Suche nach Personal-Fachkräften explodiert

Während in vielen Wirtschaftszweigen der akute Fachkräftemangel schon seit einiger Zeit das Tagesgeschäft beherrscht, gab es bei der Suche nach HR-Fachkräften bisher nie Knappheit. Diese Situation scheint sich aktuell im Eiltempo zu verändern. Denn laut des Hays Fachkräfte-Index ist die Suche nach Personalerinnen und Personalern im ersten Quartal 2022 regelrecht explodiert.

In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Die Suche nach breiter HR-Kompetenz ist in gerade einmal drei Monaten um ganze 128 Prozentpunkte angestiegen. Bereits im vierten Quartal des vergangenen Jahres kletterte die Suche nach HR-Fachkräften auf 210 Prozentpunkte – ein enorm hohes Suchniveau, das sich nun nochmals hochgeschaukelt hat (+388 Prozent).

Gute Zeiten für Recruiter

Konkret suchen die meisten Unternehmen Recruiterinnen und Recruiter (+210 Prozent), Personalreferentinnen und -referenten (+130 Prozent), HR Business Partner (+119 Prozent) und Employer Branding Manager (+114 Prozent). Das macht in Summe eine Gesamtanzahl von 17.600 ausgeschriebenen HR-Stellen allein für das erste Quartal 2022. Gleichzeitig markiert dieser Wert ein Allzeithoch für diese Berufsgruppe seit der ersten Erhebung des Hays Fachkräfte-Index im Jahr 2015. "Der Split der nachgefragten Positionen zeigt, dass die Personalarbeit einen immer strategischeren Stellenwert in den Unternehmen bekommt und daher Kompetenzen weiter ausdifferenziert werden müssen", so Florian Wagner, Leiter der Business-Unit HR beim Personalberater Hays. Weiter räumt er ein: "Themen wie Homeoffice-Konzepte oder Vorgaben für hybride Arbeit haben den bestehenden Personalbereich an seine Kapazitätsgrenzen gebracht. Jetzt wird dringend Unterstützung benötigt, vor allem, um die Themen Recruitment und Retention zu priorisieren."

Pandemie hat breite Personalnot verschärft

Ähnlich wie den Personal-Etagen geht es anderen Industriebereichen: Auch sie ächzen laut dem Fachkräfte-Index unter einer angespannten Personalsituation. Gegenüber dem vierten Quartal 2021 kletterten die Werte nochmals um den Wert von 49 auf insgesamt 161 Prozentpunkte. Interessant dabei: Der stärkste Anstieg in der Nachfrage fand ab dem ersten Quartal 2020 bis heute um 125 Prozentpunkte statt. Ab diesem Zeitpunkt waren nahezu alle Unternehmen pandemiebedingt gezwungen, ihre Infrastrukturen zu modernisieren und ihre Arbeitsorganisationen substanziell umzubauen. 

Viele unbesetzte Stellen bei Finanzen und IT

Betrachtet man die Nachfrage-Entwicklung weiterer Berufsgruppen, fällt auf, dass Finanz- und nach wie vor IT-Fachkräfte besonders gesucht werden. Während die Suche nach IT-Spezialisten bereits im vergangenen Quartal auf einem sehr hohen Niveau lag, welches sich jetzt nochmals um 42 Prozentpunkte verschärft hat, werden nun auch die Zahlenjongleure knapp. Mit 27.600 gesuchten Positionen für Finanzfachkräfte schnellt auch für diese Berufsgruppe die Nachfrage um ebenfalls 42 Prozentpunkte nach oben. Besonders für Controller (+58 Prozent), Compliance Manager (+55 Prozent) und Finanzbuchhalterinnen und -buchhalter (+40 Prozent) wurden viele Stellen ausgeschrieben. Spitzenreiter bei den IT-Spezialisten ist das Berufsbild des IT-Security-Spezialisten mit einem Plus von 102 Prozentpunkten zum Vorquartal. Mit Wachstumswerten um die 50 Prozentpunkte bewegen sich Positionen wie Software-Entwickler, IT-Architekt und IT-Administrator auf einem ähnlich hohen Niveau.

Zeit und Personal sind limitierende Faktoren

Zwar begleitet der Fachkräfte- und Nachwuchsmangel die Personalentscheider schon seit gefühlten zehn Jahren, dennoch erfährt diese Thematik aktuell eine ganz neue Brisanz. "Viele realisieren erst jetzt, welche Grenzen es gibt, wenn es um Zeit und Personal geht", so Florian Wagner. Durch den steigenden Innovationsdruck haben Unternehmen immer weniger Zeit, gute Fachkräfte über alle Ebenen und Qualifikationen hinweg zu finden. Andererseits schrumpft die Verfügbarkeit dieser Fachkräfte auf breiter Front. Hinzu kommt: die bestehende Belegschaft dauerhaft mit Mehrarbeit zu belasten, ist keine Lösung. Das bedeutet, Personaler brauchen tragfähige Rekrutierungskonzepte, um den Personenkreis potenzieller Kandidatinnen und Kandidaten auf weitere Fachkräfte auszuweiten. Gleichzeitig müssen sie sich um die Motivation und den Kompetenzausbau ihrer internen Fachkräfte kümmern.

Zur Studie: Der Hays Fachkräfte-Index basiert auf einer quartalsweisen Auswertung der Index Internet und Mediaforschung GmbH für Hays. Einbezogen werden Stellenanzeigen der meistfrequentierten Online-Jobbörsen, von Tageszeitungen sowie dem Business-Netzwerk Xing. Der Fachkräfte-Index zeigt die prozentuale Veränderung zum Ausgangswert vom ersten Quartal 2015 an.


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