Lerneffekt der hybriden Bürowelt

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat untersucht, wie sich die Zusammenarbeit zwischen Bürobeschäftigten durch „hybride“ Arbeitsformen verändert hat – auch in Hinsicht auf psychische Faktoren wie einer vermeintlichen sozialen Isolation oder einem abnehmenden Gemeinschaftsgefühl. Es deutet laut den BAuA-Forschern einiges darauf hin, dass die Beschäftigten zunehmend lernen, sich mit den neuen Arbeits- und Kommunikationsbedingungen zu arrangieren.

Der insbesondere durch die Corona-Pandemie verstärkte Wechsel zwischen Homeoffice und Büroarbeitsplatz hat die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten stark verändert. In der „hybriden“ Bürowelt bleibt der berufliche und private Austausch mit den Kollegen oft auf der Strecke. Nicht wenige Arbeitnehmer, so lassen bisherige Studien vermuten, fühlen sich durch die Arbeit im Homeoffice sogar sozial isoliert. Um zuverlässige Aussagen darüber zu treffen, wie sich der digitale Wandel konkret auf die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten sowie auf ihr psychisches und soziales Wohlbefinden auswirkt, fehlte bislang eine ausreichende empirische Grundlage.

BAuA-Monitoringprojekt

Im Rahmen des Projekts „Monitoring des digitalen Wandels" hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) nun eine Auswertung von Daten veröffentlicht, die auf der BAuA-Arbeitszeitbefragung von 2019 und 2021 basieren. Befragt wurden dabei 4.400 (2019) und 9.650 (2021) Beschäftigte in Deutschland mit einer tatsächlichen Wochenarbeitszeit von mindestens 10 Stunden, die hauptsächlich an einem Büroarbeitsplatz tätig sind.

Formelle Zusammenarbeit

Ziel war es, aus den Aussagen der Beschäftigten mögliche Zusammenhänge mit der wahrgenommenen Qualität der Zusammenarbeit von Bürobeschäftigten aufzudecken. Dabei wurde zwischen einer formellen (fachlichen) und informellen Zusammenarbeit zwischen den Beschäftigten unterschieden. So berichtete die überwiegende Mehrheit (84–91 %) der Bürobeschäftigten unabhängig vom Ausmaß der Arbeit von zu Hause von einer überwiegend guten formellen Zusammenarbeit mit den Kollegen. Dabei war der Anteil unter Bürobeschäftigten, die mehr als 80 % ihrer Arbeitszeit von zu Hause arbeiten, am geringsten (84 %). Für das Jahr 2021 zeigen sich grundsätzlich ähnliche Ergebnisse, wobei im Vergleich zu 2019 in fast allen Gruppen etwas häufiger von einer guten formellen Zusammenarbeit berichtet wird. In der Gruppe der Bürobeschäftigten, die bis zu 20 % von zu Hause arbeiten, zeigt sich dieser Unterschied besonders deutlich (2019: 87 % und 2021: 94 %).

Informelle Zusammenarbeit

Für die informelle Zusammenarbeit zeigten sich hingegen deutlichere Unterschiede. So berichteten im Jahr 2019 78 % der Bürobeschäftigten ohne Arbeit von zu Hause davon, häufig das Gefühl zu haben, Teil einer Gemeinschaft zu sein, während der Anteil unter Bürobeschäftigten, die mehr als 80 % ihrer Arbeitszeit von zu Hause erledigen, deutlich geringer ausfiel (45 %). Es zeigte sich somit, dass mit steigendem Ausmaß an Arbeit von zu Hause der Anteil an Beschäftigten, die häufig das Gefühl haben, Teil einer Gemeinschaft zu sein, abnimmt. 

Lerneffekt der hybriden Zusammenarbeit

Auch 2021 war das abnehmende Gemeinschaftsgefühl grundsätzlich noch recht ausgeprägt, jedoch waren die Unterschiede zwischen verschiedenen Anteilen der Arbeit von zu Hause nun schon deutlich geringer. Es ist daher anzunehmen, so die Studienmacher, dass die bessere Bewertung der formellen sowie informellen Zusammenarbeit im Jahr 2021 gegenüber dem Jahr 2019 auf eine Art „Lerneffekt“ der Beschäftigten zurückzuführen ist. Im Zuge der Covid-19-Pandemie haben mehr Beschäftigte hybrid gearbeitet als 2019 und konnten somit Erfahrungen mit der hybriden Zusammenarbeit sammeln. Um die Qualität der (Zusammen-)Arbeit insgesamt zu steigern, so schlussfolgern die BAuA-Forscher, scheint dennoch ein ausgewogenes Maß zwischen der Arbeit im Büro und von zu Hause aus sinnvoll.
 

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