Krisenmanagement für Steuerberater

Steuerberater haften im schlechtesten Fall, wenn sie Unternehmen in der Krise nicht richtig beraten. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum sich Steuerberater fit für Schlechtwetterzeiten machen sollten.

Es kriselt in Deutschland. Zumindest macht sich ein Abschwung bemerkbar, der besonders im Automobilsektor beziehungsweise in der Industrie zu spüren ist. Als Unternehmensberater erlebe ich den konjunkturellen Abschwung in Form von vielen Anrufen von Unternehmen, die jetzt schon mit Umsatzeinbußen von zwanzig bis dreißig Prozent zu kämpfen haben. Was mir dabei immer wieder auffällt: Unternehmen sind nicht gut auf eine Krise vorbereitet. Das liegt zum einen – ganz banal – daran, dass es in den vergangenen Jahren für viele Unternehmer ziemlich gut lief. Der letzte große Abschwung ist ein Jahrzehnt her. In guten Zeiten schon an schlechte zu denken und dafür vorzusorgen, fällt vielen Menschen schwer.


Unternehmen sind nicht gut auf eine Krise vorbereitet.


Dazu kommt: Wir haben im Prinzip eine durch die Politik herbeigekaufte Konjunktur erlebt. Ich spreche dabei von den Dauerniedrigzinsen, die sicherlich noch für eine lange Zeit bestehen werden. Viele Unternehmen, die einen „normalen“ Zinsdienst erbringen müssten, wären heute eigentlich gar nicht in der Lage zu bestehen. In den Banken sitzen außerdem junge, sicherlich gut ausgebildete und schlaue Menschen, die aber noch nie eine Krise erlebt haben. Banker, die keine Erfahrung mit Schlechtwetterzeiten haben. Banker, die überwiegend nur Sonnenschein kennen. Die Banken selbst haben sich im vergangenen Jahrzehnt gewandelt. Ihnen fehlen die personellen Ressourcen, um die Unternehmen, die jetzt in die Krise geraten, vernünftig zu begleiten und zu betreuen.

Steuerberater kann und soll Krisenmanagement betreiben

Wer geblieben ist, ist der Steuerberater. Er oder sie sollte sowieso die erste Anlaufstelle für Unternehmen sein, die eine Krise zu meistern haben oder die eine Krise meistern wollen. Er kennt die Zahlen des Unternehmens, er ist nah dran und er genießt das Vertrauen seiner Mandanten.

Das Problem: Viele Steuerberater sind sicherlich nicht in der Lage, die Unternehmer so betriebswirtschaftlich zu beraten wie es in einer Krise sinnvoll wäre. Aber sie sollten dazu in der Lage sein. Nicht nur, weil sie damit eine neue Umsatzquelle erschließen können, sondern auch, weil ihre Mandanten damit rechnen, dass ihr Steuerberater eine nahende Krise erkennt und ihnen dabei hilft, diese abzuwenden. In gewissen Fällen ist der Steuerberater dazu außerdem verpflichtet. Er trägt mittlerweile ein großes Haftungsrisiko.

2017 hat der BGH die Haftung von Steuerberatern bei Insolvenzen verschärft. Im konkreten Fall war der mit der Erstellung eines Jahresabschlusses für eine GmbH beauftragte Steuerberater verpflichtet zu prüfen, ob sich auf der Grundlage der ihm zur Verfügung stehenden Unterlagen und der ihm sonst bekannten Umstände tatsächliche oder rechtliche Gegebenheiten ergeben, die einer Fortführung der Unternehmenstätigkeit entgegenstehen können. Außerdem habe er die Mandantin auf einen möglichen Insolvenzgrund und die daran anknüpfende Prüfungspflicht ihres Geschäftsführers hinzuweisen, wenn entsprechende Anhaltspunkte offenkundig sind und er annehmen muss, dass die mögliche Insolvenzreife der Mandantin nicht bewusst ist.

Das heißt, der Steuerberater tut nicht nur aus Honorargründen gut daran, das Schiff seiner Mandanten wetterfest für die Krise zu machen.

Haftungsrisiko für Steuerberater: Die Herausforderung als Chance begreifen

Im besten Fall muss es aber gar nicht so weit kommen. Wenn Steuerkanzleien wissen, welche Mandanten risikobehaftet sind, können sie proaktiv auf diese zugehen und gemeinsam mit den Unternehmen prüfen, welche Schritte notwendig sind, um beispielsweise eine drohende Insolvenz abzuwenden. Eine Software kann dabei helfen. Die notwendige Übersicht, die der Steuerberater braucht, um risikobehaftete Mandanten schnell erkennen zu können, ist somit nur einen Mausklick entfernt.


Die Steuerberater, die sich heute einen Namen und den Ruf als betriebswirtschaftlicher Berater aufbauen, werden morgen als Krisenmanager gefragt sein.


Ein kriselndes Unternehmen kann für Steuerberater zu einer heiklen Sache werden. Wenn er die Zahlen seiner Mandanten aber richtig interpretieren kann, ergibt sich daraus eine Chance. Die Chance, als betriebswirtschaftlicher Berater wahrgenommen zu werden. Die Steuerberater, die sich heute einen Namen und den Ruf als betriebswirtschaftlicher Berater aufbauen, werden morgen als Krisenmanager gefragt sein.

Schlagworte zum Thema:  Kanzleimanagement, Insolvenz