Weiterbildung in der digitalen Arbeitswelt

Die Digitalisierung verändert die Berufsprofile. Darauf reagieren die Arbeitgeber und auch die Bundesarbeitsagentur mit Weiterbildungsangeboten. Doch vielerorts fehlen offenbar nicht nur einheitliche Standards, sondern auch eine weitsichtige Weiterbildungsstrategie.  

In der digitalisierten Arbeitswelt gewinnt Weiterbildung immer mehr Prozesscharakter: Einerseits nimmt die Halbwertszeit von Fachwissen mit der rapiden Technologie-Entwicklung zusehends ab. Schon deshalb besteht gerade im Bereich der Digitalkompetenz stetiger Weiterbildungsbedarf. Andererseits werden mit den neuen Formen der Projektarbeit jedoch auch die sogenannten Soft Skills immer wichtiger – hier ist ebenfalls kontinuierliches Lernen gefragt; sowohl im Umgang mit den Kollegen als auch in der Arbeitsorganisation und Selbstführung. 

Digitalisierung erfordert Weiterbildung

So ist es kaum verwunderlich, dass auch eine Mehrheit der Mitarbeiter offenbar noch längst nicht ausgelernt hat. Das legte kürzlich die aktuelle Ausgabe des vierteljährlichen "Randstad Arbeitsbarometers" nahe: 60 Prozent der 400 deutschen Studienteilnehmer waren der Ansicht, dass für die kommenden Herausforderungen spezielle Fähigkeiten notwendig seien. Über diese Fähigkeiten würden derzeit jedoch weder ihre Teams noch die Kollegen verfügen — sie müssten erst erlernt werden, lautet die Einschätzung dieser Befragtengruppe.

Weiterbildung in Eigeninitiative?

Nur die Hälfte (51 Prozent) der Studienteilnehmer geht allerdings davon aus, dass sie ihren Arbeitsplatz langfristig sichern könnten, wenn sie ihre Fähigkeiten im Bereich der Digitalisierung selbstständig ausbauen. Mit Blick auf die fehlende Eigeninitiative vieler Mitarbeiter sagte Lars Hewel, Director Business Intelligence, Concepts & Strategy bei Randstad: "Hier müssen Unternehmen zu Lotsen werden. Das heißt: Angebote und Akzeptanz schaffen, Mitarbeiter begeistern, Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen."

Unternehmen als Weiterbildungstreiber

Auf gesamtgesellschaftlicher Ebene scheinen die Unternehmen jedoch schon einiges zu leisten. Denn Weiterbildung heißt in Deutschland offenbar vor allem betriebliche Weiterbildung: Zu diesem Ergebnis kam jüngst ein Gutachten von Bildungs- und Arbeitsmarktexperten, das von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung gefördert wurde. So würden laut der Expertise etwa 70 Prozent aller Schulungsaktivitäten in Deutschland auf die betriebliche Weiterbildung entfallen. Problematisch sei dabei jedoch, dass es keine einheitlichen Standards, sondern vielmehr hunderte verschiedener Fortbildungsordnungen gebe. Doch nicht nur hier sehen die Experten Reformbedarf.

Weitblick in Weiterbildungsförderung

Kritik äußern die Gutachter vor allem an der Bundesagentur für Arbeit (BA). Zwar würde die BA ihr Angebot seit kurzem wieder ausbauen, diese Maßnahmen seien jedoch nicht ausreichend. So hätten von den rund 1,3 Millionen ungelernten Arbeitslosen zuletzt jährlich nur knapp 50.000 eine Fortbildung mit dem Ziel eines Berufsabschlusses begonnen. 

Laut der Expertise sei die Strategie der BA insgesamt zu kurzfristig angelegt: So würde dem Kostenaspekt oft der Vorrang gegenüber einer umfassenden beruflichen Qualifizierung eingeräumt. Obwohl sich der positive Effekt einer umfangreichen Qualifizierung von ungelernten Arbeitslosen erst nach einigen Jahren nachweisen ließe, fassen die Experten zusammen, sollte die "abschlussbezogene Weiterbildungsförderung" künftig Vorrang bekommen.


Das könnte Sie ebenfalls interessieren: 

Soziale Kompetenz: Soft Skills bleiben auf den internationalen Arbeitsmärkten gefragt

Weiterbildung: Personalentwickler fordern Eigeninitiative

Schlagworte zum Thema:  Weiterbildung, Digitalisierung