Studie: Arbeitsbedingungen im Homeoffice mangelhaft

Der verschärfte Lockdown erfordert weiterhin die Arbeit im Homeoffice. Doch immer noch weist ein Großteil der heimischen Arbeitsplätze erhebliche Mängel auf, zeigt eine Studie des IBA. Der Verband befürchtet deshalb langfristig Gesundheitsschäden und Produktivitätseinbrüche der Mitarbeiter.

Zur Eindämmung der Coronapandemie sollen Arbeitgeber ihren Mitarbeitern mindestens bis zum 15. März 2021 die Arbeit im Homeoffice ermöglichen. Das sieht die SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung vor, die neu in Kraft getreten ist. Liegen keine betrieblichen Gründe vor, die gegen das Arbeiten von zu Hause aus sprechen, sollen Arbeitnehmer wählen können, ob sie im Homeoffice arbeiten wollen oder doch lieber weiterhin ins Büro fahren. Das dürfte viele Beschäftigte vor eine schwierige Entscheidung stellen. Denn – so der Industrieverband Büro und Arbeitswelt e.V. (IBA) – die heimische Arbeitsplatzsituation hat sich für die Mehrzahl der Beschäftigten seit dem ersten Lockdown im Frühjahr kaum verbessert.

Jeder zweite Arbeitnehmer im Homeoffice unzureichend ausgestattet

Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des IBA arbeitete im Dezember 2020 rund ein Drittel (34 Prozent) der Beschäftigten an einem oder mehreren Tagen pro Woche zu Hause, obwohl dort die notwendigen räumlichen Voraussetzungen fehlten. Fast die Hälfte (47 Prozent) der heimischen Arbeitsplätze war auch nach neun Monaten im Homeoffice nur unzureichend ausgestattet. So überrascht es nicht, dass in der zweiten Jahreshälfte 2020 viele Arbeitnehmer zumindest für einen Teil der Arbeitszeit in die besser ausgestatteten Büros zurückgekehrt sind. Doch das soll sich mit der neuen Coronaverordnung zum Schutz der gesamten Bevölkerung möglichst flächendeckend ändern.

Arbeitsbedingungen im Homeoffice: wenig Engagement von Arbeitgeberseite

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) verweist im Zusammenhang mit der Vorstellung der Corona-Arbeitsschutzverordnung darauf, dass der Arbeitgeber auch bei der Arbeit im Homeoffice für die Bereitstellung sicherer Arbeitsmittel zu sorgen hat und die Arbeitsbedingungen im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung bewerten muss. Ob die Arbeitsmittel – IT und Einrichtung – vom Arbeitgeber oder vom Arbeitnehmer finanziert werden, sollte laut Empfehlung des BMAS in einer betrieblichen Vereinbarung geregelt werden. Dass diese vielerorts noch fehlt, mag ein Grund dafür sein, dass die Beschäftigten im vergangenen Jahr bei der Ausstattung ihrer heimischen Arbeitsplätze weitgehend auf sich selbst gestellt waren.

Arbeitsmittel im Homeoffice: Ergonomie Fehlanzeige

Bei der Ausstattung des heimischen Büros mit IT-Komponenten geben sich die meisten Arbeitgeber unterstützungsbereit. Bei 39 Prozent der Arbeitnehmer, die im zweiten Halbjahr 2020 in die technische Ausstattung ihres Heimarbeitsplatzes investiert hatten, wurden diese Anschaffungen komplett durch den Arbeitgeber getragen, bei weiteren sieben Prozent zum Teil.

Ganz anders aber sieht es bei der Optimierung der räumlichen Situation aus: Seit dem Frühjahr schaffte sich knapp die Hälfte der kurzfristig ins Homeoffice geschickten Arbeitnehmer (47 Prozent) einen neuen Stuhl für das Homeoffice an, 42 Prozent leisteten sich einen Tisch oder anderes Mobiliar. Gerade einmal fünf Prozent dieser Homeworker erhielten Zuschüsse zur Beschaffung eines ergonomischen Bürostuhls. Beim Kauf von Tischen oder Schreibtischleuchten fiel der Anteil noch geringer aus.

"Da sich abzeichnet, dass uns die Arbeit im Homeoffice auch über den 15. März 2021 hinaus begleiten wird, müssen dort dringend bessere Bedingungen für eine geregelte Arbeit geschaffen werden. Das wird nur mit einem stärkeren Engagement der Arbeitgeber machbar sein", betont Hendrik Hund, der Vorsitzende des IBA.

Gesundheit und Produktivität im Homeoffice bedroht

Die Zurückhaltung der Arbeitgeber bei der Ausstattung der Homeoffices könnte sich bei einer Verlängerung der jetzt getroffenen Regelungen oder einer freiwilligen Verstetigung der Arbeit im Homeoffice tatsächlich als kurzsichtig erweisen. Denn das Arbeitsumfeld hat einen maßgeblichen Einfluss auf die physische und psychische Gesundheit der Beschäftigten. Muskel-Skelett-Beschwerden sind nach wie vor die häufigste Ursache für Krankheitstage.

Laut Fraunhofer IAO sollten Arbeitgeber zudem die Produktivität und die Arbeitsbelastung ihrer Homeworker im Blick behalten. Zwar war die im Homeoffice erbrachte Leistung seit dem Frühjahr 2020 insgesamt überraschend hoch, jedoch nur, weil die Beschäftigten im Homeoffice regelmäßig über die gewohnte Arbeitszeit hinaus arbeiteten. Auf Dauer könne das, so die Stuttgarter Forscher, nicht vorausgesetzt werden.

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