Unternehmen verfehlen Nachhaltigkeitsziele 2023 häufig

In einigen Bereichen der Geschäftsentwicklung für 2023 zeichnen sich positive Tendenzen ab. So blicken Finanzchefs bezüglich der finanziellen Performance optimistisch in die Zukunft. Doch eine aktuelle Studie lässt vermuten, dass die Nachhaltigkeitsziele wohl nicht erreicht werden.

Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Energiekrise und Lieferkettenprobleme sorgten in vielen Unternehmen für eine angespannte Stimmung. Doch wie schätzen CFOs die Entwicklung der Geschäfte für 2023 ein? Die Beratungsgesellschaft Horváth hat für eine Studie branchen- und länderübergreifend insgesamt 80 CFOs befragt, aus Unternehmen mit mehrheitlich über 1.000 Mitarbeitenden und 250 Mio. EUR Jahresumsatz. Im März 2023 wurde die Befragung abgeschlossen.

Finanzielle Performance stimmt optimistisch

Das Ergebnis zeigt, dass die Mehrheit der Finanzchefs mit einer positiven Geschäftsentwicklung in 2023 rechnet:

  • 79 % gehen von einer guten finanziellen Performance aus.
  • 84 % beurteilen die Liquidität positiv.

Herausforderungen für Finanzabteilungen nehmen zu

Können CFOs also aufatmen? Ganz so rosig scheinen nicht alle Aussichten zu sein. So sieht nur gut die Hälfte (52 %) Investitionen ins Neugeschäft optimistisch. Die Studie lässt außerdem vermuten, dass der Druck auf die Finanzabteilungen steigt und auch die Risiken zunehmen.

Aktivitäten im Bereich der Nachhaltigkeit sind verbesserungswürdig

Besonders kritisch zeigen sich die Umfrageergebnisse im Zusammenhang mit der Performance im Bereich der Nachhaltigkeit. Zwar wird von 88 % nachhaltiges Wirtschaften als bedeutendste Herausforderung für das Jahr 2023 und darüber hinaus genannt, noch vor Fachkräftemangel und Cyber-Risiken (jeweils 83 %). Doch die Studie zeigt, dass gerade hier bei vielen Unternehmen die Zielerreichung fraglich ist. Das kann jedoch für das Unternehmen erhebliche Folgen mit sich bringen. Doch woran liegt es, dass sich viele Firmen schwer damit tun, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen? Die Gründe hierfür liegen wohl hauptsächlich im organisatorischen Bereich.

Personalmangel und hohes Stresslevel bei Mitarbeitern der Finanzabteilung

Der Fachkräftemangel zeigt sich deutlich im Alltag vieler Firmen. So stellen zwei Drittel der Studienteilnehmer einen Personalmangel für ihre Abteilung fest. Und bei ebenso vielen ist die Arbeitsbelastung sowie das Stresslevel bei den Mitarbeitern enorm hoch. Diese Situation lässt sich in den meisten Fällen (59 %) auch nicht kurzfristig lösen. Und sogar 83 % befürchten, dass sich dieses Problem noch verschärfen wird.

Eine Konsequenz: Ein Viertel der Studienteilnehmer glaubt nicht (mehr) daran, die komplexen Nachhaltigkeitsziele der Unternehmen zu erreichen. Lediglich jeder zehnte CFO geht noch von einer Zielerreichung aus. Und jeder Vierte ist momentan nicht in der Lage, Nachhaltigkeit überhaupt in die Unternehmenssteuerung zu integrieren.

„Lösungen und Modelle zur Integration nachhaltiger Ziele in die Unternehmenssteuerung können, richtig aufgesetzt, auch Entlastung bringen”, meint Achim Wenning, Studienleiter und Partner bei Horváth. „Um diese unternehmensrelevante und -weite Aufgabe an sich wird keine Finanzorganisation herumkommen, daher sollten CFOs sich besser früher als später dieser Herausforderung stellen, am effizientesten mit professioneller Unterstützung.”

Wie kann die Finanzabteilung transformiert werden?

Wenn der Fachkräftemangel nicht kurzfristig lösbar ist, die Arbeitsbelastung und das Stresslevel der Fachkräfte hoch sind und Ziele zu verfehlen drohen, stellt sich die Frage, wie die Finanzabteilung besser aufgestellt werden kann. An einer Transformation wird in vielen Unternehmen kein Weg vorbeiführen. In der Umfrage werden insbesondere folgende drei Ansätze benannt:

  1. In der Praxis besonders beliebt ist hier der ganzheitliche „Evolutionsansatz“ (37 %): Prozesse, Organisationen, IT und Mitarbeitende werden miteinbezogen. Der Wandel wird in kleineren Schritten umgesetzt.
  2. Ein weiterer Ansatz ist der „Use Case-Focus“ (29 %), bei dem digitale Verbesserungsideen in den Fokus gestellt und nacheinander umgesetzt werden.
  3. Der Ansatz „revolutionäres Vorgehen“ (27 %) leitet ganzheitlich aus einem visionären Zielbild alle erforderlichen Transformationsinitiativen ab.

Fazit: Trotz positiver Geschäftsaussichten, insbesondere bei der finanziellen Performance, nehmen die Herausforderungen für CFOs und die Finanzabteilung zu. Hier müssen Unternehmen eine Strategie entwickeln, wie sie die Finanzabteilung auch künftig gut aufstellen, sodass auch noch Zeit und Ressourcen vorhanden sind, komplexe Themen (wie Nachhaltigkeitsziele) zu verfolgen.