Digitales Marketing für Steuerkanzleien

Social Media macht es möglich: Auch kleine Kanzleien können mit wenig Geld eine Marketingstrategie entwickeln. Steuerberater Nico Herr erzählt, wie seine Kanzlei im Internet auftritt und warum Marketing und Digitalisierung für ihn Hand in Hand gehen.

Herr Herr, Ihre Steuerkanzlei in Freiburg besteht inklusive Ihnen und Ihrem Vater aus neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wer kümmert sich da um den Außenauftritt Ihrer Kanzlei?

Für die Initialzündung bin ich zuständig, da ich in der Geschäftsführung den Bereich Marketing verantworte.

Wieso ist Ihnen Marketing so wichtig?

Als ich in die Kanzlei meines Vaters miteingestiegen bin, war es mir wichtig, mich als neuen Steuerberater zu präsentieren. Marketing, das bedeutet für mich Netzwerken. Und Netzwerken gehört zum Beruf eines Beraters einfach dazu.

Wo im Internet kann man Ihre Kanzlei finden?

Natürlich bei den üblichen Suchmaschinen, wie Google, aber auch auf den Plattformen Facebook, LinkedIn, Xing, Instagram und YouTube.

Wieso sind Sie auf so vielen Kanälen aktiv, welche Strategie steckt jeweils dahinter?

Ich möchte auf den unterschiedlichen Kanälen unterschiedliche Zielgruppen erreichen. Auf Facebook ist die Kanzlei schon seit einiger Zeit präsent, darüber erreichen wir unsere langjährigen Mandanten. Auf Instagram wollen wir eine jüngere Generation erreichen. Zusätzlich geht es uns dort auch um Personalgewinnung und um die Akquise von Neumandanten, denn viele Selbstständige sind auf Instagram vertreten. Die Konten bei Facebook und Instagram kann man miteinander verknüpfen, außerdem sind die Beiträge wiederum mit unserer Homepage verknüpft und werden dort veröffentlicht. Ein Post kann also auf drei Kanälen erscheinen, das ist gerade für eine kleine Kanzlei wie der unseren eine Arbeitserleichterung. Dann gibt es die Karriereplattformen Xing und LinkedIn, auf denen wir uns mit Kolleginnen und Kollegen vernetzen und auch andere Unternehmer erreichen.

Nico Herr

Geht Ihre Social-Media-Präsenz über den Zweck der klassischen Werbung hinaus?

Ich nutze Social Media zur Netzwerkpflege. Ich habe ein breites Netzwerk an Kollegen, mit denen ich zusammenarbeite, die deutschlandweit und international tätig sind. Der Austausch mit ihnen ist für unsere Kanzlei überlebenswichtig. Wir könnten sonst nicht so viele Themen abdecken, wie wir es für unsere Mandanten gerne möchten. 

Wofür nutzen Sie YouTube?

Auf YouTube möchte ich wirtschaftliche und steuerliche Sachverhalte der Allgemeinheit und natürlich unseren Mandanten näherbringen. Das Ganze läuft unter dem Namen „herr-akademie“ und steckt noch in den Kinderschuhen. Auf lange Sicht geht es dabei auch darum, neues Personal zu finden, indem man den Menschen zeigt, dass dieser Beruf mehr ist als trockene Steuermaterie.

Auf Ihrer Homepage stellen Sie nicht nur ihr Team, sondern auch Ihre Werte vor. Gehört das ebenfalls zu Ihrer Marketingstrategie?

Die Werte dienen zunächst einmal meinem Vater, mir und unserem Team als Leitlinien. Sie beschreiben, wie wir die Kanzlei führen wollen und wie in unserer Kanzlei gearbeitet wird. Dadurch, dass wir unsere Werte nach Außen kommunizieren, sollen sie natürlich auch unsere Mandanten ansprechen und Menschen, die bei uns arbeiten wollen. Aber das gilt generell für unsere ganze Homepage. Deshalb haben wir im Blick, wie gut wir damit bei den Suchmaschinen ranken.

Wie stellen Sie das sicher?

Die Sichtbarkeit war eines unserer Hauptziele, als wir vor drei Jahren unsere Homepage umgebaut haben. Dabei haben wir uns professionelle Unterstützung geholt. Mittlerweile sind wir bei den Google Suchen immer auf Seite Eins zu finden, sowohl bei „Steuerberatung Freiburg“, als auch bei „Steuerberater Freiburg“. Gleichzeitig achte ich auf die Nachrichten, die wir über die Seite erhalten und auf die Google-Bewertungen. Mit meinem Mobiltelefon kann ich sofort darauf reagieren.

Mussten Sie auch schon mal auf eine schlechte Rezension antworten?

Bisher glücklicherweise noch nicht, aber sollte es einmal dazu kommen, würde ich natürlich antworten und versuchen zu erklären, wie es zu der schlechten Bewertung kam.

Werden die verschiedenen Social-Media-Kanäle von Ihren Mandanten auch zur Kommunikation genutzt?

Die meisten Nachrichten erreichen uns klassisch via E-Mail. In den Mails beziehen sich Mandanten oder Neumandanten aber manchmal auf Inhalte, die sie auf Social Media von uns gesehen haben. Auf Social Media selbst erhalten wir vielmehr Reaktionen von den Mandanten. Wir haben dort zum Beispiel unseren Kanzleiumzug dokumentiert und das wurde kommentiert. Das freut uns natürlich, denn es zeigt, dass wir unsere Mandanten erreichen und mit digitalem Marketing die Beziehung zu ihnen pflegen.

Was erhoffen Sie sich noch von einem breit gestreuten Marketing?

Wer eine digitale Kanzlei haben möchte, braucht digitales Marketing. Mein Ziel ist es, von überall arbeiten zu können. Dafür braucht eine Kanzlei Mandanten, die es schätzen, wenn ihr Steuerberater nicht mit dem Pendelordner um die Ecke kommt. Diese Mandanten wollen wir über die verschiedenen Kanäle erreichen. Die Rückmeldungen und Anfragen, die vor allem über Google, Instagram und Facebook kommen, bestätigen diese Strategie.

Welche Ratschläge haben Sie für Kanzleien Ihrer Größe, die sichtbarer werden wollen?

Beim Marketing ist es wichtig, am Ball zu bleiben. Das funktioniert nur mit intensiver Arbeit des Kanzleiinhabers. Er oder sie muss dahinter stehen und es gutheißen, wenn dafür Zeit investiert wird. So können Konzepte ausgearbeitet werden und die Mitarbeiter bekommen Lust, sich miteinzubringen. Dann empfiehlt es sich, Skalierungseffekte zu nutzen: Ein Post kann auf verschiedenen Plattformen publiziert werden. Und Steuerberater sollten sich bewusst sein, dass ihre Zielgruppe nicht aus Steuerexperten besteht. Deshalb empfiehlt es sich, Beiträge von Auszubildenden oder Mitarbeitern, die noch nicht so lange in der Branche tätig sind, überprüfen oder selbst erstellen zu lassen.


Schlagworte zum Thema:  Kanzleimarketing, Social Media