Mitarbeitermotivation: privat surfen zufrieden und produktiv

Wer Arbeitnehmer am Arbeitsplatz beim privaten Surfen beobachtet, sollte sich freuen: Denn einer Studie zufolge könnte die private Internetnutzung die Produktivität der Mitarbeiter steigern. Doch Führungskräfte sollten klare Richtlinien aufzeigen, um sogenanntes "Cyberloafing" zu vermeiden.

Mitarbeiter, die am Arbeitsplatz unerlaubt Internet- und E-Mail für private Zwecke nutzen, müssen mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen. Doch die Realität dürfte in vielen Unternehmen anders aussehen: Studien zufolge erlauben mehr als die Hälfte der Betriebe die private Internetnutzung schon.

Online-Pausen sind bisher wenig erforscht

Diejenigen, die die private Nutzung von E-Mail und Internet nicht erlauben, schränken zwar die Wahrscheinlichkeit ein, dass die unendlichen Möglichkeiten des World Wide Web ihre Mitarbeiter längere Zeit von ihrer Arbeit abhalten. Allerdings könnten sie damit auch eine Möglichkeit verschenken, ihre Mitarbeiter zu motivieren. Denn eine Studie der University of Cinncinnatti (UC) ist nun zu dem Ergebnis gekommen, dass privates Surfern am Arbeitsplatz zur Erholung der Mitarbeiter beiträgt und ihre Produktivität steigert. 

Bisher wurde noch wenig zum Thema "Online-Pausen" geforscht. Studienleiter Sung Doo Kim und seine Co-Autoren stellten daher ihren Studienteilnehmern, 33 Berufstätigen aus verschiedenen Branchen und Berufen, einige grundsätzliche Fragen zum Thema  - etwa, warum sie sich für Online-Pausen entscheiden, womit sie sich dabei beschäftigen und wie sich diese Pausen auf ihre Arbeitsmotivation auswirken.

Langeweile führt zur Flucht ins Netz

Die Autoren stellten fest, dass die Mitarbeiter vor allem dann gerne online surfen, wenn sie ein erhöhtes Bedürfnis nach Erholung hatten – also etwa dann, wenn sie sich von ihrer Arbeit ausgelaugt fühlen oder das Gefühl haben, physisch oder psychisch an Energie zu verlieren. Weitere Auslöser für die kurze Flucht ins Netz sind demnach monotone Arbeitsabläufe oder Langweile. Manche Teilnehmer wollen den Studienerkenntnissen zufolge auch private Dinge regeln – oder sie hatten gerade eine emotional schwierige Situation bei der Arbeit erlebt, die bei ihnen Wut oder Frust ausgelöst hatte. Als Erholungsstrategien hören die Teilnehmer demnach Musik, lesen unterhaltsame Artikel im Internet oder informieren sich über Sportergebnisse. Andere kontaktieren Familienmitglieder, zahlen Rechnungen oder machen Schulaufgaben.

Digital Immigrants lehnen private Internetnutzung ab

Doch nicht alle Studienteilnehmer fühlen sich offenbar durch Online-Pausen erholt: Während Mitarbeiter, die viel körperlich oder im persönlichen Kontakt mit anderen arbeiten, das private Surfen im Internet als private Zeit genießen, bewerten jene Arbeitnehmer, die ohnehin viel Zeit an Computer und Schreibtisch verbringen, die zusätzliche Internetnutzung als weniger erholsam.

Auch die sogenannten "Digital Immigrants", also jene Arbeitnehmer, die schon berufstätig waren, bevor das Internet seinen Siegeszug in Büros weltweit antrat, können Online-Pausen offenbar wenig abgewinnen: Sie lehnen die private Nutzung mit der Begründung ab, dass sie schließlich fürs Arbeiten bezahlt würden.
Wer Online-Pausen macht, ist zufriedener mit seiner Arbeit

Letztlich, so die Erkenntnis der Autoren, haben Online-Pausen hauptsächlich dreierlei Nutzen: Die Mitarbeiter erholen sich, lernen und sind zufriedener. Oft können sie sich demnach  anschließend sogar besser konzentrieren, weil sie in der Pause die Möglichkeit haben, Privat- und Berufsleben in Einklang zu bringen: "Nachdem sie sich versichert hatten, dass es ihren Kindern gut geht, konnten sie sich besser auf die Arbeit fokussieren", sagt Kim über die Erfahrungen der Teilnehmer. Jene Mitarbeiter, die Online-Pausen machen, sind demnach auch mit ihrer Arbeit zufriedener – vielleicht, so vermutet Kim, weil sie die Möglichkeit haben, sich zeitweise um ihr Privatleben zu kümmern.

Vorsicht vor "Cyberloafing"

Wenn Online-Pausen allerdings undiszipliniert genommen werden, könnten sie in sogenanntes "Cyberloafing", also "Cyber-Bummelei", ausarten – und Zeit und Produktivität kosten, warnen die Forscher. Um sich das positive Potenzial von Online-Pause zunutze zu machen, sollten Führungskräfte deshalb organisationale Richtlinien in Betracht ziehen, aber auch solche, mit denen sie die Mitarbeiter zu verantwortungsvollem Verhalten ermutigen, empfehlen die Autoren. Dies könne geschehen, indem sie etwa vorgeben, wie viel Zeit die Mitarbeiter privat im Internet surfen dürfen, oder indem sie Trainings dazu anbieten, wie die Mitarbeiter den meisten Nutzen aus Online-Pausen ziehen können.