitsreport der DAK. Daten für 2018: https://www.dak.de/dak/download/gesundheitsreport-2018-pdf-2073702.pdf, Abrufdatum: 13.6.2019.

Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse. Daten für 2018 im Hinblick auf Fehlzeiten: https://www.tk.de/resource/blob/2059766/17404ba7769d1ba222d4cb1da5844c83/gesundheitsreport-2019-data.pdf, Abrufdatum: 13.6.2019.

Gesundheitsreport der Allgemeinen Ortskrankenkasse. Daten für 2018: https://www.aok.de/pk/plus/inhalt/aok-plus-legt-gesundheitsbericht-fuer-das-jahr-2018-vor/.

[2] Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse. Daten für 2018 im Hinblick auf Fehlzeiten: https://www.tk.de/resource/blob/2059766/17404ba7769d1ba222d4cb1da5844c83/gesundheitsreport-2019-data.pdf, Abrufdatum: 13.6.2019.
[3] Jacobi et. al. (2014): OECD, 2012, zitiert nach Rothermund (2018): Die psychosomatische Sprechstunde im Betrieb. ASU Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed, 53, 12.2018. S. 768–770.
[4] BKK Dachverband und des Bundesverbandes der Angehörigen psychisch Kranker (BApK), 2015.

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