Zur Verdeutlichung nachfolgend ein Berechnungsbeispiel:[101]

Einkommensverhältnisse der Beteiligten:

Ehemann netto 2.500,00 EUR

./. berufsbedingte Aufwendungen 100,00 EUR

Einkommen damit 2.400,00 EUR

Ehefrau netto 650,00 EUR

./. berufsbedingte Aufwendungen 50,00 EUR

Einkommen damit 600,00 EUR

Nach den Einkünften des Ehemannes bestimmt sich der Kindesunterhalt nach Einkommensgruppe 3, 1. Altersstufe mit einem Zahlbetrag von 356,00 EUR.

In die Berechnung einzustellen (Rechenschritt 1):

Einkommen Ehemann 2.400,00 EUR

./. Kindesunterhalt 356,00 EUR

verbleibendes Einkommen 2.044,00 EUR

Einkommen Ehefrau 600,00 EUR

davon 1/3 überobligatorisch 200,00 EUR

verbleibendes Einkommen 400,00 EUR

Berücksichtigung Naturalunterhalt Ehefrau (Rechenschritt 2):[102]

Kindesunterhalt nach zusammengerechnetem Einkommen (2.400 + 600 = Gr.4) 378,00 EUR

Kindesunterhalt nach alleinigem Einkommen des Ehemannes (Gr. 3) 356,00 EUR

Differenz = Naturalunterhalt Ehefrau 22,00 EUR

Berechnung Ehegattenunterhalt (Rechenschritt 3):[103]

Einkommen Ehemann 2.044,00 EUR

Einkommen Ehefrau (400 ./. 22) 378,00 EUR

Einkommensdifferenz 1.666,00 EUR

davon 45 %: 749,70, gerundet 750,00 EUR

[101] Berücksichtigt wurde dabei die geänderte Rspr. des BGH zum Stichwort "Naturalunterhalt des betreuenden Elternteils" entspr. BGH NJW 2022, 2470 m. Anm. Obermann = FamRZ 2022, 1366 m. Anm. Langeheine = NZFam 2022, 833 m. Anm. Niepmann = FF 2022, 356 m. Anm. Schürmann, bspr. v. Born in LMK 2022, 810510; BGH NJW 2022, 621 = FamRZ 2021, 1965 m. Anm. Seiler = NZFam 2021, 1008 m. Anm. Niepmann = FF 2021, 499 m. Anm. Finke. Zur rechnerischen Umsetzung s. OLG Frankfurt a.M., FamRZ 2023, 45 m. Beitrag von Lies-Benachib, FamRZ 2023, 9 = BeckRS 2022, 36986.
[102] Die Rechenschritte zum Naturalunterhalt werden erst nach Abschluss der sonst üblichen bisherigen Rechenschritte angeschlossen, vgl. Lies-Benachib, FamRZ 2023, 9 (12) unter Ziff. 8.
[103] Der Erwerbstätigenbonus soll nach Vorgabe des BGH (BGHZ 224, 54 = NJW 2020, 238 m.Anm. Graba = NZFam 2020, 109 m. Anm. Schürmann = FF 2020, 115 m. Anm. Reinken, bspr. v. Born, LMK 2019, 424170) – anders als in der Vergangenheit mit 1/7 – künftig mit 1/10 in Ansatz gebracht werden, was für den Ehegattenunterhalt zu einer Quote von 45 % und günstigeren Beträgen für den Berechtigten führt (Kleffmann/Kleffmann, FuR 2023, 2 (3); Viefhues, FuR 2022, 62 (66).

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