Von wegen beratungsresistent: Top-Manager lernen aus Fehlern
Der beratungsresistente Top-Manager, der in seinem Elfenbeinturm sitzt und kein Mitarbeiterfeedback an sich heranlässt, gehört zum festen Inventar der Managementliteratur. Eine Studie des Personalberaters Metaberatung unter 3.895 Führungskräften in Deutschland, Österreich und der Schweiz scheint dieses Stereotyp nun zu entkräften – zumindest, wenn es um die Fähigkeit der oberen Führungskräfte geht, aus ihren Managementfehlern zu lernen.
Demnach zeigen sich nämlich erfahrene Top-Executives in Deutschland selbstkritisch und lernbereit. Im Vergleich dazu neigen Nachwuchsmanager hierzulande eher dazu, ihre Fehlentscheidungen zu beschönigen statt daraus zu lernen, so ein weiteres Ergebnis der Studie.
Bessere Treffgenauigkeit bei Bauchentscheidungen
"Spitzen-Führungskräfte reagieren viel häufiger gelassen auf negatives Managementfeedback und berücksichtigen es bei ihren künftigen Entscheidungen", kommentiert Rainer Neubauer, Geschäftsführer von Metaberatung, die Ergebnisse. "Unsere Analyse zeigt eine überdurchschnittliche Bereitschaft der Top-Manager, negative Entwicklungen konsequent auszuwerten und daraus für die Führungspraxis zu lernen."
Auf diese Weise eigneten sich Top-Manager mit der Zeit ein umfangreiches Erfahrungswissen an. Darüber hinaus entwickelten die Führungskräfte eine verbesserte Treffergenauigkeit für Eilsituationen – etwa, wenn es etwa darum geht, aus dem Bauch heraus zu entscheiden.
Bis zu 100.000 Entscheidungen pro Tag
Ob nun allerdings die Lernbereitschaft der Manager auf dem Weg die Karriereleiter hinauf zunimmt oder lernbereite Mitarbeiter häufiger den Weg ins Top-Management schaffen, lässt die Studie offen.
Fest steht jedenfalls: Auf der obersten Chefetage ist die Lernbereitschaft von Vorteil. "Jeder von uns trifft an einem durchschnittlichen Tag bis zu 100.000 Entscheidungen – angefangen vom ersten Telefonat am Morgen bis hin zu strategischen Geschäftsentscheidungen", sagt Tomas Chamorro-Premuzic, Professor für Wirtschaftspsychologie am University College London und der Columbia University. "Dafür müssen wir eine riesige Informationsmenge verarbeiten. Diese Aufgabe erledigt unser Gehirn häufig über so genannte 'Shortcuts'. Das sind Abkürzungen wie Faustregeln, Erfahrungswerte oder einfach der gesunde Menschenverstand", so der Professor. "Zunehmend komplexe wirtschaftliche Entscheidungen fördern Führungspersönlichkeiten, die sich auf ihr intuitives Urteil verlassen können – sie haben aus eigenen Fehlern gelernt."
Machtstreber treffen sich auf der Chefetage
Eine weitere wichtige Eigenschaft von Top-Managern konnten die Berater von Metaberatung auch aus einer Studie ableiten, die sie im März veröffentlichten: Demnach legen Führungskräfte im oberen Management deutlich mehr Machtstreben an den Tag als ihre Kollegen im mittleren Management oder den Einstiegspositionen. Dafür hatten die Studienautoren die Persönlichkeitsprofile von 3.895 Führungskräften in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) analysiert.
Die Ausprägung des Machtwillens beeinflusst demnach auch die Auswahl nachfolgender Kandidaten. Die Top-Manager in der DACH-Region würden auf der Karriereleiter immer noch sehr traditionell nach ihrer Machtmotivation ausgewählt, so die Autoren damals.
Ist den Top-Führungskräften die Macht im Unternehmen erst einmal sicher, so ein weiteres Ergebnis der Studie aus dem März, zeigen sich diese eher bereit, ihre Erfahrung und Expertise zu teilen: Demnach unterstützen mittlere und obere Führungskräfte häufiger die Entwicklung ihrer Mitarbeiter als ihre Kollegen in den unteren Führungsebenen.
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