Flexibler Rentenbeginn

Ältere Menschen sollen selbst entscheiden können, wie lange sie im Job bleiben. Die einen fühlen sich fit und wollen über das normale Rentenalter hinaus arbeiten. Andere können den Rentenbeginn kaum abwarten. Doch Reformschritte zum Renteneintritt lassen auf sich warten.

Politik und Tarifpartner wollen jetzt die Weichen dafür stellen, dass mehr Menschen vom normalen Rentenalter abweichen können, heute 65 Jahre und 4 Monate. Die Älteren sollen stärker selbst entscheiden können, wie lange sie im Job bleiben. Doch die Meinungen driften dabei stark auseinander.

Arbeit gegen langweilige Rentenjahre

Immer wieder gab es in den vergangenen Monaten Berichte über Beschäftigte, die länger arbeiten wollen. Erzählt wurde von Programmierern, die nach wenigen, eher langweiligen Rentnerjahren gern zum Arbeitgeber zurückkehren, von Geschäftsführern auf Suche nach neuen Geschäftsfeldern auch mit 65 plus - und sogar von einer Putzfrau, die sich längeres Arbeiten vor Gericht erstreiten wollte.

Rentenpaket zu befristet längerer Arbeit

Mit ihrem Rentenpaket hat die Koalition im Sommer festgelegt, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer das Arbeitsverhältnis befristet verlängern können. Der CDU-Abgeordnete Peter Weiß meint allerdings: Bisher macht kaum jemand davon Gebrauch - auch weil die Arbeitgeber die Beschäftigten nicht über die Variante informieren.

Hinweise auf Rentenbeginn bei Erreichen der Altersgrenze

Der Chef des Sozialflügels in der Unionsfraktion fordert, dass in allen Vorgaben aus Tarif- und Arbeitsverträgen auch Hinweise auf die Möglichkeit zum befristeten länger arbeiten aufgenommen werden. «Bisher ist in vielen individuellen Arbeitsverträgen und Tarifverträgen festgelegt, dass das Arbeitsverhältnis mit dem Erreichen der Altersgrenze endet», sagt er. Auch Musterarbeitsverträge, die die Industrie- und Handelskammern den Unternehmen anböten, enthalten laut dem CDU-Mann nur den Hinweis auf die Regelaltersgrenze.

Weitere Beschäftigung zu schlechteren Konditionen?

Gerade die Arbeitgeber fordern immer wieder bessere Bedingungen für längeres Arbeiten. «Der Verdacht drängt sich auf, dass manche Arbeitgeber längeres Arbeiten nur bei neuen Arbeitsbedingungen mit schlechteren Konditionen für die Mitarbeiter gut finden», sagt Weiß.

Keine tarifvertraglichen Regelungen zur längeren Beschäftigung

Beim DIHK und dem Arbeitgeberverband BDA wehrt man die Vorwürfe ab: Es sei eine Frage für Arbeitgeber und Arbeitnehmer - tarifvertragliche Regelungen oder Kammer-Vorgaben brauche es nicht. Wie sieht man das beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB)? Eine Sprecherin will sich zu der Frage überhaupt nicht äußern. Der Ruf nach längerem Arbeiten geht für die Gewerkschaften an den wahren Problemen Hunderttausender Beschäftigter vorbei.

Längeres Arbeiten ist kein Renner

Im Schnitt beträgt das Ausstiegsalter laut IG Metall etwa bei Elektro-, Textil- oder Metallberufen heute rund 60 Jahre. Ihr Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban sagt: «Das Problem ist nicht, wie wir dem 65-Jährigen eine Verlängerung des Arbeitsvertrags ermöglichen, sondern wie wir dem 62-Jährigen, der nicht mehr kann, eine faire Ausstiegschance eröffnen.» Ein Renner ist längeres Arbeiten heute tatsächlich nicht. Obwohl ein Rentenzuschlag von 0,5 Prozent je Monat winkt, kamen nach den jüngsten Zahlen 2013 nur rund 15 000 Menschen so in Rente - bei 1,2 Millionen Neurentnern.

Gesetz zum flexibleren Übergang in die Rente

Demnächst soll die Koalitions-Arbeitsgruppe, die Vorschläge für flexiblere Übergänge in die Rente vereinbaren soll, in die Schlussrunde starten. Ursprünglich sollte sie schon längst fertig sein. Nun sieht der Zeitplan des Bundesarbeitsministeriums vor, dass ein Gesetz bis Ende August fertig wird. Es kann laut Beobachtern gut sein, dass herauskommt, dass ältere Arbeitnehmer leichter in Teilrente gehen und mehr als bisher hinzuverdienen können. Bei 450 Euro ist hierbei heute nämlich Schluss, sonst drohen hohe Abschläge.

dpa