Philipp Tilk Die Quantifizierung des Vertrauens Dissertation 2023, 109,90 EUR Verlag Duncker amp Humblot, Berlin ISBN 978-3-428-19084-3

Es gehört zur Tradition dieser kleinen Bücherschau, nicht nur auf die Standard- und Praxiswerke zu schauen, sondern auch bemerkenswerte wissenschaftliche Arbeiten in den Blick zu nehmen.

Eine solche Arbeit stellt die Untersuchung von Transparenzanforderungen an das Kreditscoring von Philipp Tilk dar. Die dort aufgeworfenen Fragen stellen sich nämlich nicht nur beim ursprünglichen Abschluss eines (Verbraucher-)Kreditvertrages, sondern auch beim Abschluss von dem gleichkommenden Zahlungsvereinbarungen in der Forderungseinziehung. Für den Gläubiger und seine Bevollmächtigten stellen sich auch hier die Fragen nach dem Ob, dem Wie und auch den rechtlichen Rahmenbedingungen.

Richtig wird schon im Ansatz gesehen, dass Kreditscoring nicht nur in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Kreditnehmers eingreift, sondern auch dem Schutz des Kreditnehmers vor einer individuellen Überforderung wie auch der Stabilität des gesamten Kreditmarktes und insoweit generalpräventiven Allgemeinzwecken dient. In diesem Spannungsfeld müssen Zielkonflikte aufgearbeitet und dann in Anwendung und Regulatorik sorgsam abgewogen werden. Wer hier Datenschutz und Transparenz allzu weit präferiert, nutzt dem Verbraucher nicht, sondern schafft erst Grundlagen für eine finanzielle Überforderung. Dabei muss auch gesehen werden, dass Transparenz (auch) Ausgangspunkt für Manipulation sein kann. Insoweit mag man den Weg mitgehen, dass zu berücksichtigende Informationen benannt werden. Dies muss aber nicht so weit gehen, dass deren Gewichtung gleichermaßen offenbart wird. Insoweit regt die Arbeit zur Diskussion, zum Widerspruch und zur Zustimmung gleichermaßen an. Wichtig ist es, die eigenen Gedanken im gespannten Bogen zu schärfen.

Fazit: Wer Spaß daran hat, über grundsätzliche Fragen des Kreditscorings nachzudenken, findet hier eine Reihe von Denkanstößen, die auch in den weiteren Diskussionen in der Praxis der Rechtsprechung und Fortentwicklung der Gesetzgebung nicht verloren gehen sollten.

Ich wünsche Ihnen beim Lesen Spaß und am Ende einen Nutzen, der im wahrsten Sinne des Wortes "etwas bringt".

Autor: Frank-Michael Goebel

VRiOLG Frank-Michael Goebel

FoVo 4/2024, S. 80

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