Die Zukunft der Wirtschaft

Das Wirtschaftssystem des 21. Jahrhunderts ist nicht mehr zukunftsfähig, findet unser Kolumnist Stephan Grabmeier. Er sieht die Definition von linearem Erfolg in der Wirtschaft als Ursache für die Zerstörung der Natur und das Elend vieler Menschen – und beschreibt, wie es anders gehen könnte.

Biomimikry ist das Prinzip des Lernens von der Natur, um menschliche Herausforderungen zu lösen. Es bietet uns eine Fülle von Inspirationen für die Entwicklung von Produkten und die Gestaltung von Organisationen und – das ist neu – für unser Wirtschaftssystem. In einer Welt mit planetaren Grenzen müssen wir aufhören, von unendlichem Wachstum zu träumen. Ohne Einbeziehung der sozialen und ökologischen Wirkung ergibt ein rein finanzielles Wachstum nämlich keinen Sinn. 

Die wirtschaftlichen Mechanismen der Vergangenheit zeigen, dass wir weder für die Menschheit noch für unseren Planeten nachhaltig gewirtschaftet haben. In einem Wirtschaftsmodell am Vorbild der Natur kann durch Symbiose ein Mehrwertkreislauf für das Gesamtsystem entstehen. Wie in der Natur wächst der Mehrwertkreislauf, also das Ökosystem, je kleinteiliger, vielfältiger, regional angepasster und freiheitlicher die beteiligten Unternehmen organisiert sind. Gesundes und natürliches Wachstum ist die Folge.

Ein Flugzeug, das nicht mehr landen kann

Die Weltwirtschaft lässt sich vergleichen mit einem Flugzeug, das abhebt, immer höher fliegt und nicht mehr landen kann, weil es nicht landen darf. Irgendwann haben wir mit diesem „alten“ Wirtschaftsmodell alle regionalen Polykulturen weltweit zerstört und durch Monokulturen ersetzt. Wegen der fehlenden Symbiose schaffen Monokulturen weniger Mehrwert für die Vielfalt der beteiligten Unternehmen und für das Gesamtsystem. Im Gegenteil: Es entstehen erpresserische Abhängigkeiten, wie wir an globalen Monopol- oder Oligopolstrukturen z.B. in den Bereichen Energie, Getreide, Chemie, Technologie oder Pharma spüren können. Es sind Abhängigkeiten, die Kriege zur Erhaltung von Monopolstrukturen provozieren. 

Das BANI-Modell, das die VUCA-Prinzipien seit einigen Jahren abgelöst hat, beschreibt mit B (= brittle) die Brüchigkeit oder Sprödigkeit von Monopolsystemen. Viele grundlegende Systeme, von denen das menschliche Überleben abhängt, kann man heute als „spröde“ oder „porös“ bezeichnen: Energienetze? Globaler Handel? Finanzen? Nahrung? Wenn Brüchigkeit bedeutet, dass im Falle des Scheiterns ein Polster fehlt, dann drohen alle Systeme, die vom maximalen Output abhängen, zusammenzubrechen, sobald der Output sinkt. 

Heutiges Wirtschaften ist zu kurz gedacht

Unsere Kernsysteme sind so vielschichtig miteinander verbunden, dass der Ausfall einer wichtigen Komponente jederzeit zu einer Kaskade von Ausfällen und damit zu Polykrisen führen kann. In einem eng verflochtenen Netz von Effizienz-Systemen ist es gefährlich, wenn auch nur ein Teil ausfällt. So etwas würde man in der Natur nie sehen. Es ist eine Erfindung der Menschheit, die sich für das intelligenteste Wesen des Planeten hält. Das Gegenteil: ist Resilienz und Antifragilität.

Unsere Wirtschaft kennt bislang nichts anderes als eine finanzielle Rendite und ein darauf ausgerichtetes Wachstum auf Kosten der Natur und Menschheit. Und sie glaubt, alle Probleme, mit mehr finanzgetriebenen Wachstum lösen zu können. Doch die Grenzen des Planeten sind endlich und deshalb wird das Wachstumsmodell irgendwann scheitern. Die Grenzen dieses Wachstums kennen wir seit 1972 mit der ersten systemischen Simulation des Club of Rome, die uns die Limits des Wirtschaftens gezeigt hat. Und trotzdem hat sich seitdem nichts signifikant geändert. Allerdings braucht eine nachhaltige Zukunft auch neue Modelle.

Symworking steht für symbiotisches Wirtschaften

In diesem Artikel möchte ich ein Ökosystem vorstellen, was der Ansatz für eine einfache wie wirksame Lösung für eine neue Form des Wirtschaftens sein kann. Das Unternehmen Sym bietet mit dem Wirtschaftsmodell „Symworking“ ein Vorgehensmodell für die Gestaltung der Wirtschaft der Zukunft. Inspiriert von der Natur, die als selbsttragendes System existiert, strebt es danach, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die nicht nur nachhaltig, resilient, sondern auch regenerativ sind. Sym adaptiert diese natürlichen Prinzipien und schafft wirtschaftliche Ökosysteme, in denen Unternehmen gemeinsam Mehrwerte generieren.  

Wie machen wir 32 Millionen Arbeitsplätze zukunftsfähig? Nicht weniger als Antworten auf diese Frage treibt die Gestalter:innen von Sym. Gerade kleine und mittlere Unternehmen sind das Rückgrat unserer Gesellschaft. Sie beschäftigen in Deutschland nicht nur rund 56 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer:innen, sie bieten uns vor allem die individuelle und regionale Vielfalt, der wir jeden Tag begegnen. Doch wie halten KMU dem Druck des globalen Weltmarkts stand und wie können sie gleichzeitig auf umweltschonende Ressourcen und Nachhaltigkeit setzen, wenn jeder für sich, oft gegeneinander und wenig kooperativ agiert?

Die Struktur des Sym Ecosystems basiert auf Clustern von Unternehmen, auf Gemeinschaften von Gleichgesinnten. Diese Cluster sind nach Regionen, Themen und Branchen organisiert, wodurch eine effiziente Zusammenarbeit und ein lebendiger Austausch von Wissen und Ressourcen ermöglicht werden. Die Struktur der Cluster folgt der organischen Zellteilung in der Natur. 

Vom Turbokapitalismus zum Verantwortungskapitalismus

Das Symworking Ecosystem ist mehr als nur ein Modell für nachhaltiges Wirtschaften; es ist eine Vision für eine Zukunft, in der Unternehmen nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten, um gemeinsame Ziele mit einem neuen Verständnis von Erfolg in der Wirtschaft zu erreichen. 

Die Ziele erfolgreichen Wirtschaftens liegen darin, im Gleichgewicht stehende finanzielle, soziale und ökologische Rendite zu erwirtschaften. Durch die Bündelung von Expertise, Kompetenz und Motivation innerhalb der Cluster und die Ausrichtung auf gemeinsame Ziele soll eine dynamische und resiliente Wirtschaftslandschaft entstehen.

Ich bin der Überzeugung: Das Wirtschaftsmodell Symworking repräsentiert nicht nur eine Antwort auf die drängenden ökologischen und sozialen Fragen unserer Zeit, sondern auch einen Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie wir über Wirtschaft, Zusammenarbeit und Nachhaltigkeit denken. Eine Antwort auf viele unserer Herausforderungen. 

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Schlagworte zum Thema:  Nachhaltigkeit, Innovation, Arbeitgeber