Rz. 5

Der Mieter ist dagegen wegen Verletzung seiner Obhutspflicht aus positiver Vertragsverletzung nach § 280 schadensersatzpflichtig, wenn er die Grenzen des ihm zustehenden vertragsgemäßen Gebrauchs überschreitet und dadurch die Mietsache verschlechtert oder verändert. Dabei muss der Mieter für alle Erfüllungsgehilfen einstehen (§ 278), zu denen nicht nur seine Familienangehörigen und seine Angestellten, sondern auch sämtliche von ihm beauftragten Handwerker und Lieferanten (BGH, Urteil v. 10.4.1976, VIII ZR 288/74, BGHZ 66, 349 [354]), seine Besucher (AG Köln, Urteil v. 11.9.1985, 204 C 499/83, WuM 1987, 21) sowie die von ihm mit der Bewachung der Mietsache beauftragten Personen (OLG Düsseldorf, Urteil v. 18.2.1988, 10 U 137/87, ZMR 1988, 222) zählen.

 

Rz. 6

Der Mieter haftet daher für Schäden an dem Parkett der Mietwohnung (LG Potsdam, Urteil v. 19.2.2009, 11 S 115/08, GE 2009, 655), die Beschädigung des Bodenbelags bei der Entfernung des fest verklebten Teppichbodens (LG Mannheim, Urteil v. 16.5.1974, 12 S 103/73, WuM 1976, 49; LG Mannheim, Urteil v. 19.12.1974, 12 S 48/74, WuM 1976, 181; LG Mannheim, Urteil v. 3.4.1975, 4 S 27/75, WuM 1976, 205), für Brandschäden infolge der falschen Aufstellung oder Installation eines Einzelofens (BGH, LM Nr. 2 zu § 556, OLG Köln, Urteil v. 12.4.1960, 9 U 24/60, VersR 1960, 860; OLG Düsseldorf, Urteil v. 19.5.1961, 10 U 193/60, ZMR 1965, 51), für Brandflecke im Teppichboden durch Besucher, für Schäden, die durch den Wasseraustritt aus einer Waschmaschine entstehen (OLG Hamm, Urteil v. 27.3.1984, 27 U 433/83, NJW 1985, 332; OLG Hamburg, Urteil v. 15.8.1984, 4 U 35/84, WuM 1985, 252; LG Berlin, Urteil v. 6.10.1970, 63 S 164/69, WuM 1971, 9) sowie für Schäden infolge einer laienhaften Installation einer elektrischen Leitung (LG Mannheim, Urteil v. 21.3.1974, 12 S 96/73, WuM 1975, 50).

Für den Verlust oder die Beschädigung eines Schlüssels hat er nur dann Schadensersatz zu leisten, wenn ihm ein schuldhafter Verstoß gegen mietvertragliche Obhutspflichten vorzuwerfen ist (AG Berlin-Spandau, Urteil v. 20.12.2012, 6 C 363/12, GE 2013, 276; AG Halle/Saale, Urteil v. 17.3.2009, 93 C 4044/08, GE 2010, 207 m. abw. Anm. Bieber GE 2010, 158 = NZM 2009, 739 = NJW-RR 2009, 1526). Der Mieter haftet auch für das Abplatzen der Emaille an der Badewanne durch Einwirkung von Fremdkörpern (AG Köln, Urteil v. 7.1.1986, 210 C 305/85, WuM 1986, 85), die Verstopfung der Abwasserleitung durch Spielzeug der Kinder. Der Mieter haftet dagegen nicht für die durch vertragsgemäße Nutzung entstehenden Gebrauchsspuren. Besteht keine abweichende vertragliche Regelung, ist der Vermieter verpflichtet, die Schönheitsreparaturen auszuführen (vgl. dazu näher unter 4.).

Unabhängig davon, ob die Schönheitsreparaturen wirksam auf den Mieter abgewälzt worden sind, hat der Mieter folgende Veränderungen zu vertreten: ungewöhnlicher – nicht neutraler – Anstrich oder eine besondere Tapezierung (KG, Urteil v. 9.6.2005, 8 U 211/04, GE 2005, 917; LG Frankfurt/Main, Urteil v. 31.7.2007, 2-11 S 125/06, NZM 2007, 922); nicht deckender Anstrich, nicht ordnungsgemäße Tapezierung (LG Berlin, Urteil v. 29.11.1994, 64 S 249/94, GE 1995, 115), das Überstreichen von Mustertapeten (KG, GE 1981, 1065) oder der vorhandenen Leimfarbe an den Zimmerdecken mit Binderfarbe (AG Hamburg-Wandsbek, Urteil v. 23.5.2011, 713D C 251/10, ZMR 2012, 23), die Neutapezierung ohne Entfernen der alten Tapeten (LG Berlin, Urteil v. 7.1.1994, 64 S 269/93, GE 1994, 584 [585]) oder Lackläufer bzw. Nasen an Lackflächen.

Eine aus dem üblichen Rahmen herausfallende Häufung von Dübellöchern ist durch den vertragsgemäßen Gebrauch nicht mehr gedeckt (AG Warendorf, Urteil v. 14.6.1983, 5 C 698/82, WuM 1983, 235; AG Dortmund, Urteil v. 19.4.1977, 110 C 883/75, WuM 1978, 173). Auch Schäden an Linoleumböden (z.B. durch Pfennigabsätze) muss der Mieter ersetzen (LG Mannheim, Urteil v. 14.6.1973, 12 S 9/72, WuM 1974, 8; LG Essen, Urteil v. 11.5.1962, 12 S 64/62, NJW 1962, 1398). Ist ein Teppichboden bereits nach zwei Jahren verschlissen, spricht dies ebenfalls für eine nicht mehr vertragsgemäße Abnutzung (AG Magdeburg, Urteil v. 19.4.2000, 17 C 3320/99, NZM 2000, 657).

Ist ein besonderes verstärktes Heizungs- und Lüftungsverhalten erforderlich, zu dem er grundsätzlich nicht verpflichtet ist (OLG Frankfurt, Urteil v. 11.2.2000, 19 U 7/99, NZM 2001, 39; LG Dortmund, Urteil v. 20.11.2007, 1 S 49/07, WuM 2008, 333; LG Hamburg, Urteil v. 29.8.1997, 311 S 88/96, NJW-RR 1998, 1309), muss der Vermieter den Mieter bei der Anmietung darauf hinweisen (AG Berlin-Tempelhof-Kreuzberg, Urteil v. 23.12.2008, 9 C 14/08, GE 2009, 331).

Das gilt auch für die durch das Aufstellen der Möbel direkt an die Wand ohne notwendige Hinterlüftung entstehenden Gefahren (LG Mannheim, Urteil v. 14.2.2007, 4 S 62/06, NZM 2007,682= ZMR 2007,971; AG Berlin-Spandau, Urteil v. 1.12.2010, 4 C 380/09, GE 2011, 209; AG Osnabrück, Urteil v. 4.7.2005, 14 C 385/04 NZM 2006, 224; AG Berlin-Tempelhof/Kreuzberg, a.a.O...

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