Die Methode der User Experience Fishbowl – zu Deutsch am treffendsten mit Anwendererfahrung Goldfischglas übersetzt – ist primär dazu angelegt, das Know-How einer kleinen Gruppe, die Erfahrungen mit einem Thema gemacht haben, mit einer anderen, größeren Gruppe im Unternehmen oder der gesamten Organisation zu teilen. Dabei sind die User, die über Erfahrung verfügen, die "Goldfische", die im Glas schwimmen. Die Personen, die an den Erfahrungen teilhaben sollen, betrachten die schwimmenden "Goldfische" im Glas.

Aufbau einer Users Experience Fishbowl-Session

Die für die Vorbereitung der Session nötigen Mittel finden sich überall. Denn zwingend notwendig für die Vorbereitung einer Fishbowl-Session sind nur Stühle. Sie werden in zwei Kreisen angeordnet. Die User im Goldfischglas, die ihre Erfahrungen weitergeben, werden dabei im inneren Kreis platziert. Der äußere Kreis (bei zahlreichen Teilnehmenden können es mehrere äußere Kreise sein), wird mit den Teilnehmenden besetzt, die über die Nutzererfahrungen unterrichtet werden sollen.

Nötig sind also genügend Stühle und genügend Raum für den Aufbau der Kreise. Bei großen Teilnehmerzahlen sind möglicherweise Mikrofone sinnvoll, um Gesprächsbeiträge zu übertragen.

Im inneren Kreis sollten sich 3 -7 Personen, im äußeren Kreis jeweils 3 -4 Personen in jeder Satellitengruppe.

Teilnehmende im inneren Kreis

Für eine gelingende Users Experience Fishbowl ist es wichtig, für den inneren Kreis ausschließlich Teilnehmende auszuwählen, die persönliche Erfahrung mit dem Thema haben. Teilnehmende werden nicht durch Rang oder Aufgabenbereich ausgewählt, sondern ausschließlich nach dem Grad ihrer unmittelbaren Erfahrung. Wenn es beispielsweise darum geht, im Hotel- und Gastgewerbe über die Erfahrungen im Umgang mit Gästen und ihrem Verhalten zu berichten, werden ausschließlich die im direkten Gästekontakt stehenden Personen für den inneren Kreis ausgewählt, nicht jedoch z. B. Vorgesetzte, die nur noch selten über Kontakte zu Gästen verfügen.

Teilnehmende im äußeren Kreis

Für die Teilnehmenden im äußeren Kreis gelten keinen spezifischen Auswahlkriterien. Alle, für die Teilhabe an den Erfahrungen sinnvoll ist, können eingeladen werden. Einziges Kriterium ist, dass die Teilnehmenden, die Inhalte der Nutzererfahrung kennenlernen, verstehen und eventuell mit neuen Ideen von außen anreichern wollen.

Fishbowl-Sessions: Mehr als nur ins Goldfischglas gucken

Natürlich ist die Teilnahme an der Fishbowl-Session für die Mitglieder des äußeren Kreises mehr als nur "ins Goldfischglas gucken". Sie sind vielmehr "teilnehmende Beobachter". Sie sollen die Gespräche im inneren Kreis genau beobachten. Dabei empfiehlt es sich auch auf nonverbale Äußerungen wie Gesten, Mimik usw. zu achten. Fragen stellen ist ausdrücklich gewünscht. Je nach Vorgabe des Moderators können diese Fragen sofort gestellt werden und so ein spontanes und schnelles Frage-Antwort-Spiel entstehen lassen. Das schafft ideale Voraussetzungen, um authentisch und unkompliziert von den Erfahrenen im inneren Kreis zu lernen. Teilnehmende aus dem äußeren Kreis können auch jederzeit in den inneren Kreis wechseln und aktiver werden, wenn ein Stuhl im inneren Kreis verfügbar ist. Teilnehmende aus dem inneren Kreis können auch jederzeit in den äußeren Kreis wechseln, wenn sie nichts mehr aktiv beitragen wollen.

Die Methode Users Experience Fishbowl ist die ideale Methode, um einen authentischen, persönlichen und informellen Know-How-Transfer zu gestalten. Sie unterscheidet sich als Transfer-Methode damit deutlich von anderen Methoden wie Workshops, Case-Studies, Wikis, die Wissen formalisiert aufbereiten.

Authentizität ist das Ziel

Keith McCandless und Henri Lipmanowicz weisen darauf hin, dass das Gelingen der idealen Users Experience Fishbowl-Session von den folgenden Verhaltensweisen der "Goldfische" abhängt.[1] Die Teilnehmenden des inneren Kreises sollen

  • sehr konkrete Erfahrungen und Beispiele schildern,
  • Erfahrungen und keine Meinungen wiedergeben,
  • sich mit den anderen Teilnehmenden im Fishbowl unterhalten, so als ob sie unter sich wären und sich in einer Bar oder während einer Autofahrt unterhalten und Erfahrungen austauschen würden,
  • keine Rede halten oder sich ans Publikum wenden,
  • auch negative Erlebnisse, also Erfolge und Misserfolge mitteilen ("the good, the bad, the ugly") und
  • möglichst lebhaft "Geschichten" erzählen.

Anwendungsbeispiele

Für die Users Experience Fishbowl finden sich zahlreiche Einsatzmöglichkeiten im Controlling.

  • Planungs- und Budgetierungsprozess: Im Zuge der Planung und Budgetierung ist das Controlling auf den Input von anderen Unternehmensbereichen ("interne Stakeholder") angewiesen. Basis für die Neugestaltung des Planungs- und Budgetierungsprozess können die Ergebnisse einer Fishbowl-Session sein.
  • Usability von Software (z. B. Reporting-Tool): Software-Anwender schildern ihre User-Experience mit einem "Self Service Reporting Tool" und geben den Software-Entwicklern/Providern wertvolle Einblicke.

Ablauf und Dauer (ca. 35 – 70 Min...

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