5.1 Klimabedingungen an geschlossenen Pforten

Geschlossene Pforten werden meist über eine Lüftungs- bzw. Klimaanlage versorgt. Dabei muss stets berücksichtigt werden, dass solche Anlagen nur mit definierten Raummodellen gut arbeiten können. Das heißt in diesem Fall, dass i. d. R. nur bei geschlossener Tür ein befriedigendes Raumklima gehalten werden kann – ein Umstand, der oft gerade den Beschäftigten nicht ausreichend bewusst ist. Steht die Tür offen, reicht die Leistungsfähigkeit der Lüftungs- oder Klimaanlage nicht aus oder es entstehen Kurzschlussluftströme, sodass nicht mehr die gesamte Fläche be- bzw. entlüftet wird.

Entstehen auch bei ordnungsgemäß arbeitenden Anlagen Probleme mit Aufheizung, ist meist starke Sonneneinstrahlung oder aber Abwärme technischer Geräte die Ursache – letztlich eine Frage der Auslegung der Lüftungs- bzw. Klimaanlage. Im ersten Fall hilft natürlich auch außen liegender Sonnenschutz, der die Aufheizung der Fassade vermindert. Die verbreiteten Lösungen wie Horizontallamellen oder Rollos kommen allerdings dann nicht infrage, wenn der Gebäudevorplatz von der Pforte aus einsehbar bleiben muss. Außerdem sprechen manchmal optisch-ästhetische Gesichtspunkte dagegen. Vorteilhaft sind in solchen Fällen Vordächer oder Dachüberstände, die allerdings bei tief stehender Sonne keinen Lichtschutz bieten.

Ein weiteres typisches Klimaproblem in geschlossenen Pforten sind Zuglufterscheinungen. Diese entstehen z. T. durch den Betrieb der raumlufttechnischen Anlagen. Wie immer bei Lüftungs- und Klimaanlagen kommt es letztlich auf Sorgfalt und Erfahrung bei Planung und Ausführung an, damit die Anlage in allen Betriebzuständen möglichst angenehme Klimabedingungen schafft. Gerade bei fest eingebauten Arbeitsplätzen ist allerdings die Frage der Luftzu- und -abführung sowie der Temperatursteuerung besonders sensibel, weil die Beschäftigten u. U. lange still an einem vorgegebenen Platz sitzen und nicht, wie es in einem Büro meist möglich ist, in einen anderen Bereich des Raumes umziehen können.

Ein spezifisches Problem an geschlossenen Pforten ist störender Luftzug an Durchreichen oder Sprechöffnungen. Luftzug tritt auch an großen und aufwändig mit Schleusen und Zwischentüren gestalteten Eingangsbereichen auf, wenn die Durchreichen offen oder auch nur nicht ganz dicht sind und keine anderen Druckentlastungen aus diesem Bereich möglich sind. Entsteht beim Öffnen der Eingangstür – abhängig von den Windverhältnissen – ein Überdruck im Eingangsbereich, baut er sich über die Durchreiche in die Pforte hinein ab. Durch den geringen Querschnitt der Durchreiche können dann erhebliche Luftgeschwindigkeiten entstehen. Derselbe Effekt tritt auf, wenn die Lüftungsanlage zu viel Abluft aus dem Pfortenbereich abzieht.

Das Personal sitzt am Pfortenarbeitsplatz i. d. R. frontal und nahe vor der Durchreiche. Daher handelt es sich dabei nicht – wie oft unterstellt – um eine Lappalie oder schlicht Anstellerei, sondern tatsächlich um eine Belastung, die zu Gesundheitsstörungen wie Bindehautentzündungen führen kann. Dieses Problem kann vermieden werden, indem z. B. offene Durchreichen nur in einem Teil des Eingangs angesiedelt werden, der soweit innen liegt, dass es durch die Eingangstür zu keinen Druckschwankungen kommt. Natürlich kann die Durchreiche auch ganz dicht gestaltet werden, wobei dann aber die Gegensprechanlage sehr zuverlässig sein muss (s. Abschn. 4.2).

5.2 Klimabedingungen an offenen Empfangstheken

Für offene Empfangstheken, besonders wenn die Beschäftigten im Wesentlichen ruhig sitzen, sind grundsätzlich die Raumtemperaturen empfehlenswert, wie sie die ASR A3.5 "Raumtemperaturen" für Büroarbeitsplätze vorgeben, also 20 °C.

Es ist aber nicht leicht, in sehr großen Räumen an einem bestimmten Punkt ein definiertes Raumklima zu erzielen. Großflächige, hohe Glasfronten erzeugen z. B. Fallwinde, wenn die Raumluft an der Glasfläche abkühlt und nach unten fällt. So entstehen Luftbewegungen, auch ohne dass tatsächlich ein Luftaustausch mit anderen Bereichen stattfindet. Dazu kommt, dass große Räume in modernen Gebäudekonzepten über vielfältige regelbare und ineinander greifende Klimatechnik verfügen, sodass es nicht leicht ist, genau nachzuvollziehen, welche Einstellung exakt welche Effekte an einem bestimmten Platz im Raum hervorbringt.

Schließlich haben Empfangshallen und Treppenhäuser vor allem die Funktion, den Übergang von außen nach innen und umgekehrt zu gestalten. Der Austausch mit dem Außenbereich ist wesentlicher Bestandteil dieser Funktion. In diesem Zusammenhang kann es z. B. im Winter nicht sinnvoll sein, eine große Eingangshalle komplett auf über 20 °C zu bringen, nur um an der Empfangstheke eine büroähnliche Raumtemperatur zu erzielen. Abgesehen vom energetischen Aufwand empfinden das die Nutzer des Gebäudes auf ihrem Weg hinaus oder hinein eher stickig als angenehm.

Angenehme Raumtemperaturen für das Empfangspersonal müssen in solchen Situationen dadurch erzielt werden, dass der Empfangsbereich im Hinblick auf das Raumklima vom großen Volumen der Halle abgekoppelt wird. Das ist z. B. bei Nischenlösu...

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