Es gibt für die Personalauswahl kein bedeutsameres Persönlichkeitsmerkmal als die Intelligenz. Sie ist sozusagen die Mutter aller Kriterien und Schlüsselkompetenz in einem. Und doch fristet sie bei Besetzungsprozessen nur ein Schattendasein. Warum ist das so?
Kennen Sie Alice und Madeleine Binet? Ihr Vater Alfred stellte 1905 den ersten Intelligenztest vor. Damals ging es darum, die Schulreife von Kindern frühzeitig zu testen. Seine beiden Töchter mussten als Versuchskaninchen herhalten. Auf die Überlegungen des französischen Psychologen gehen Intelligenztests bis heute zurück.
Es ist ja so eine Sache mit der Intelligenz. Dumm sind garantiert immer die anderen, und jeder hält sich selbst für zumindest so intelligent wie sein Gegenüber. Auch deswegen sind Bonmots zum Thema so populär. In Zeiten der Pandemie gilt das offensichtlich besonders. Nur zwei Beispiele: "Könnte es sein, dass das Coronavirus zu einem globalen Intelligenztest mutiert?" fragte die Süddeutsche Zeitung mit Blick auf die vielen Leugner des Virus und seiner Gefährlichkeit. Und Loriot, Altmeister des geflügelten Worts, wurde der Spruch untergeschoben: "Intelligente suchen in Krisenzeiten nach Lösungen, während die Idioten nach Schuldigen suchen." Das hat er zwar nie gesagt, ...