Zusammenfassung

  • Liberating Structures sind rund 40 vielfältige, agile Methoden, mit denen sich beispielsweise Probleme analysieren, Themen offenlegen und teilen oder Strategien entwerfen lassen. Fachkreismitglieder konnten diese auch für Anwendungsfälle im Controlling schnell und erfolgreich einsetzen.
  • Mit Hilfe der Users Experience Fishbowl Methode können Knowhow und Erfahrungswerte effizient geteilt und diskutiert werden.
  • Appreciative Interviews intensivieren die positive Energie von Teams durch die Entwicklung und Kommunikation von Erfolgsvisionen.
  • Herausforderungen bei der Implementierung von Liberating Structures können auf vielfältige Weise begegnet werden. Beispielsweise kann der Matchmaker helfen, die passende Methode zu finden. Online-Tools wie virtuelle Whiteboards und Videokonferenzsysteme können die Anwendung bei mobilem Arbeiten ermöglichen.

1 Liberating Structures als Elemente des agilen Methodenkoffers

Agile Prinzipien und Werte, die das agile Mindset ausmachen, bilden ein Basisverständnis der agilen Zusammenarbeit und sind daher das Fundament der agilen Controllingorganisation. Die Integration des agilen Mindsets in den betrieblichen Alltag kann beispielsweise über agile Methoden erfolgen.[1] Methoden sind eine auf Regeln aufbauende Vorgehensweise zur Erreichung eines Ziels oder Erlangung von Ergebnissen.[2] Welche Methode (oder Kombination von Methoden) ausgewählt wird, ist unerheblich und richtet sich nach dem Zweck bzw. der Zielsetzung oder den betrieblichen Erfordernissen. Die Methoden können auch abgewandelt und den betrieblichen Gegebenheiten angepasst werden.[3]

Die Ansatzpunkte agiler Methoden sind je nach Methode unterschiedlich und reichen von Ideen entwickeln (bspw. Design Thinking) bis hin zur Verbesserung der Organisation zur Ideenumsetzung (bspw. Kanban).[4] Unter den Methoden sind Liberating Structures, eine Gruppe von derzeit rund 40 Mikromethoden, in mehrerlei Hinsicht besonders: Sie sind sehr vielseitig hinsichtlich der Zielsetzung und Ausführung, sollen befreiend wirken und möglichst alle Organisationsmitglieder in die Zusammenarbeit einbinden. Aus diesem Grund wird diese Methodengruppe in diesem Kapitel eingehender vorgestellt.[5]

[1] Vgl. Lehmann/Keimer/Egle, 2021, S. 38.
[2] Vgl. Duden, 2022.
[3] Vgl. Lehmann/Keimer/Egle, 2021, S. 38.
[4] Vgl. Lehmann/Keimer/Egle, 2021, S. 40.
[5] Vgl. Liberating Structures, 2022d.

2 Liberating Structures: Vielseitige Tools und Methoden für eine interaktive Zusammenarbeit

2.1 Überblick und Zielsetzung der Liberating Structures

Menschen, die sich bei der Arbeit in Entscheidungsprozesse oder Strategien einbezogen fühlen, sind zufriedener und leistungsfähiger. Gut zusammenarbeitende Teams und funktionierende Gruppenprozesse bringen bessere Ergebnisse. Innovationen oder gute Ideen entstehen nicht nur entlang des Hierarchiepfades, sondern können von jedem kommen – unabhängig von seiner Stellung im Unternehmen. Diese in zahlreichen arbeitspsychologischen und organisationssoziologischen Studien, beginnend beim berühmten Hawthorne-Experiment[1] in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, etablierten Gedanken, haben die beiden US-amerikanischen Berater Keith McCandless und Henri Lipmanowicz motiviert, die Liberating Structures (befreiende Strukturen) zu entwickeln.

Was sind diese Liberating Structures überhaupt? Vordergründig ein Set von Methoden, die Ideenfindungs- und Entscheidungsprozesse in Gruppen und Teams unterstützen. Sie sind damit keine neue Managementtheorie, sondern liefern stattdessen Methoden für eine Vielzahl der aktuellen Managementtechniken, die den kulturellen Wandel in Unternehmen anstreben.

Die Liberating Structures umfassen rund 40 "kleine" Methoden, um Prozesse in Gruppen zu organisieren. Hinsichtlich des Einsatzzwecks lassen sich die Liberating Structures in die in Abb. 1 dargestellten Kategorien einteilen.

Abb. 1: Kategorien der Liberating Structures[2]

Der vorstehend dargestellte Matchmaker[3] hilft die passende Liberating Structure zu finden – genauso wie die App oder das Menü. Die gemeinsamen Merkmale alle Liberating Structures sind: Sie lassen sich schnell und einfach anwenden. Es braucht dazu keine großen organisatorischen oder gar technischen Vorbereitungen und Voraussetzungen. Die Methoden sind einfach – die Erfinder meinen gar so simpel, dass man kaum glauben könne, wie wirksam sie sind.[4] Zwei Beispiele dieser Methoden,

  • die Users Experience Fishbowl, das zur Kategorie Teilen gehört, und
  • Appreciative Interviews, die zu den Kategorien Offenlegen und Teilen gehören,

werden in den nachfolgenden Unterkapiteln eingehender vorgestellt.

[1] Vgl. Onpulson, 2022.
[3] Vgl. Liberating Structures, 2022b.
[4] Vgl. Liberating Structures, 2022d.

2.2 Knowhow Teilen oder verbreiten mit User Experience Fishbowl

Die Methode der User Experience Fishbowl – zu Deutsch am treffendsten mit Anwendererfahrung Goldfischglas übersetzt – ist primär dazu angelegt, das Know-How einer kleinen Gruppe, die Erfahrungen mit einem Thema gemacht haben, mit einer anderen, größeren Gruppe im Unternehmen oder der gesamten Organisation zu teilen. Dabei sind die User, die über Erfahrung verfügen, die "Goldfische", die im Glas schwimmen. Die Personen, die an den Erfahrungen teilhaben sollen, betrachten ...

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