Was Jobsuchende von einer guten Stellenanzeige erwarten

Die Stellenanzeige ist und bleibt Kontaktpunkt Nummer eins, wenn es um die erste Begegnung mit einem potenziellen Arbeitgeber geht. Die Auffindbarkeit und inhaltliche Gestaltung entscheiden maßgeblich darüber, ob sich jemand bewirbt – oder für ein anderes Unternehmen entscheidet. Eine Studie hat untersucht, welche Erwartungen Jobsuchende an eine Stellenanzeige haben.

Obwohl eine Stellenanzeige essenziell für den Erfolg im Recruiting und damit für den Fortbestand eines Unternehmens ist, sind viele dieser Job-Offerten beliebig und austauschbar und orientieren sich nicht oder kaum an den Bedürfnissen der Jobsuchenden. Aber was erwarten diese eigentlich von einer guten Stellenanzeige? Worauf kommt es an, um als Arbeitgeber bei potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern zu punkten?

Studie zu Erwartungen der Jobsuchenden an Stellenanzeigen

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, haben der Anbieter von E-Recruiting-Software Softgarden und Personalmarketing2null im Zeitraum März bis April 2021 genau die befragt, die unmittelbar von der Thematik betroffen sind: die Jobsuchenden. 1.442 Menschen haben mitgeteilt, welche Erwartungen sie an eine gute Stellenanzeige haben. Die Antworten sprechen eine deutliche Sprache und sind eine wertvolle Unterstützung bei der künftigen Gestaltung von Job-Offerten.

Stellenanzeige: keine Auffindbarkeit – keine Bewerber!

Eigentlich ist das eine selbstverständliche Regel im Recruiting: Ohne Auffindbarkeit einer Stellenanzeige kann es auch keine Bewerbungen geben. Entscheidend dafür ist der Stellentitel. Doch was erwarten Jobsuchende vom Stellentitel? Wie werden beispielsweise (vermeintlich) originelle Stellentitel wie "Powerpoint-Ninja", "Alltagsheld" oder "Chief City Officer" wahrgenommen? Welche Chancen haben Stellentitel wie "Wildlife Control Operator" oder "Hauptsachbearbeiterin/Hauptsachbearbeiter Umsatzsteuer", "Herausgehobene Sachbearbeiterin/Herausgehobener Sachbearbeiter in der Festsetzungs- und Erhebungsstelle"?

Die Antwort lautet: Die Chancen sind ziemlich schlecht. Während die überwältigende Mehrheit von 83 Prozent einen Stellentitel bevorzugt, der Auskunft darüber gibt, was jemanden in der Stelle erwartet beziehungsweise welche Kompetenzen und Kenntnisse für den Job gefordert sind, sprechen sich lediglich sechs Prozent für originelle und neun Prozent für unternehmensspezifische Stellentitel aus. Dass es äußert unwahrscheinlich ist, mit solch exotischen oder unbekannten Stellentiteln einen Job zu finden, war den Befragten wohl weniger bewusst.

Jobsuchende bevorzugen generisches Maskulinum im Stellentitel

Der Stellentitel ist das eine. Wie aber steht es um eine Ansprache, die möglichst alle Geschlechter inkludiert? Das Ergebnis dürfte viele überraschen, die eine vermeintlich inklusive oder "geschlechtergerechte" Sprache fordern. Denn tatsächlich ist es das "m/w/d" (und zwar genau in dieser Reihenfolge) in Verbindung mit der Berufsbezeichnung im generischen Maskulinum, welches von Jobsuchenden klar bevorzugt wird (29 Prozent).

Die Dominanz des generischen Maskulinums wird auch anderweitig deutlich: Mit 22 Prozent steht "w/m/d" in Verbindung mit der Berufsbezeichnung an zweiter Stelle. An dritter Stelle steht die Verwendung beider Geschlechter, also etwa "Verkäufer/Verkäuferin" (zehn Prozent). Sonderzeichen wie Sternchen oder Doppelpunkt spielen dagegen eine untergeordnete Rolle. 16 Prozent der Befragten ist es im Übrigen vollkommen egal, in welcher Form das Geschlecht im Stellentitel kenntlich gemacht wird.

Allerdings, auch das ist eine Erkenntnis der Umfrage: Für gut 20 Prozent der Befragten ist die einseitige Ansprache von ausschließlich Männern oder ausschließlich Frauen ein Grund, sich nicht auf eine Stelle zu bewerben ( hier gelangen Sie zu den ausführlichen Befragungsergebnissen bezüglich des Genderns).

Intransparente Aufgabenbeschreibung schreckt bei der Bewerbung ab

Tatsächlich ist aber eine unspezifische Aufgabenbeschreibung der Hauptgrund, sich nicht zu bewerben. 35 Prozent der Befragten nehmen von einer Bewerbung Abstand, wenn die Aufgaben so gestaltet sind, dass man sich nichts darunter vorstellen kann. Sind die Anforderungen überzogen oder unspezifisch, würden sich 29 Prozent nicht bewerben.

Auch fehlende Angaben zum Standort beziehungsweise zu Homeoffice-Möglichkeiten können dazu führen, dass die Bewerbungen ausbleiben. Interessanterweise sind diese Kriterien sogar für mehr Befragte relevant als der Stellentitel (wobei ohne aussagekräftigen Jobtitel die Stelle gar nicht auffindbar wäre).

Eine fehlende Gehaltsangabe ist zwar nur für knapp acht Prozent der Befragten ein Grund, sich nicht zu bewerben. Dennoch sollten Unternehmen das Gehalt trotzdem benennen. So bringt es einer der Befragten auf den Punkt: "Die Angabe des [ungefähren] Gehalts erspart Bewerbern sowie dem Unternehmen Zeit."

Die wichtigsten Elemente einer Stellenanzeige

Nach den oben genannten Ergebnissen ist es wenig überraschend, dass die Aufgabenbeschreibung (67 Prozent) und das Anforderungsprofil (62 Prozent) für die Jobsuchenden die wichtigsten Elemente einer Stellenanzeige darstellen. Stellentitel und Ansprechpartner teilen sich den dritten Platz (jeweils rund 37 Prozent).

Bildmotive oder eingebettete Videos hingegen werden von Jobsuchenden als eher unwichtig eingestuft. Selbst das Einbetten von Arbeitgebersiegeln hat für die Befragten einen höheren Stellenwert als ein (oft austauschbares) Bildmotiv. Deswegen lautet die uneingeschränkte Empfehlung an dieser Stelle, den Fokus auf den Inhalt zu legen: auf eine aussagekräftige, praxisnahe, ansprechend gestaltete Aufgabenbeschreibung und ein realistisches, für die Ziele der Aufgabe relevantes Anforderungsprofil. Beide Faktoren haben mehr Auswirkungen als jedes noch so kreative Bildmotiv beziehungsweise jeder noch so kreative Claim.

Auf die Textlänge kommt es weniger an

Aber bedeuten entsprechend umfassende Informationen nicht viel Text? Und heißt es nicht immer, Texte dürften nicht so lang sein, sonst würde sie niemand lesen? Sollten Arbeitgeber eine Aufgabenbeschreibung nicht besser auf ein Minimum reduzieren? Die Antwort heißt: "Jein". Tatsächlich ist die Textlänge egal, solange man sich ein umfassendes Bild von der Stelle machen kann, urteilen 41 Prozent der Befragten pragmatisch. Geht es um die Aufbereitung der Inhalte, so bevorzugen knapp 27 Prozent Aufzählungspunkte mit ausführlich ausformulierten Sätzen. Selbst eine bloße Aneinanderreihung von Substantiven wird den Befragten zufolge jeglichem Fließtext – egal ob kurz oder ausführlich – vorgezogen.

Keine Standardfloskeln und der Zielgruppe gerecht werden

Eine Stellenanzeige sollte der Zielgruppe und deren Anforderungen gerecht werden, so bringt es einer der Umfrageteilnehmer auf den Punkt. "Keine Standardfloskeln" und "ansprechende Formulierungen und den Leser an den Text fesseln" waren weitere Punkte, die benannt wurden. Und genau darum geht es: Menschen, die bereit sind, eine neue Stelle anzutreten, mit der Stellenanzeige zu begeistern und zu überzeugen. Ziel ist es, passende Mitarbeitende zu gewinnen und ans Unternehmen zu binden. Das gelingt aber nur mit Stellenanzeigen, die dank verständlicher Stellentitel gefunden werden, nicht generisch formuliert sind, auf die Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen potenzieller Bewerber eingehen, ein klares Bild der Aufgaben vermitteln und realistische Anforderungen benennen. Schaut man sich auf Deutschlands Karriereseiten und Jobbörsen um, so wird schnell offensichtlich, dass es noch viel zu tun gibt. Mögen Ihnen die Erkenntnisse der Umfrage dabei helfen, das zu ändern.

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