Unter Ermüdung wird im Allgemeinen ein Zustand herabgesetzter Leistungs- und Widerstandsfähigkeit verstanden. Das kennt jeder: stundenlanges Fahren auf der Autobahn, ohne Abwechslung und Ansprache. Obwohl die Ruhepausen eingehalten werden, wer ermüdet da nicht? In der Nacht arbeitet man auch noch gegen seine "innere Uhr". Passiert jetzt etwas Unerwartetes, kann es schnell zu spät sein.

Abb. 42

Ermüdung

Rechtliche Grundlagen

 

Weitere Informationen
  • BG Verkehr, Broschüre "Sicher unterwegs - Arbeitsplatz Lkw"
  • BG Verkehr, Broschüre "Fit auf langen Fahrten"
  • BG Verkehr, Animationsfilm "Sekundenschlaf"

 

Gefährdungen

Das Schlafbedürfnis des erwachsenen Menschen ist genetisch unterschiedlich. Durch Willensanstrengung oder Training kann das individuelle Schlafbedürfnis nicht beeinflusst werden. Bereits eine über mehrere Tage andauernde Verkürzung der gewohnten Schlafdauer um eine Stunde kann ein Gefühl der Abgespanntheit hervorrufen. Experimente belegen, dass bei einer längerfristigen Reduktion der Schlafdauer um 40 Prozent ein vollständiger Leistungszusammenbruch eintritt.

Schätzungen gehen davon aus, dass bei ca. 20 % aller Verkehrsunfälle Müdigkeit eine entscheidende Rolle spielt. Bei den tödlichen Unfällen wird sogar von etwa 30 % ausgegangen.

Durch Ermüdung kann es bei Ihren Fahrerinnen und Fahrern zu:

  • Muskelverspannungen
  • Kopfschmerzen
  • erhöhter Reizbarkeit
  • beeinträchtigter Sehleistung
  • erhöhte Blendempfindlichkeit
  • herabgesetzter Konzentrationsfähigkeit
  • erhöhten Reaktionszeiten
  • ungewolltem Einschlafen ("Sekundenschlaf")

kommen. Dadurch kann ein Fahrzeug im Straßenverkehr nicht mehr sicher geführt werden.

Anzeichen für ungewolltes Einschlafen ("Sekundenschlaf") können sein:

schwer werdende Augenlider, brennende oder schmerzende Augen, trockene Mundschleimhaut, Gähnen, das sich kaum mehr unterdrücken lässt, das Bedürfnis, sich die Nasenwurzel zu massieren, leichtes Frösteln, wiederholtes Aufschrecken aus Unaufmerksamkeit.

Maßnahmen

Fragt man Fahrerinnen und Fahrer, was sie gegen aufkommende Müdigkeit beim Fahren tun, hört man immer wieder die gleichen Rezepte: Manche meinen, sie könnten allein durch erhöhte Frischluftzufuhr bei geöffnetem Fenster die Müdigkeit vertreiben, andere schwören auf laute Musik oder die Unterhaltung per Funk. Auch der Griff zum Kaffeebecher, Energy Drink oder Aufputschmittel wird von vielen fälschlicherweise als hilfreich betrachtet.

Aber: Gegen Müdigkeit hilft nur ausreichender Schlaf.

Eine ausreichend lange Regenerationsphase ist das einzige Mittel, das den Organismus wieder voll leistungsfähig macht. Folgende Tipps sollten Ihre Fahrerinnen und Fahrer beachten:

  • Pausen halten munter

    Statt die Mindestpausenzeit en bloc zu nehmen, sollte sie im Rahmen der gesetzlichen Regelungen gesplittet werden z. B. nach 2-2,5 Stunden. Die Pausen sollten an der frischen Luft verbracht werden. Dehn- und Lockerungsübungen bringen den Kreislauf wieder in Schwung, bauen Verspannungen ab und entlasten außerdem die Wirbelsäule. Zusätzliche Pausen sind nicht verboten.

  • Fahrt unterbrechen

    Bei Anzeichen von Müdigkeit die Fahrt auf jeden Fall unterbrechen, auch wenn der Zielpunkt schon nah ist.

  • Powerschlaf hilft

    Ein gutes Mittel gegen eine plötzlich auftretende Müdigkeit ist der sogenannte "Powerschlaf" von 15 bis maximal 30 Minuten Länge. Es ist wissenschaftlich belegt, dass sich Fahrerinnen und Fahrer nach einem solchen Kurzschlaf für eine begrenzte Zeit ausgeruhter und leistungsfähiger fühlen und wieder wesentlich sicherer fahren.

  • Für gutes Klima im Fahrzeug sorgen

    Möglichst nicht im Fahrzeug rauchen, die Temperatur in einen angenehmen Bereich bringen und für ausreichende Belüftung sorgen,

3.2.3 Klima im Fahrzeug.

  • "Medikamente checken"

    Ein besonderes Augenmerk sollte auf eingenommene Medikamente gelegt werden. Medikamente können die Fahrtüchtigkeit einschränken und Ermüdungserscheinungen verstärken. Im Zweifelsfall sollte eine Ärztin bzw. ein Arzt gefragt werden,

3.2.9 Alkohol, Drogen, Medikamente und 3.2.1 Eignung des Fahrers bzw. der Fahrerin.

Grundsätzliche Maßnahmen

Stellen Sie Ihren Fahrerinnen und Fahrern Fahrzeuge zur Verfügung mit

  • Klimatisierung,
  • ausreichend dimensionierten Schlafmöglichkeiten

3.1.4 Führerhaus,

  • Fahrerassistenzsystemen, wie z. B. Aufmerksamkeitsassistent

3.1.1 Fahrerassistenzsysteme.

Der Schlüssel zur Lösung des Problems "Übermüdung" kann auch bei der Planung im Betrieb liegen. Sicherheit im Güterverkehr setzt eine verantwortungsvolle Disposition voraus. Berücksichtigen Sie immer auch die Be- und Entladezeiten inkl. der erforderlichen Ladungssicherung und unvorhergesehene Störungen.

Bedenken Sie, dass Ihre Fahrerinnen und Fahrer wesentlich zu Ihrem Unternehmenserfolg beitragen. Beziehen Sie sie in die Zeit- und Routenplanung ein und denken Sie dabei auch an geeignete Park- und Übernachtungsmöglichkeiten, die auch saubere S...

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