Die Unterhaltskommission und die Vertreter der Oberlandesgerichte haben sich deshalb vorläufig gegen eine Reduzierung der Anzahl der Unterhaltsberechtigten ausgesprochen.

Dafür werden jedoch die Grenzen der Einkommensgruppen geringfügig – um 200 EUR – hoch gesetzt. Es wurde bewusst ein eher geringer Betrag gewählt, um nicht erneut Irritationen ähnlich denjenigen des Jahres 2018 aufkommen zu lassen, um die Zahl der Abänderungsfälle möglichst niedrig zu halten und um zu vermeiden, dass es durch ein Herabsinken aus der bisherigen Gruppe 2 (bislang: 1.901 EUR bis 2.300 EUR/Monat) in die neue Gruppe 1 (bis zu 2.100 EUR monatliches Nettoeinkommen) zu eventuellen Unterhaltsverkürzungen kommt: Dadurch, dass nicht nur die obere Grenze der Einkommensgruppe verschoben, sondern zugleich auch die Bedarfssätze in der ersten Gruppe deutlich ansteigen, besteht jedoch nur ein geringes Risiko einer Unterhaltskürzung.

Diskutiert wurde, ob die Anhebung der oberen Einkommensgrenze um 200 EUR linear über alle Einkommensgruppen hinweg erfolgen soll oder ob der Anstieg im "Premiumsegment" der Tabelle, etwa ab der 9. oder 10. Tabellengruppe, abgeflacht wird oder gänzlich auslaufen soll. Damit wäre es bei der bisherigen, seit Januar 2022 geltenden[35] Einkommenshöchstgrenze von 11.000 EUR/Monat geblieben. Vorteil einer solchen Abflachung im oberen Tabellenbereich wäre weiter, dass es auf diese Weise zu einer grundsätzlich wünschenswerten Unterhaltsbegrenzung im "Luxussegment" käme: Das deutsche Recht würde damit der Entwicklung in der Schweiz[36] und in Österreich[37] folgen, wo zur Vermeidung einer als pädagogisch schädlich anerkannten Überalimentierung jeweils eine "Luxusgrenze" gezogen wird und der Unterhaltsanspruch in außergewöhnlich guten Verhältnissen "gedeckelt" werden kann.[38] Andererseits führt eine lineare Anhebung, über alle Einkommensgruppen hinweg, zu einem ebenfalls erwünschten, partiellen Zurückdrängen der konkreten Bedarfsberechnung im Bereich oberhalb der bisherigen Höchstgrenze: Im Ergebnis wurde Einigkeit erzielt, dass die oberen Einkommensgrenzen der Tabellengruppen linear, über alle Gruppen hinweg, um 200 EUR angehoben werden. Die erste Einkommensgruppe der neuen Düsseldorfer Tabelle endet damit bei einem monatlichen Nettoeinkommen von 2.100 EUR; die 15. Gruppe erfasst Unterhaltsschuldner mit einem Monatsnetto von bis zu 11.200 EUR. Die Struktur der Unterhaltstabelle 2024 stellt sich damit wie folgt dar:

 
 

Nettoeinkommen

des/der Barunterhaltspflichtigen

Altersstufen in Jahren

(§ 1612a Abs. 1 BGB)
Prozentsatz
0 – 5 6 – 11 12 – 17 ab 18
– alle Beträge in EUR –
1. bis 2.100 480 551 645 689 100
2. 2.101 – 2.500 504 579 678 724 105
3. 2.501 – 2.900 528 607 710 758 110
4. 2,901 – 3.300 552 634 742 793 115
5. 3.301 – 3.700 576 662 774 827 120
6. 3.701 – 4.100 615 706 826 882 128
7. 4.101 – 4.500 653 750 878 938 136
8. 4.501 – 4.900 692 794 929 993 144
9. 4.901 - 5.300 730 838 981 1.048 152
10. 5.301 – 5.700 768 882 1.032 1.103 160
11. 5.701 – 6.400 807 926 1.084 1.158 168
12. 6.401 – 7.200 845 970 1.136 1.213 176
13. 7.201 – 8.200 884 1.014 1.187 1.268 184
14. 8.201 – 9.700 922 1.058 1.239 1.323 192
15. 9.701 – 11.200 960 1.102 1.290 1.378 200
[35] Vgl. dazu ausführlich Niepmann/Denkhaus/Schürmann in der Stellungnahme der Unterhaltskommission, FamRB 2021, 349 (350 f.) = FamRZ 2021, 923 (924 f.).
[36] Vgl. BGer, Entscheid vom 19.7.2023 – 5A_668/2021, FamPra.ch 2023, 1071, E. 2.6 (am Ende) (LS: "Vorbehalten bleibt eine Begrenzung der Überschussbeteiligung des Kindes aus erzieherischen oder Bedarfsgründen."); BGer, Urt. v. 17.5.1990 – BGE 116 II 110, E. 3b sowie FamKommScheidung/Aeschlimann, Bähler (4. Aufl. 2022), Anh. UB Rn 83, 84, 151 ff.
[37] Vgl. OGH, Entscheid vom 15.3.2023 – 3 Ob 7/23k, 3 Ob 8/23g, ZfRV 2023, 189 (Ofner) = iFamZ 2023, 170; OGH, Entscheid vom 17.9.2021 – 1 Ob 25/21i, iFamZ 2021, 263 (264) sowie Neuhauser in Deixler-Hübner (Hrsg.), Handbuch Familienrecht (1. Aufl. 2015), S. 375.
[38] Vgl. zur Problematik aus deutscher Sicht ausführlich Born, FamRZ 2013, 1613 (1615 f.) sowie Niepmann/Kerscher, Die Rechtsprechung zur Höhe des Unterhalts (15. Aufl. 2023), Rn 204 f. und bereits Göppinger/Wax-Macco, Unterhaltsrecht (9. Aufl. 2008), Rn 233.

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