Kardinalfehler Nr. 1: Missachtung einer völlig anderen Lernkultur

  • Erfolgreiches E-Learning kombiniert oder ersetzt den fremdgesteuerten Lernprozess mit bzw. durch den selbstgesteuerten Lernprozess.
  • Der selbstgesteuerte Lernprozess orientiert sich in erster Linie an konkreten Bedürfnissen und Voraussetzungen der Lerner. Diese sind vielen E-Learning-Auftraggebern jedoch aufgrund ungenügender Bedarfsanalyse weitgehend unbekannt.
  • Wird E-Learning nach den Prinzipien des fremdgesteuerten Lernprozesses entwickelt, können die Bedürfnisse der Lerner bzw. der neuen Lernkultur nicht erfüllt werden.
  • Der Lerner bricht bereits bei kleinsten Problemen ab, findet Ängste und Vorurteile bestätigt und baut Widerstand auf. Der Lernprozess wird nicht verbessert sondern verkompliziert, verschlechtert oder findet am Ende gar nicht mehr statt.
Tipp:
Andere Länder, andere Sitten. Machen Sie sich mit Grundregeln,Sitten und Gebräuchen der neuen Lernkultur eng vertraut, bevor Sie mit Ihren Aktivitäten beginnen. Das Selbstverständnis als "Bildungsdienstleister" ist hierfür unabdingbar.

Kardinalfehler Nr. 2: Missachtung der Komplexität

  • E-Learning stellt ein äußerst komplexes Universum mit einem Dreigestirn aus Technologie, Inhalt und Methode dar.
  • Die bereits hochkomplexen Einzelkomponenten müssen mit vorhandener Lernkultur, Lernzielgruppe und Zielsetzung in Einklang gebracht werden, auf harmonisches Zusammenspiel ausgerichtet und getestet werden (Beta-Test bzw. Pilotierung).
  • Eindimensionale Lösungen, die im Wesentlichen nur auf eine Komponente ausgerichtet werden, sind von vorneherein zum Scheitern verurteilt.
Tipp:
Verinnerlichen Sie das Begriffstrio Technologie, Inhalt (oder Content) und Methode. Betrachten Sie E-Learning als komplexen, mehrdimensionalen Prozess der allerhöchsten Anforderungen gerecht werden muss, um seinen Nutzen zu entfalten.

Kardinalfehler Nr. 3: Mißachtung der Risiken

  • IT- und E-Learning Projekte haben insbesondere bei Premieren den Charakter einer Expedition.
  • Wer Neuland erobern will, muss irgendwann aufs offene Meer hinaus. Unkalkulierbare Risiken liegen dabei in der Natur der Sache.
  • Das erfordert Risikobereitschaft, Problem- und Fehlertoleranz, Pragmatismus und vor allem Praxiserfahrung.
  • Viele E-Learning-Auftraggeber segeln ohne Erfahrung und mit ungenügender Ausrüstung los. Der Großteil davon wird bereits bei leichtem Wellengang seekrank und kentert im ersten Unwetter. Nur ein Bruchteil der Expeditionen kann deshalb das andere Ufer bzw. die ursprünglichen Ziele erreichen.
Tipp:
Wenn Sie eine erfolgreiche und möglichst unkomplizierte Expedition anstreben, sollten Sie Flexiblität und Pragmatismus im Gepäck haben und darauf achten, dass auch alle anderen im Boot damit an Bord gekommen sind.

Kardinalfehler Nr. 4: Unrealistische Zielsetzungen

  • Auftraggeber ohne Praxiserfahrung neigen zu der Illusion, eine über Generationen gewachsene Lernkultur von heute auf morgen umkrempeln zu können.
  • Die Implementierung von E-Learning als strategisches Instrument in bestehende Aus- und Weiterbildungsstrukturen ist ein mittel- bis langfristiger Prozess, der in drei zentralen Phasen abläuft:

    • Phase 1: Basisarbeit ca. 9 - 18 Monate
    • Phase 2: Aufbauarbeit ca. 12 - 24 Monate
    • Phase 3: Operativer E-Learning Betrieb
  • Die einzelnen Phasen sind nicht statisch, sondern gehen fließend ineinander über. Sie gliedern sich auf Projektebene in sieben bis neun Detailprojektphasen.
Tipp:
Versuchen Sie nicht, Rom am ersten Tag zu erbauen. Betrachten Sie Entwicklung und Implementierung von E-Learning unter mittel- bis langfristigen Gesichtspunkten und berücksichtigen Sie dies mit Weitsicht in Ihren Zeit- und Kostenplänen.

Kardinalfehler Nr. 5: Missachtung der Hausaufgaben

  • Zur Erreichung einer erfolgversprechenden Ausgangsbasis sowie der Identifikation der besten Anwendungen, Anbieter und Dienstleister sind bereits drei Projektphasen zu bewerkstelligen:

    1. Der Einstiegscheck
    2. Die Bestandsaufnahme
    3. Die Marktrecherche
  • Viele Auftraggeber investieren jedoch, ohne die Hausaufgaben gemacht zu haben und beginnen mit Projektphase 4: Der Anbieterauswahl.
  • Die Wahrscheinlichkeit, unter diesen Voraussetzungen die beste Lösung und die gesteckten Ziele zu erreichen, tendiert gegen Null.
Tipp:
Wählen Sie auf keinen Fall Lösungen aus oder vergeben Aufträge, bevor Sie die Hausaufgaben erledigt haben. Sofern Sie nicht über die hierfür erforderliche Kompetenz und Erfahrung verfügen, holen Sie bereits in der Anfangsphase den Rat von unabhängigen Experten ein.

Kardinalfehler Nr. 6: Energieverschwendung

  • Ausbleibende Marktrecherche lässt evtl. bereits vorhandene Standardlösungen oder Angebote mit besserem Preis-Leistungsverhältnis außer acht.
  • Deshalb werden längst vorhandene Räder immer wieder neu und aufwendig erfunden oder die schlechteren Lösungen eingekauft.
  • Die pragmatische und preiswerte Standard- bzw. "Einfachlösung" ist der Highend-Insellösung tendenziell vorzuziehen, auch wenn hier die Anforderungen nicht zu 100 % erfüllt werden. Denn Insellös...

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