Zusammenfassung

 
Begriff

Als Lagerhaltungskosten bezeichnet man alle Kosten für die Bereithaltung von Lagerkapazitäten. Die Höhe der Lagerkosten ist abhängig von der Lageranzahl und -größe sowie dem Automatisierungs- und Rationalisierungsgrad im Lager. Sie sind umso höher, je geringer der Rationalisierungsgrad ist.

Die Lagerhaltungskosten setzen sich im Wesentlichen aus zwei Kostenblöcken zusammen:

  • Lagerkosten: Kosten der Lagerhaltung mit Ausnahme von Zinsen
  • Zinskosten: Kosten für das in Lagerbeständen gebundene Kapital

Mit Hilfe von Losgrößenformeln und der Kenntnis über die Lagerhaltungs-, Bestell- und Bearbeitungskosten können kostenoptimale Beschaffungsmengen abgeleitet werden, die nachhaltig das Unternehmensergebnis verbessern.

1 Welchen Nutzen bringt die Lagerhaltungskostenermittlung?

Die Lagerhaltungskosten dienen insbesondere der Bestimmung kostenoptimaler Beschaffungsmengen. Da ein direkter Zusammenhang zwischen Beschaffungsmenge und Kapitalbindung im Lager besteht, stellt sich folgende Frage: Ist es kostengünstiger, eine große Menge mit einer hohen Reichweite zu beschaffen, um Bestellkosten bei Fremdbezug oder Rüstkosten bei Eigenfertigung gering zu halten oder häufiger kleine Mengen zu beschaffen, um niedrige Lagerhaltungskosten zu erzielen (vgl. Abb. 1).

Abb. 1: Ableitung der kostenoptimalen Beschaffungsmenge

 
Praxis-Tipp

Durch Losgrößenformeln kostenoptimale Beschaffungsmengen ableiten

Mit Hilfe von Losgrößenformeln und der Kenntnis über die Lagerhaltungs-, Bestell- und Bearbeitungskosten können kostenoptimale Beschaffungsmengen abgeleitet werden, die nachhaltig das Unternehmensergebnis verbessern.

2 Wie setzen sich Lagerhaltungskosten zusammen?

2.1 Bestandteile der Lagerkosten

Bei den Lagerkosten überwiegen die vom Auslastungsgrad unabhängigen fixen Kosten. Daneben entstehen für die Einlagerung, Lagerung und Auslagerung von Waren variable Kosten, deren Höhe vom Lagerbestand und Lagerumschlag abhängen (s. Tab. 1).

 
Kostenbestandteile von Lagerkosten
Fixe Kosten Variable Kosten
Abschreibungen auf Gebäude und Lagereinrichtungen Innerbetriebliche Transportkosten (Prozesskosten, Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe)
Personalkosten (Verwaltung, Einlagerung, Lagerung, Auslagerung) Kosten für Verderb, Schwund und Qualitätsminderung
Versicherungen der Bestände, Gebäude, Lagereinrichtungen (Feuer, Diebstahl etc.) Kosten für Kapazitätsengpässe (Leasing, Fremdlagerung, Nacharbeit)
Kosten der Lagerverwaltung und Bestandsbuchführung Energiekosten (Strom, Wasser etc.)
Mietkosten, Pacht oder Grundsteuer  
Instandhaltungskosten  
EDV-Systemkosten, Lizenzen, Hardware  

Tab. 1: Kostenbestandteile von Lagerkosten

2.2 Ermittlung der Lagerkosten

Die Ermittlung der Lagerkosten erfolgt in der Regel jährlich über die Kostenstellenrechnung. Der Vorteil hierbei liegt insbesondere auf der bereits getrennten Kostendarstellung über Kostenstellen. Darüber hinaus werden aufwandsungleiche Kosten (→ kalkulatorische Kosten) wie kalkulatorische Abschreibungen, kalkulatorische Wagniskosten, kalkulatorische Miete einbezogen. Falls keine Kostenstellenrechnung besteht, können die Kosten aus der Gewinn- und Verlustrechnung bzw. aus der Buchhaltung entnommen und anteilig verrechnet werden. Die Lagerkosten bestehen dann jedoch ausschließlich aus aufwandsgleichen Kosten.

 
Praxis-Tipp

Ermittlung bei differenzierten Lagerstufen

Existieren mehrere Lagerstufen wie Wareneingangs-, Produktions- und Fertigteilelager, müssen die Lagerkosten für jede Stufe ermittelt werden.

 
Praxis-Beispiel

Ermittlung der Lagerhaltungskosten

Ein mittelständisches Produktionsunternehmen benötigt für die Berechnung der Lagerhaltungskosten eine Aufstellung über die Lagerkosten. Da keine Kostenstellenrechnung vorhanden ist, müssen die Lagerkosten ermittelt werden. Folgende Jahresdaten liegen vor:

 
Lagerfläche: 2.000 m² Mietpreis: 3 EUR/m²
Personalkosten: 169.590 EUR    
Anteilige Verwaltungskosten: 40.000 EUR    
Abschreibungen: 10.000 EUR    
Versicherungskosten: 6.000 EUR    
Anteiliger Energieaufwand: 50.000 KWh Preis KWh: 0,06 EUR
Anteilige EDV-Kosten: 4.000 EUR    

Daraus ergeben sich Lagerkosten, wie in Tab. 2 dargestellt.

 
Lagerkosten im Betrachtungszeitraum: Jahr 02
Kostenart Kosten
Personalkosten 169.590 EUR
Mietkosten (2.000 m² x 3 EUR/m² x 12 Monate) 72.000 EUR
Anteilige Verwaltungskosten 40.000 EUR
Abschreibungen 10.000 EUR
Versicherungskosten 6.000 EUR
Anteilige EDV-Kosten 4.000 EUR
Energiekosten (50.000 KWh x 0,06 EUR/KWh) 3.000 EUR
Lagerkosten gesamt Jahr 02 304.590 EUR

Tab. 2: Lagerkostenermittlung am Praxis-Beispiel

Für das Unternehmen ergeben sich für das Jahr 02 demnach 304.590 EUR Lagerkosten. Mit Hilfe eines Lagerkostensatzes können diese Lagerkosten anteilig auf die vorgehaltenen Artikel verrechnet werden.

2.3 Berechnung des Lagerkostensatzes

Der Lagerkostensatz errechnet sich aus dem Verhältnis der Lagerkosten und dem durchschnittlichen Lagerbestand (bewertet zu Einstandspreisen bei Fremdbezug/Herstellkosten bei Eigenfertigung).

 
Lagerkostensatz (in %) =   Lagerkosten × 100  
∅ Lagerbestandswert

Zur Ermittlung des durchschnittlichen Lagerbestandes pro Jahr werden je nach Regelmäßigkeit der Lagerzugänge und -abgänge folgende Formeln eingesetzt:

  • Bei regelmäßigen Lagerzugängen und -abgänge...

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