Rz. 111

Da Unternehmen u. U. Eigenkapital durch Fremdkapital ersetzen, um die Eigenkapitalrentabilität zu erhöhen (Leverage-Effekt), sollte neben der Eigenkapitalrentabilität unbedingt die Gesamtkapitalrentabilität (GKR) herangezogen werden. Sie wird wie folgt ermittelt:

 
Gesamtkapitalrentabilität (vor Steuern) = Jahresergebnis vor Steuern + ­Fremdkapitalzinsen
Gesamtkapital

Als Ergebnisgröße wird hier der Gewinn vor gesamter Verwendung, also vor Verteilung auf Eigen-, Fremdkapitalgeber und Fiskus (Einkommen- und Ertragsteuer), zum Gesamtkapital des Unternehmens ins Verhältnis gesetzt. Damit wird zum Ausdruck gebracht, welche Rendite das Unternehmen als Ganzes mit dem gesamten eingesetzten Kapital erwirtschaftet hat. Diese Rendite wird daher auch Unternehmensrentabilität genannt. Sie ist für den zwischenbetrieblichen Vergleich interessant, da hier unabhängig von der Art der Finanzierung und jeweiliger Steuersituation Aussagen über die Ertragskraft des Unternehmens gemacht werden können. Vergleicht man die Gesamtkapitalrentabilität mit den durchschnittlichen Kapitalkosten, so ist erkennbar, wie effizient mit dem gesamten zur Verfügung gestellten Kapital gearbeitet wurde.

 

Rz. 112

Wenn andererseits hier eine Gesamtkapitalrentabilität nach Steuern ermittelt werden soll, muss die allgemeine Formel eine geringfügige Änderung erfahren, da die Fremdkapitalzinsen die Ertragsteuern im Jahresergebnis nach Steuern gemindert haben und dieser Effekt nun neutralisiert werden sollte:

 
Gesamtkapitalrentabilität (nach Steuern) = Jahresergebnis nach Steuern +
Fremdkapitalzinsen x (1 – Steuersatz)
Eigenkapital

Das Unternehmen wird dadurch so dargestellt, als besäße es nur Eigenkapital und wäre schuldenfrei. Diese Unabhängigkeit der Gesamtkapitalrentabilität von der Finanzierungsstruktur und den Fremdkapitalzinsen kann jedoch auch zu Fehlinterpretationen führen, wenn diese Kennzahl isoliert betrachtet wird. So kann die Gesamtkapitalrentabilität trotz Jahresfehlbetrag, also negativem Erfolg, positiv sein, wenn die Fremdkapitalzinsaufwendungen größer sind als der Jahresfehlbetrag.

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