Alle Medikamente haben Wirkungen und Nebenwirkungen und können in Wechselwirkung mit anderen Präparaten treten. Nicht immer wirkt sich das nur positiv auf die Leistungsfähigkeit einer Person aus. Es gibt Wirkstoffe, die kritisch im Zusammenhang mit der Fahrtüchtigkeit und Arbeitsfähigkeit gesehen werden müssen.

Besondere Aufmerksamkeit ist geboten bei Medikamenten, die wegen ihrer beruhigenden und sedierenden Wirkung die Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Konzentration beeinträchtigen sowie das Reaktionsvermögen herabsetzen. Die (fahr- und arbeitsunmittelbaren) Folgen sind Müdigkeit, Mattigkeit und verlängerte Reaktionszeiten, die eine sichere Arbeitsausführung behindern: Das sichere Führen von Fahrzeugen (auch Fahrrädern) und das Bedienen von Maschinen und Anlagen sind nur eingeschränkt oder gar nicht möglich.

Bei Einnahme von bestimmten Arzneimitteln kann es zu Störungen der Grob- und Feinmotorik sowie der motorischen Koordination kommen. Die Informationsaufnahme und -verarbeitung kann erschwert sein, sodass Gefahrensituationen unrealistisch eingeschätzt werden. Umweltreize werden nicht adäquat interpretiert, das eigene Leistungsvermögen wird überschätzt. All das kann Auswirkungen auf die Fahr- und Arbeitstätigkeit haben.

Koordinationsstörungen, Doppelwahrnehmungen, Drehschwindel und eine Einschränkung des Sichtfelds beeinträchtigen u. a. das Arbeiten auf Leitern, Arbeitsbühnen und Gerüsten.

Durch die Medikation bedingte psychische Ausnahmezustände, wie Unruhe, Angst- oder Erregung, machen insbesondere für Mitarbeiter mit Kundenkontakt die Bewältigung der Arbeit schwierig, und umgekehrt sind Kunden irritiert, wenn sich Mitarbeiter nonkonform verhalten. Manche Psychopharmaka machen aggressiv, auch das kann zu Konflikten zwischen Kunden und Kollegen und dem betroffenen Mitarbeiter führen.

Insbesondere in der Einstellungsphase auf ein Medikament kann es zu unerwarteten körperlichen und psychischen Reaktionen kommen. Der Patient sollte selbst sehr aufmerksam auf körperliche und psychische Befindlichkeitsänderungen achten und diese mit seinem Arzt besprechen. Über mögliche beeinträchtigende Nebenwirkungen informiert auch der Beipackzettel. Ärzte müssen übrigens bei gravierenden Auswirkungen von Wirkstoffen persönlich den Patienten informieren, ein Verweis auf den Beipackzettel reicht nicht aus. Auch Apotheker kann man bei Selbstmedikation zu Nebenwirkungen befragen.

Zu beachten sind auch die Absetzsymptome, die auftreten, wenn ein Medikament über einen längeren Zeitraum eingenommen wird und die Einnahme plötzlich beendet wird. Wird der Arzneiwirkstoff dem Körper nicht mehr zugeführt, dann treten genau diese Symptome wieder auf, derentwegen man das Mittel ursprünglich einmal eingenommen hat.

Bedacht werden muss auch der Hangover-Effekt, bedingt durch eine lange Halbwertzeit von manchen Medikamenten. Der Hangover-Effekt stellt sich insbesondere nach Einnahme von Schlafmitteln ein, deren Wirkstoffe nur langsam im Körper abgebaut werden und zu unerwünschten Spät- und Langzeitwirkungen in Form von Müdigkeit und Abgeschlagenheit am nächsten Tag führen können.

5.1 Welche Medikamente sind kritisch?

Medikamente mit sicherheitsrelevanten Wirkungen sind insbesondere solche, die auf das zentralnervöse Nervensystem Einfluss nehmen. Dazu zählen alle Psychopharmaka und Psychostimulanzien.

Aber auch manche ärztlich verschriebenen und notwendigen Medikamente für chronisch Kranke, wie Diabetiker, Epileptiker, Asthmatiker, Hypertoniker, sind mit Bedacht zu verwenden.

Relativ unbedarft werden selbst verordnete Arzneimittel eingenommen: Wer denkt schon bei Appetitzüglern, Hustenmitteln und Augentropfen daran, dass auch manche dieser Präparate Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit haben können?

5.2 Psychopharmaka

Psychopharmaka gehören mittlerweile zu den am häufigsten verordneten Medikamenten. Die 4 wichtigsten Gruppen sind:

  • Antidepressiva: Sie werden vor allem zur Behandlung von Depressionen verordnet, aber auch bei Angsterkrankungen und Zwangsstörungen verschrieben.
  • Phasenprophylaktika (Stimmungsstabilisierer): Diese kommen bei bipolaren Störungen, auch als manisch-depressive Erkrankung bekannt, zur Anwendung.
  • Antipsychotika (Neuroleptika): Antipsychotika erhalten v. a. Patienten mit Wahnvorstellungen und Halluzinationen (z. B. Schizophrenien), Manien und schizoaffektiven Störungen.
  • Anxiolytika/Hypnotika: Anxiolytika und Hypnotika sind Beruhigungs- und Schlafmittel, die angst- und spannungslösend sowie schlaffördernd wirken.

Darüber hinaus gibt es noch:

  • Psychostimulanzien, die eine anregende Wirkung auf den Organismus haben und kurzfristig die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit erhöhen. Sie werden auch von Gesunden eingenommen (vgl. Abschn. 8). Zu den Mitteln mit antriebsteigernder Wirkung zählen auch Koffein, Nikotin und Rauschmittel, wie Ecstasy oder Kokain. Diese Mittel enthalten Amphetamine, umgangssprachlich auch "Weckamine" genannt.
  • Antidementiva: Medikamente gegen Demenz (Alzheimer).
  • Sonstige Psychopharmaka, die als Entzugs- und Entwöhnungsmittel, vor allem bei Alkoholmissbrauch, eingesetz...

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