Dominanter Purpose


Unternehmen mit Purpose am Beispiel Apple

Purpose Driven Organizations setzen auf Zweckprogramme und vermeiden Konditionalprogramme, da diese den Handlungsspielraum der Personen stärker einschränken. Sie definieren das erwartete Ergebnis und lassen die Wahl der Mittel und Wege offen. Es geht um einen „Sense of Direction“.

Purpose Drive erzielen Organisationen primär dadurch, dass dieser ein besonderes Gewicht in der Entwicklung und Selbststeuerung selbiger bekommt. Sie richten soziale Räume und Prozesse ein, um Purpose zu finden und weiterzuentwickeln, aber auch um die Sinnorientierung der operativen Entscheidungen kontinuierlich zu beobachten und zu reflektieren. Durch solche Routinen wird Purpose permanent im Fokus der Aufmerksamkeit gehalten. Gleichzeitig lassen sich Abweichungen erspüren: Wo gibt es ungenutzte Potenziale? Wo weicht die Entwicklung von den ultimativen Zielen ab? So wird Purpose zum Treiber, Orientierungs- und Richtungsgeber für evolutionäre Variation, Selektion und Retention.

Purpose wird zum dominaten Programm


Im Alltag heißt das: Jede Entscheidung sollte auf den Purpose einzahlen und im Zweifel muss erklärt werden, inwiefern sie das tut. Dient ein Meeting dem Purpose? Trägt ein potenzieller neuer Mitarbeiter diesen mit?  Alles wird immer wieder mit Blick auf eine bestmögliche Übereinstimmung und Passung zum Purpos überprüft und weiterentwickelt. Programme gehen somit gegenüber den anderen Entscheidungsprämissen in Führung und Purpose wird zum dominanten Programm.


Purpose Driven Organizations setzen bis auf wenige Ausnahmen auf Zweckprogramme und vermeiden Konditionalprogramme, da diese den Handlungsspielraum der Personen deutlich stärker einschränken. Sie definieren das erwartete Ergebnis, lassen aber die Wahl der Mittel und Wege, dieses zu erreichen, offen. Es geht um einen „Sense of Direction“, um Orientierung und Ausrichtung, nicht um Planung und Kontrolle. Purpose Driven Organizations planen nur wenig, stattdessen lenken sie die Aufmerksamkeit auf den Sinn und Zweck und auf das konkrete Handeln (Zwei-Horizonte-Programmierung). Purpose und rasche Umsetzungsschritte und Experimente ersetzen – teilweise oder komplett – strategische Planung und Budgetierung. Bei Entscheidungen setzen sie zudem auf entwicklungsförderliche Regeln und Kriterien, die Innovation und Weiterentwicklung favorisieren und irreparable Schäden vermeiden sollen. „Safe enough to try“ und Entscheidungen im Konsens (niemand erhebt begründete Einwände) gehen vor Erfolgsgarantien und Konsens (alle sind dafür).

Der Purpose definiert den Beitrag einer Organisation


Unter Purpose wird dabei stets eine Kombination von eigenen Beiträgen und den damit erzielten Wirkungen verstanden. Der Purpose definiert, worin diese Wirkung besteht und welchen Beitrag die Organisation leisten will, um diese zu erzielen. Alles andere wird daran ausgerichtet. Purpose Driven Organizations wie Waschbär („Ökologie und soziale Verantwortung im Alltag lebbar machen“) oder Apple („Challenge the status quo“) sehen ihren Sinn und Zweck also in Beiträgen und Wirkungen, die über die eigenen Interessen der Organisation und die ihrer Eigentümer hinausgehen.

Profit, Größe oder Marktführerschaft sind Mittel, keine Zwecke an sich. Purpose Driven Organizations richten sich jedoch an Letzteren aus. Die Herausforderung dabei: Mittel können zu (Selbst-)Zwecken werden oder Ober-Zwecke (Purpose) sich evolutionär weiterentwickeln. Die Zweckmäßigkeit ist also nie absolut stringent. Diese Unschärfe wird jedoch bewusst toleriert. Sie erlaubt Variationen, beispielsweise neue Geschäfts- und Produktideen – und somit der Organisation, sich weiterzuentwickeln.


Dieser Artikel stammt auf dem Personalmagazin 06/2019 mit dem Schwerpunkt "Purpose". Lesen Sie das gesamte Magazin inklusive der Titelstrecke in der Personalmagazin-App.

Schlagworte zum Thema:  HR-Management, Unternehmenskultur