Mit dem Aufkommen der weltweiten Corona-Pandemie erscheinen Supply-Chain-Aktivitäten in einem anderen Licht. Während die Wertschöpfungsketten jahrelang hinsichtlich ihrer verbesserten Wirtschaftlichkeit abgeklopft wurden, rückt aktuell die Robustheit zerbrechlicher Netzwerke in den Fokus. Covid-19 war aber nur der Wachrüttler. Die Erhöhung der Robustheit in Lieferketten wird zukünftig auch wegen weiterer Faktoren unabdingbar sein. Dazu zählen der weltweit zunehmende Protektionismus (Handelsschranken), das häufigere Auftreten von Naturkatastrophen (Klimawandel), die strikte Einhaltung von Nachhaltigkeitsauflagen (Lieferkettengesetz), der zunehmende Globalisierungstrend (Internationalisierung) und der verschärfte Wettbewerb von Supply Chains untereinander (Verdrängungswettbewerb nach dem Motto: "Supply Chain against Supply Chain").

Mit der Überwindung der Corona-Pandemie wird sich in der Supply Chain langfristig das Pendel zwischen den beiden Ausprägungen "Effizienz" und "Resilienz" einschwingen. Beide Seiten der Medaille erscheinen wichtig: Es wäre unklug, nur eines dieser beiden Ziele isoliert zu verfolgen. Grundsätzlich ist zu hoffen, dass die Akteure aus der Pandemie ihre Lehren ziehen und Supply Chains dauerhaft robuster aufstellen. Um die richtige Balance zwischen Effizienz und Resilienz zu finden, sollten die Unternehmen gezielt Total-Cost-of-Ownership-Analysen einsetzen. In ihnen sind Risikokosten stärker zu gewichten, als dies heute der Fall ist (z. B. Transaktionskosten zur Informationsgewinnung, Prozesskosten für einen kurzfristigen Personalausgleich).

Um diesen latenten Balanceakt bestmöglich zu bestehen, ist es ratsam, dass Organisationen ihr Supply Chain Risk Management dauerhaft verbessern. Robuste Unternehmen agieren als Early Adopter und setzen auf End-to-End-Applikationen. Der Supply Chain Controller ist ein wichtiger Akteur, um dieses Ziel zu erreichen. Der Einsatz von Business Continuity Plans und die Neuausrichtung des Supplier-Rating-Systems leisten ihm gute Dienste. Ebenso spielt die Digitalisierung eine wichtige Rolle, um die Widerstandsfähigkeit in der Wertschöpfungskette zu steigern.[1] Der Einsatz von Ansätzen wie Internet of Things, Blockchain-Technologie und Machine Learning ist für ein zeitgemäßes Supply Chain Controlling alternativlos. Zur Messung der Supply Chain Performance bietet sich schließlich die Implementierung eines Supply-Chain-Execution-Systems an. Somit wird der Supply Chain Controller in die Rolle eines Business Partners schlüpfen, um dem (Supply Chain) Management beratend zur Seite zu stehen und die Unternehmensprozesse proaktiv zu lenken.

[1] Vgl. Goudz/Erdogan, 2021, S. 13.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Controlling Office. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge