Was bringt DMP für chronisch Kranke?

Chronisch Kranke sind im Alltag oft eingeschränkt. Spezielle Disease Management Programme (DMP) haben zum Ziel, chronisch Kranke nach Plan zu behandeln, Folgeerkrankungen zu vermeiden und den Alltag zu erleichtern. Wie funktionieren DMP und für wen sind sie geeignet?

Disease Management Programme (DMP) sollen chronisch kranken Menschen eine gut abgestimmte und kontinuierliche Betreuung ermöglichen, erläutert Ann Marini vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV). DMP werden angeboten für Diabetes, Brustkrebs, Asthma und die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung COPD sowie die Koronare Herzkrankheit.

DMP-Teilnahme muss erklärt werden

An einem DMP interessierte Patienten können sich an den Arzt oder die Krankenkasse wenden. Denn Patient und Arzt müssen explizit ihre Teilnahme erklären – der Patient gegenüber der Krankenkasse, der Arzt gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung, erklärt Marini. Zusammen mit dem Arzt füllt der Patient eine Teilnahmeerklärung und die Erstdokumentation aus.

DMP-Teilnahmevoraussetzungen

Für eine DMP-Teilnahme muss eine gesicherte Diagnose durch den behandelnden Arzt vorliegen. Daneben muss der Patient bereit sein, aktiv am DMP teilzunehmen, ergänzt Kai Fortelka vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) der Ärzte, Krankenhäuser und Krankenkassen. Der G-BA legt die DMP-Richtlinien für die Inhalte der Chronikerprogramme fest.

Auch an den Arzt werden Anforderungen gestellt. Er muss z. B. regelmäßig an fachlichen Weiterbildungen teilnehmen und vertraglich vereinbarte Versorgungsziele erreichen.

Welche Leistungen beinhalten die DMP?

DMP beinhaltet keine besonders exotischen Therapien. Zu den Programmen gehören

  • die Behandlung mit Medikamenten,
  • andere Therapien und
  • Schulungen für die Patienten.

Chronisch Kranken sollen durch DMP mehr über ihre Krankheit und den Umgang damit erfahren.

DMP-Patient muss mitwirken

Ein DMP-Teilnehmer muss regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrnehmen. Die gesundheitliche Entwicklung wird dokumentiert. Die Teilnehmer müssen zustimmen, dass ihre Daten erhoben, verarbeitet und genutzt würden. Der behandelnde Arzt gebe die Daten des Versicherten in pseudonymisierter Form vollständig an die Krankenkasse, erklärt Marini. Diese Dokumentationen stehen allerdings unter einem besonderen Datenschutz und dürfen nur für DMP-Zwecke eingesehen und verarbeitet werden.

Keine Zusatzkosten für DMP-Teilnehmer

Für gesetzlich Krankenversicherte ist die DMP-Teilnahme kostenfrei. Mehrfach Erkrankte können sich auch in verschiedenen Programmen einschreiben.

Die Teilnahme an DMP ist freiwillig. Nicht jeder Erkrankte mit einer DMP-Diagnose muss an dem angebotenen Programm teilnehmen.

Bei DMP wird auch der Facharzt hinzugezogen

Heribert Brück vom Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK) berichte aus seiner Erfahrung mit DMP-Patienten: Ein an z. B. an Koronarer Herzkrankheit (KHK) erkrankter DMP-Teilnehmer, müsse einmal im Quartal zum Arzt. Dabei wird der aktuellen Gesundheitszustand festgestellt und ein spezieller DMP-Bogen ausgefüllt. Der Arzt legt dann die angestrebten Werte für Blutdruck, Cholesterin usw. fest. "Außerdem sollen bei KHK regelmäßig Ergometrien durchgeführt werden", sagt Brück. Viele Hausärzte können diese ärztlicher Kontrolle auf einem Fahrradergometer allerdings nicht mehr selbst machen. Sie schicken ihre DMP-Patienten zum Kardiologen.

Fachärzte unterstützen DMP

Geht ein DMP-Patient erstmals während seiner DMP-Teilnahme zum Facharzt, sollte er unbedingt auf sein DMP hinweisen. Der Facharzt muss wissen, dass der Patient ein DMP macht und künftig regelmäßig kommt. Welche Fachärzte mit eingebunden werden, ist von der DMP-Diagnose abhängig. Bei DMP für Diabetiker müssen diese z. B. regelmäßig zum Augenarzt.

Erste DMP werden am häufigsten genutzt

Derzeit werden laut Fortelka in Deutschland schon rund 6,2 Mio. Patienten in Disease-Management-Programmen betreut. Am häufigsten genutzt wird DMP Diabetes mellitus Typ 2. Dort sind etwa 3,5 Mio. Patienten eingeschrieben. Diabetes Typ 2-DMP und DMP für Brustkrebs-Patientinnen waren am 1.7.2002 die ersten angebotenen Chronikerprogramme.

dpa
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