Dieser Managementansatz hat sich in den vergangenen Jahren bewährt. Erste Ergebnisse belegen die Wirksamkeit des Ansatzes und der zugrunde liegenden Prozesse. So konnte die Bosch-Gruppe 2020 als erstes weltweit produzierendes Unternehmen die Klimaneutralität erreichen. Keiner der mehr als 400 Standorte weltweit hat seitdem noch einen CO2-Fußabdruck (Scope 1 und 2). Rund 2.000 neu gestartete Projekte in aller Welt und ein virtuelles Netzwerk von mehr als 1.000 Mitarbeitenden hat dazu beigetragen, dass aus einem strategischen Ansatz und einer ehrgeizigen Selbstverpflichtung in Rekordzeit wirksamer Klimaschutz geworden ist.

Neben dem bereits geschilderten Rahmen hat vor allem eine Vielzahl von informellen Elementen dazu beigetragen, dieses Ziel zu erreichen. Sie sind zugleich entscheidend dafür, die angestrebte Kultur der Nachhaltigkeit bei Bosch weiter zu kräftigen.

Wie diese Maßnahmen im Einzelnen aussehen, welchen Beitrag sie zur Erreichung der Klimaneutralität geleistet haben und welche Rolle sie im Kontext der Kulturtransformation bei Bosch spielen, soll im Folgenden erläutert werden.

Ehrgeiziges Projekt mit klarer Struktur

2017 als strategisches Projekt gestartet, ist Klimaschutz heute fest in der Organisation und im konzernweiten Regelwerk von Bosch verankert. Zur zentralen Steuerung des Projekts wurde ein crossfunktionales Kernteam etabliert, mit Vertretern der Bereiche Nachhaltigkeit/EHS, Einkauf und Controlling.

Um die gesteckten Ziele zu erreichen, setzt Bosch auf 4 Hebel:

  1. Steigerung der Energieeffizienz: Bis 2030 will Bosch an seinen Standorten die Energieeffizienz kontinuierlich steigern und so ein Einsparpotenzial von 1,7 Terrawattstunden (TWh) realisieren. Um die entsprechenden Maßnahmen zu finanzieren, hat die Geschäftsführung bis 2030 ein jährliches Budget von 100 Mio. EUR bewilligt.
  2. Regenerative Eigenerzeugung von Energie: Unter dem Begriff New Clean Power will Bosch die regenerative Erzeugung von Energie vorantreiben, sowohl durch Eigenerzeugung als auch über langfristige Bezugsverträge, die den Bau von Photovoltaikanlagen oder Windparks erst ermöglichen. 0,4 TWh sollen so bis 2030 regenerativ erzeugt werden.
  3. Grünstrom: Gerade beim Klimaschutz ist schnelles Handeln gefragt. Um die CO2-Neutralität möglichst schnell zu erreichen, setzt Bosch auf den Bezug von "grünem Strom" aus bestehenden Anlagen und baut den Bezug aus regenerativen Quellen mit entsprechendem Herkunftsnachweis aus. So konnten 2020 bereits 83 % des weltweiten Strombedarfs der Bosch-Gruppe über Grünstrom gedeckt werden. Tendenz steigend.
  4. Kompensation unvermeidbarer CO2-Emissionen: Als letzten Hebel setzt Bosch auf Kompensationsmaßnahmen (Carbon Credits), um unvermeidbare CO2-Emissionen aus Verbrennungsprozessen auszugleichen oder den Strombezug aus Ländern zu kompensieren, in denen Grünstrom nur eingeschränkt verfügbar ist. Der Anteil dieser Maßnahmen soll 2030 jedoch – verglichen mit dem Basiswert 2019 – bei maximal 15 % liegen.

Da sowohl die Verfügbarkeit und Qualität von Grünstrom als auch die rechtlichen Bedingungen für den Ausbau erneuerbarer Energien in den verschiedenen Ländern unterschiedlich sind, werden die Projekte in den Bereichen Grünstrom und New Clean Power von den Regionalorganisationen verantwortet. Dort zeichnen interdisziplinäre Teams aus den Bereichen Nachhaltigkeit, Energieeinkauf, Facility Management, Controlling und Steuern verantwortlich. Maßnahmen im Bereich Kompensation werden zentral geregelt, um die Qualität der Projekte zu gewährleisten. Die Bestellung und Abwicklung der Leistungen erfolgen dann durch die Standorte.

Im gesamten Projekt wird großer Wert auf agiles Arbeiten in kleinen Teams mit gut handhabbaren Teilpaketen gelegt. Die Geschäftsführung bleibt durch Quartalsberichte zum Projektstatus stets auf dem Laufenden.

 
Praxis-Tipp

Anreizsystem zur Übererfüllung von Zielen schaffen

Neue Herausforderungen erfordern neues Denken: Um einen maximalen Effekt für den Klimaschutz zu erreichen, wurde auch der Prozess der Zieldefinition im Projekt verändert. Früher wurden Konzernziele gleichermaßen auf Geschäftsbereiche und Standorte heruntergebrochen, es gab keinen Anreiz zur Übererfüllung, zusätzliche Potenziale wurden häufig nicht genutzt. Über ein Energieeffizienzbudget wurde daher ein Anreizsystem etabliert, das den kreativen Wettbewerb der Standorte um entsprechende Budgetmittel entfachte und so in Summe zu einer Verfünffachung der Energieeffizienzprojekte – und der entsprechenden Effekte auf das Klima – führte.

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