MINT-Fachkräftelücke geht konjunkturbedingt leicht zurück
Im September 2023 lagen im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) rund 476.400 zu besetzende Stellen vor. Gleichzeitig waren bundesweit 195.920 Personen arbeitslos gemeldet, die gerne einem MINT-Erwerbsberuf nachgehen würden. Daraus lässt sich in einem ersten Schritt im Rahmen einer unbereinigten Betrachtung ableiten, dass über sämtliche Anforderungsniveaus bundesweit mindestens 280.480 offene Stellen in MINT-Berufen nicht besetzt werden konnten. Das geht aus dem aktuellen MINT-Report hervor, den das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zweimal jährlich erstellt.
MINT-Fachkräftemangel geht leicht zurück
Unter Berücksichtigung des qualifikatorischen Mismatches resultiert für September 2023 eine, über sämtliche 36 MINT-Berufskategorien aggregierte, Arbeitskräftelücke in Höhe von 285.800 Personen. Mit 132.100 Personen bilden im September 2023 die MINT-Facharbeiterberufe die größte Engpassgruppe, gefolgt von 122.300 Personen im Segment der MINT-Expertenberufe sowie 31.400 im Segment der Spezialisten- beziehungsweise Meister- und Technikerberufe. Im Vergleich zum Rekordwert aus dem September 2018 mit 338.200 ist die MINT-Lücke leicht um 15,5 Prozent gesunken, liegt aber immer noch auf dem vierthöchsten Septemberwert seit Beginn der Aufzeichnungen.
Größte Engpässe in Energie- und Elektroberufen
Differenziert man die Lücke nach MINT-Bereichen, so zeigen sich die größten Engpässe in den Energie-/Elektroberufen mit 81.900, in den Berufen der Maschinen- und Fahrzeugtechnik mit 53.900, in den IT-Berufen mit 43.600 und in den Berufen der Metallverarbeitung mit 38.200. An fünfter Stelle folgen die Bauberufe mit 37.800. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Lücke in den Energie-/Elektroberufen um 3.800, in den Berufen der Maschinen- und Fahrzeugtechnik um 9.200, in den IT-Berufen um 17.500, in den Berufen der Metallverarbeitung um 7.400 und in den Bauberufen um 3.900 ab.
Steigende MINT-Bedarfe für den Klimaschutz
Auswertungen des IW-Zukunftspanels zeigen, dass Innovationen zentral für die Anpassung von Geschäftsmodellen sind. So erwarten unter innovierenden Unternehmen ein deutlich größerer Anteil als unter nicht innovierenden Unternehmen, dass der Green Deal Anreize schafft, in klimafreundliche Technologien und Produkte zu investieren. Für die Entwicklung klimafreundlicher Technologien und Produkte sind aus Sicht der Unternehmen in den kommenden fünf Jahren IT-Expertinnen und -Experten von besonderer Bedeutung, zusätzlich werden vor allem (Umwelt)Ingenieurinnen und -ingenieure benötigt. Innovierende Unternehmen erwarten zu 37,5 Prozent, dass sich der Bedarf an IT-Expertinnen und -Experten zur Entwicklung klimafreundlicher Technologien und Produkte in den kommenden fünf Jahren erhöhen wird. Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erwarten dies sogar zu 63,2 Prozent.
Demografischer Wandel: Jährlicher Ersatzbedarf an MINT-Kräften steigt um 21.500 an
Aktuell scheiden jährlich über 64.800 MINT-Akademikerinnen und MINT-Akademiker aus Altersgründen aus dem Arbeitsmarkt aus. In fünf Jahren wird der jährliche demografische Ersatzbedarf um 9.300 auf 74.100 zunehmen. Bei den MINT-Facharbeiterinnen und -Facharbeitern beträgt der aktuelle demografische Ersatzbedarf rund 259.800 und wird in fünf Jahren um rund 12.200 auf 272.000 steigen. Insgesamt nimmt der jährliche demografische Ersatzbedarf an MINT-Kräften in fünf Jahren damit um 21.500 zu.
Frauenanteil in MINT-Berufen kaum gestiegen
Trotz intensiver Bemühungen, mehr Frauen für eine Ausbildung oder ein Studium aus dem Bereich der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) zu begeistern, ist der Frauenanteil in den MINT-Berufen insgesamt in den vergangenen elf Jahren nur wenig gestiegen - von 13,8 Prozent auf 16,1 Prozent.
Am höchsten sind die Frauenanteile aktuell in den Biologen- und Chemikerberufen mit 46,9 Prozent, am niedrigsten in den Ingenieurberufen Energie- und Elektrotechnik mit 11 Prozent.
Sinkende MINT-Absolventenzahlen bereiten Sorge
Während der Anteil der MINT-Studienabsolventinnen und -absolventen an allen Hochschulabsolventinnen und -absolventen von 2005 bis 2015 von 31,3 Prozent noch auf 35,1 Prozent zunahm, ist dieser Anteil von 2015 bis 2022 wieder auf 32,5 Prozent gesunken. Durch steigende Studierendenzahlen insgesamt konnte eine Abnahme der Anzahl von MINT-Absolvierenden in der Vergangenheit vermieden werden. In den nächsten Jahren ist aber mit einem Rückgang der MINT-Absolvierendenzahlen zu rechnen: Betrug die Zahl der MINT-Studierenden im ersten Hochschulsemester im Studienjahr 2016 noch rund 198.000 und sank bis zum Studienjahr 2019 leicht auf 192.500, so nahm die Zahl der Studienanfängerinnen und Studienanfänger danach stark auf 176.300 im Studienjahr 2022 ab.
Den kompletten MINT-Herbstreport 2023 des IW können Sie hier herunterladen.
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