Drohende Insolvenzen: Tipps für Steuerberater

Deutschland rüstet sich für einen möglichen Insolvenz-Winter. Auch Steuerberater sind gut darin beraten, die Finanzen ihrer Mandanten noch besser im Blick zu behalten.

Sind Unternehmen pandemiebedingt überschuldet oder zahlungsunfähig, profitieren sie seit März von einer Sonderregelung: Bis zum 30. September mussten sie keine Insolvenz anmelden. Diese Schonfrist wurde im Sommer von der Bundesregierung um ein weiteres Quartal bis Ende Dezember 2020 verlängert. Allerdings nur für die Unternehmen, die zwar verschuldet, aber nicht zahlungsunfähig sind.

Die nun drohenden Insolvenzen können sich indirekt auf Ihre Mandanten auswirken: Wenn die Banken restriktiver werden, Ratings sich verschlechtern und Warenkreditversicherer Limits einkürzen, kann sich das schnell auf die Liquidität vieler mittelständischer Unternehmen auswirken. Sollten ihre Mandanten bereits Factoring in Anspruch nehmen, kann sich dieser Effekt noch verstärken.

Dazu kommt, dass Banken in Zukunft neue Methoden der Bewertung anwenden müssen. 2020 reißt eine Lücke in die Kontinuität der Unternehmenszahlen. Herkömmliche Rating-Verfahren als Instrument zur Prüfung der Kreditwürdigkeit von Unternehmen sind in der Folge nicht mehr aussagekräftig. Daher werden Banken neue Wege gehen müssen, um die zukünftige Kapitaldienstfähigkeit ihrer Kunden einschätzen zu können. Sie werden eine valide Finanz- und vor allem Liquiditätsplanung verlangen.

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Für Steuerberaterinnen und Steuerberater bedeuten diese Trends, dass sie ihren Mandanten mit betriebswirtschaftlicher Beratung zur Seite stehen sollten.

Mit diesen Tipps sind Steuerberater gut auf die drohende Insolvenzwelle vorbereitet:


Identifizieren Sie gefährdete Mandanten

Auch wenn die vergangenen Jahresabschlüsse Ihrer Mandanten keine Auffälligkeiten beinhaltet haben: In diesem Jahr wurden aufgrund von Corona die Karten neu gemischt und Zahlen von vor einem Jahr haben eventuell stark an Aussagekraft verloren. Machen Sie also eine Ist-Analyse aller Ihrer Mandanten, damit sie potenziell gefährdete Unternehmen rechtzeitig identifizieren und unterstützen können.

Konkret können Sie so eine Analyse mit Hilfe einer Software bewerkstelligen, die auf Basis der Ihnen vorhandenen Unternehmenskennzahlen eine automatisierte Risikoanalyse erstellt.

Für eine bessere Übersicht können Sie außerdem Branchen-Cluster bilden. Die Pandemie trifft nicht alle Branchen gleich stark. Schauen Sie sich also an, welche Ihrer Mandanten Sie besonders betroffenen Branchen zuordnen können.

Damit Ihnen alle Zahlen zur Verfügung stehen, bitten Sie Ihre Mandanten um die aktuellen Ratings, die diese von ihrer Bank erhalten können.

Rechnen Sie mit dem Worst-Case

Das schlimmste Szenario für ihre Mandanten ist die Zahlungsunfähigkeit. Allerdings lässt sich die Liquidität eines Unternehmens aktuell schwer einschätzen. Werden Banken beispielsweise bei der Kreditvergabe restriktiver, ändern Lieferanten ihre Bedingungen oder müssen gewährte Staatshilfen getilgt werden, kann sich das Blatt schnell wenden. Um mit solchen Szenarien rechnen zu können, können Sie Ihren Mandanten einen Fragebogen zukommen lassen, um mehr über seine wirtschaftliche Situation und Liquidität zu erfahren. Fragen an Ihre Mandanten könnten beispielsweise sein: Wie ist die Lieferantenstruktur? Wie wird das Unternehmen momentan geratet? 

Überprüfen Sie Geschäftsmodelle

Die aktuelle Situation ist eine gute Chance gemeinsam mit den Mandanten deren Geschäftsmodelle auf ihre Zukunftsfähigkeit hin zu überprüfen.  Schauen Sie gemeinsam: Hat das Geschäftsmodell meines Mandanten eine Zukunft? Wie kann das Geschäftsmodell fit für die Zukunft gemacht werden?

Wenn sich herausstellen sollte, dass es tatsächlich keine Perspektive mehr für das Unternehmen gibt, machen Sie das beste aus der Situation und zeigen Sie frühzeitig auf, wann eine Insolvenz oder ein Zu- oder Verkauf notwendig sind.

Führen Sie ein fortlaufendes Rating ein

Durch die unsichere Lage werden Wirtschaftsauskünfte weiterhin an Bedeutung gewinnen. Um die Liquidität Ihrer Mandanten sicherzustellen, können Sie jetzt vor allem bei der Erstellung der von den Banken geforderten Unterlagen helfen.

Unternehmen benötigen für einen Kredit eine Finanz- und Liquiditätsplanung als Entscheidungsgrundlage für ihre Hausbank oder andere Finanzinstitute wie Warenkreditversicherer oder Factorer. Hilfreich sind außerdem monatliche Soll-Ist-Vergleiche als Beleg dafür, dass die eingereichte Planung eingehalten und die Kapitaldienstfähigkeit des Unternehmens gewährleistet ist.

Auch hier können sie auf eine Software wie Haufe Better Business zurückgreifen, um die Finanz- und Liquiditätsplanungen und die regelmäßigen Soll-Ist-Vergleiche zeit- und ressourceneffizient zu erstellen.

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