Change-Management: Veränderungsprojekt von Papst Franziskus

Papst Franziskus hat im Vatikan ein großangelegtes Change-Projekt gestartet: Er will in der Kurie, deren Missstände er öffentlich anprangert, aufräumen. Ob ihm das gelingen wird und worauf er dabei setzen sollte, analysieren namhafte Systemiker in der aktuellen Ausgabe der Wirtschaft + Weiterbildung.

Ende vergangenen Jahres bebte der Thron Petri: In einer Weihnachtsansprache kritisierte Papst Franziskus mit deutlichen Worten die Missstände in der Kurie. 15 Krankheiten diagnostizierte er den Mitgliedern der Kirchenverwaltung – unter anderem übertriebene Arbeitswut,  geistige Versteinerung,  geistliches Alzheimer und die Vergötterung des Vorgesetzten. Doch nicht nur mit seinen Worten, auch über Äußerlichkeiten inszeniert sich Franziskus als Reformer: So lehnt er es etwa ab, die auffälligen roten Papstschuhe und besonders kostbare Gewänder zu tragen.

Doch wird es Franziskus tatsächlich gelingen den Change im Vatikan voranzutreiben? In der aktuellen Ausgabe der Wirtschaft + Weiterbildung analysieren Systemiker, welche Erfolgschancen die vom Papst angestrebten Veränderungen haben – und an welchen Stellen er noch nachbessern muss.

Schlüssel liegt in strategischen Personalentscheidungen

Damit sein Change-Projekt Aussicht auf Erfolg hat, empfiehlt Professor Sonja Sackmann, Inhaberin des Lehrstuhls für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität der Bundeswehr in München, dem Nachfolger Petri Folgendes: "Wenn der Papst wirklich etwas verändern will, muss er an kulturrelevanten Stellen mit konkreten Entscheidungen von dem abweichen, was Päpste bislang gemacht haben." Den Schlüssel dafür sieht Sackmann in strategischen Personalentscheidungen: Der Papst solle ab sofort nur noch Menschen auf Schlüsselpositionen in der Kurie setzen, die frei von den 15 Krankheiten sind und die in ihrem Bereich Veränderungen im Sinne des Papsts bewirken wollen.

"Die Kultur der Kurie dreht sich nicht nach der ersten Personalentscheidung", gibt jedoch Professor Rudi Wimmer, Vizepräsident der Universität Witten/Herdecke, zu bedenken. Der Papst müsse hartnäckig über Jahre an seinem Veränderungsprojekt dranbleiben. Dazu gehöre auch, dass er durch regelmäßige Gespräche kontrollieren müsse, ob die von ihm beförderten Würdenträger ihre Führungsaufgaben tatsächlich in seinem Sinne wahrnähmen. "Wichtig ist, dass der Papst konkret für alle sichtbar handelt und zeigt, dass er seine Macht auch gezielt einsetzen kann", so Wimmer.

Anekdote aus Rom belegt Glaubwürdigkeit des Papsts

Auch Barbara Heitger, Chefin der systemischen Beratung Heitger Consulting in Wien, rät, dass der Papst auf seine hierarchische Macht setzen sollte. Sie plädiert zudem dafür, rechtzeitig auf einen Mix aus Top-down- und Bottom-up-Steuerung zu setzen: Jede direktive Steuerung von oben sollte durch Selbstorganisation von unten ergänzt werden.

Professor Gerhard Fatzer, Leiter des Trias-Instituts in Zürich, gibt zum päpstlichen Change-Management eine positive Prognose ab: "Ich traue es dem Papst zu, dass er seinen Kulturwandel hinbekommt", sagt Fatzer. Der größte Trumpf des Papsts beim Change-Prozess sei seine Glaubwürdigkeit.

Fatzer belegt dies mit einer Anekdote: Die Schneider von Rom berichteten, dass sie nur noch schlichte, preiswerte Priesterroben und Messgewänder verkaufen könnten. Seide, bestickte Stoffe und vor allem Hermelin seien out.

Den kompletten Beitrag "Papst Franziskus wird nicht scheitern"mit zusätzlichen Analysen und Leadership Lessons lesen Sie in Ausgabe 02/2015 der Wirtschaft + Weiterbildung.