Am Beispiel eines mittelständischen Unternehmens wird gezeigt, wie die Portfolio-Analyse in der Forschung und Entwicklung umgesetzt werden kann.

2.1 Beschreibung der Vorgehensweise

An erster Stelle steht eine Ist-Analyse. Benötigt werden u. a. Informationen über die aktuellen Produkte des Unternehmens. Auch Aussagen zur künftigen Ausrichtung der Produktpalette sind erforderlich. Je Produkt müssen verschiedene Kriterien betrachtet werden. Diese Kriterien müssen von jedem Unternehmen grundsätzlich selbst bestimmt und festgelegt werden.

Wirtschaftlichkeit und strategische Bedeutung

Zwei Merkmale sind für nahezu jeden Betrieb von herausragender Bedeutung: Wirtschaftlichkeit und strategische Bedeutung. Beispiele für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit können Umsätze, Kapitalwert, Deckungsbeitrag oder interner Zinsfuß von Produkten sein. Die strategische Bedeutung lässt sich i. d. R. lediglich schätzen oder wird von der Unternehmensleitung festgelegt.

Innovationsgrad

Zudem können weitere Beurteilungsmerkmale gewählt werden, etwa der Innovationsgrad, der u. a. an der Neuartigkeit eines Produkts gemessen werden kann. Ist es eine Neuheit für das Unternehmen? Kann mit diesem Produkt die Branchenführerschaft übernehmen werden o. ä.?

Umsetzungsrisiko

Ein vierter Faktor kann schließlich das Umsetzungsrisiko sein. Bei vorhandenen Produkten, die lediglich verbessert werden sollen, ist es naturgemäß eher niedrig; schließlich wird der Artikel bereits produziert und verkauft. Bei echten Neuheiten, für die noch keine Erfahrungswerte vorliegen, wird das Risiko voraussichtlich um ein Mehrfaches höher liegen. Es kommen weitere Kriterien zur Bestimmung der Produktattraktivität in Betracht. Hier ist jedes Unternehmen gefordert, diese zu bestimmen und entsprechend in die Analyse einzuarbeiten. Grundsätzlich lässt sich die Produktattraktivität anhand von vier Merkmalen eindeutig festlegen. Sollen mehr Kriterien in die Entscheidungsfindung einfließen, so müssen ggf. zwei oder mehr Merkmale zu einem zusammengefasst werden.

 
Praxis-Tipp

Wenn vorgeschlagene Beurteilungskriterien für Sie unbedeutend oder nur geringem Nutzen sind, besteht die Möglichkeit, andere Kriterien auszuwählen, z. B. die Entwicklungsdauer (Time-to-Market).

Ist anhand dieser Merkmale die Produktattraktivität bestimmt worden, kann im nächsten Schritt die Verteilung der vorhandenen und geplanten F&E-Budgets erfolgen.

2.2 Darstellung und Besprechung der Entscheidungskriterien

Von Bedeutung für die meisten Unternehmen im Entwicklungsumfeld sind, wie bereits dargelegt, vor allem die folgenden Kriterien:

  • Wirtschaftliche Entwicklung.
  • Strategische Bedeutung.
  • Innovationsgrad.
  • Realisierbarkeit/Risiko.

Unternehmensplanung als Basis

Vorausgesetzt, das Unternehmen verfügt bereits über eine fundierte Planung, sind zumindest die ersten beiden Beurteilungsgrößen relativ leicht zu erhalten. Für den Fall, dass die Planung nicht in der Lage ist, die benötigten Informationen zu liefern, kann der vorliegende Portfolioansatz den Beteiligten helfen, eine entsprechende Planung systematisch und strukturiert durchzuführen.

Bewertung durch Beteiligte

Zu den Punkten Innovationsgrad und Realisierbarkeit ist es notwendig, sich gesondert Gedanken zu machen. Die beiden Kriterien unterliegen meist der subjektiven Einschätzung der Beteiligten. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass es durch die Einbeziehung aller Beteiligten möglich ist, einen Konsens herzustellen, sodass das subjektive Ergebnis von allen mitgetragen wird.

 
Praxis-Tipp

Wichtiger als die Benennung der absolut "richtigen" Größen ist, dass die Relationen bei der Bewertung zueinander passen. Daher können Sie meist auf Schätzungen zurückgreifen. Sie sollten sich nach der Bewertung mit den Verantwortlichen aus den Unternehmensbereichen die Zeit nehmen, zu prüfen, ob die Relationen innerhalb der Produktpalette stimmig und konsistent sind.

2.3 Die Kriterien im Einzelnen

Wirtschaftliche Entwicklung

Hier geht es um die Bewertung des monetären Ertrags, den ein Produkt dem Unternehmen heute und künftig bringt. Kriterien können u. a. sein Gewinn, Deckungsbeitrag, Kapitalwert oder interner Zinssatz.

Wichtige Fragen, die bei der Beurteilung der Wirtschaftlichkeit eine Rolle spielen sind u. a.:

  • Welchen Anteil am Gewinn hat ein Produkt heute, welchen Anteil wird/ soll es künftig haben?
  • Handelt es sich eine Cashcow, die noch über mehrere Jahre "gemolken" werden kann?
  • Sind die heutigen Produkte die, die auch in 2-4 Jahren noch gut zur Ergebnis beitragen?
  • Welche neuen Produkte können bestehende Produkte als Ergebnisträger abzulösen?

Strategische Bedeutung

Hier müssen die künftige Bedeutung eines Produkts bzw. dessen Entwicklungspotenzial richtig eingeschätzt werden. Die strategische Bedeutung stützt sich v.a. auf qualitative Größen ab.

Fragen, die helfen, die strategische Bedeutung zu bewerten, sind u. a.:

  • Sind die betrachteten Produkte in Zukunft weniger, gleich wichtig oder wichtiger als heute?
  • Wodurch erlangt ein Produkt für das Unternehmen die strategische Bedeutung?
  • Sollen während des Betrachtungszeitraums neue Produkte entwickelt und verkauft werden?
  • Wie wirken sich mögliche Veränderungen auf...

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