Controlling & Performance Management Dialog 2022

Von Best Practice lernen: Was macht modernes Controlling aus? Das zeigten die Vortragenden beim Controlling & Performance Management Dialog in Frankfurt. Im Fokus standen Unternehmenssteuerung im Private Equity Umfeld, der Wandel vom Pipeline- zum Plattformmodell, Optimierungsbedarfe in Lieferketten sowie die Balance zwischen Performance- und Risiko-Management.

Am 16. März 2022 fand der 3. Controlling & Performance Management Dialog statt. Dabei traf sich die Controlling-Community vor Ort an der Frankfurt School of Finance and Management in Frankfurt mit zahlreichen Online-Teilnehmern. Dr. Sebastian Möbus, COO des Centre for Performance Management & Controlling (CPMC), führte durch das Programm aus praxisorientierten Vorträgen. Die anschließende Podiumsdiskussion mit allen Vortragenden moderierte Prof. Dr. Matthias Mahlendorf, Akademischer Direktor des CPMC. Diese gewährten spannende Einblicke in ein modernes Controlling.

Was einen CFO im Private Equity Umfeld ausmacht

Thomas Ketelhut, CFO und Geschäftsführer der Photonics Systems Group, berichtete, wie sich die Rolle eines CFO im Private Equity Umfeld immer mehr zu einem Chief Performance Officer wandelt. In solch einem komplexen Umfeld, in welchem viel parallel passiert, muss schnell agiert werden. Das zentrale Ziel ist die Wertsteigerung. Wesentlich dabei ist das kontinuierliche Wachstum, das sowohl durch Zukäufe als auch organisch generiert wird. Es ist dabei wichtig, Transparenz zu schaffen, relevante Kennzahlen zu definieren und bereitzustellen. Hierfür muss das richtige Team aufgestellt werden. Der CFO im Private Equity Umfeld fungiert dabei als „Enabler“. Er findet und fördert die richtigen Personen für ein High Performance Team.

Sein Reportingfokus liegt hierbei auf Wachstums- und finanziellen Zielgrößen. Dazu definiert er prozessorientierte KPIs mit Fokus auf Performancesteigerung. Die Basis dabei bildet die „single-source-of-truth“. Informationsinseln werden vermieden bzw. integriert, wobei im Zentrum die Anforderungen der Funktionsbereiche stehen sollten. Dies erfordert die Digitalisierung von Abläufen und Prozessen. Die operativen Systeme werden über integrative Tools wie Power BI und RPA verknüpft.

Am Beispiel „Order, Sales und Backlog“ demonstriert Ketelhut, wie man von der isolierten Sicht auf „Prospects (vielversprechende Verkaufsangebote), Auftragseingänge und Projektumsatz“ zu einer integrierten Sicht auf „Aufträge, Umsatz und Prospects“ sowie „Abgleich Ist gegen Budget“ zu den Kennzahlen der Projektprofitabilität, ergänzt um den Status Zahlungsmeilensteine, kommt. Ketelhut resümiert, dass ein CFO eine Führungspersönlichkeit sein sollte, die Digitalisierung zur Performancesteigerung nutzt und sich als Business Process Networker begreift.

Datev: Vom Pipeline-Modell zum Plattform-Modell

Gesa Merensky, leitende Angestellte im Bereich Pricing & Costing und BI der DATEV eG, zeigt, wie Geschäftsmodelle über das Drei-Horizonte-Modell transformiert werden können. Merensky erläutert, wie sich Softwarelösungen von On-Premise-Programmen in ein cloudbasiertes Software-as-a-Service Modell überführen lassen. Anhand der DATEV-Geschäftsplattform demonstrierte sie, dass aktuell bei DATEV Werte (Leistungen) linear durch eigene Mitarbeiter und mit eigenem Kapital erschaffen werden. Verkäufe sollen maximiert, die Effizienz gesteigert und das Geschäft vor dem Wettbewerb geschützt werden. Es handelt sich dabei um ein Pipelinemodell. Das bedeutet, dass Werteinheiten durch die Pipeline zum Kunden bewegt werden. Dieses Modell soll zukünftig in ein Plattformmodell transformiert werden, sodass Werte (Leistungen) durch effizientes Zusammenbringen von externen Leistungsgebern und Leistungsnehmern erschaffen werden, indem ihnen erlaubt wird, auf der Plattform zu interagieren und Transaktionen durchzuführen.

Derzeit befindet sich DATEV in der Neugestaltung einer flexiblen, modularen Cloud-Architektur. Diese soll die Möglichkeiten für verteiltes Arbeiten und Kollaboration in Echtzeit optimieren. Ein erster Schritt in Richtung neue DATEV-Cloud-Welt sind DATEV-Cloud-Services. Sie automatisieren Datenflüsse und reduzieren aufwändige manuelle Eingaben. Durch die flexible Einbindung von Partnerlösungen in die neue DATEV-Cloud-Welt und weitere Partnerkonzepte lassen sich Geschäftsprozesse durchgängig digital abbilden.​ Um die Wirtschaftlichkeit in der Transformation zu sichern, arbeitet DATEV mit dem BI-Softwareanbieter Valsight zusammen und nutzt deren Tool der treiberbasierten Planung und Simulation.

Optimierungspotenziale in der Lieferkette

Holger Schober, VP Sales / Business Development bei Hiteco Ltd. und Laura Schlecht, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am CPMC der Frankfurt School, gaben Einblicke in Zwischenergebnisse ihrer aktuell laufenden Studie, die sich mit dem aktuellen Lieferkettencontrolling in Unternehmen beschäftigt. Die Studie beleuchtet, wie das Lieferkettencontrolling der deutschen Wirtschaft und insbesondere des Mittelstands heute aufgestellt ist. In einer standardisierten Online-Befragung werden Geschäftsführer und Führungskräfte aus den Bereichen Finance/Controlling, Einkauf, Supply Chain und Logistik befragt. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen:

  • Das Lieferkettencontrolling erfüllt die Bedürfnisse bei der Mehrheit der befragten Unternehmen nur teilweise oder eher nicht.
  • Bei knapp der Hälfte der befragten Unternehmen werden Potenziale und Risiken nur teilweise oder eher nicht erfasst werden.
  • Unterm Strich wird deutlich: das Lieferkettencontrolling bedarf der Unterstützung des Top Managements.

Erfüllungsgrad des Lieferkettencontrollings

Risiken mit Strategie und Performance in Einklang bringen

Steve McNally, CFO Plastic Technologies & Global Chair, IMA® (Institute of Management Accountants) legte in seinem Vortrag dar, wie das COSO Enterprise Risk Management (ERM) funktioniert, um Risiken mit Strategie und Performance in Einklang zu bringen. Das Framework des COSO ERM ermöglicht die Umsetzung der Unternehmensstrategie durch aktives Risiko- und Leistungsmanagement. Ferner konzentriert sich das Framework darauf, wie das Risiko die Performance beeinflusst und es managed die Risiken im Hinblick auf das Erreichen der Strategie- und Geschäftsziele. Dabei werden im COSO ERM die folgenden fünf Bereiche klassifiziert:

  • Governance & Culture,
  • Strategy & Objective-Setting,
  • Performance,
  • Review & Revision sowie
  • Information, Communication & Reporting.

Diesen werden insgesamt 20 Schlüsselprinzipien zugeordnet. Ein wirksames ERM auf hohem Niveau bedeutet, dass alle 20 Prinzipien vorhanden sind, funktionieren und auf eine integrierte Weise zusammenwirken, um dann die richtigen Aktionen daraus abzuleiten. Anhand eines praktischen Beispiels zeigte McNally, wie die Nutzung des COSO ERM helfen kann, zukünftige Naturkatastrophen oder andere disruptive Ereignisse zu antizipieren und zu managen.

Abgerundet wurde die Veranstaltung mit einem Überblick und Neuigkeiten aus dem CPMC durch dessen Leiter Prof. Dr. Ronald Gleich sowie dem Internationalen Controller Verein (ICV) durch deren Vorstandsmitglied Claudia Maron. Wie bereits in 2021 fand das Event in Kooperation und mit Unterstützung von ICV und Valsight statt.