Betriebliche Weiterbildung: mit allen Sinnen lernen

Wer als Personalentwickler oder Trainer Fremdsprachen vermittelt, sollte künftig mehr darauf setzen, dass die Lerner Wörter mit allen Sinnen lernen und sich dabei bewegen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Max-Plank-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften.

Beim Lernen von Fremdsprachen gibt es in Unternehmen nach wie vor Nachholbedarf  - das belegte kürzlich wieder eine Studie des E-Learning-Anbieters Rosetta Stone unter 250 Entscheidern: Knapp zwei Drittel von ihnen sagen, dass Mitarbeiter ihre Sprachkenntnisse verbessern müssten.

Doch oft tun sich die Lerner sowohl bei Präsenz- als auch Online-Trainings schwer, sich das Gelernte zu behalten. Wie der Lernerfolg methodisch gesteigert werden kann, zeigt nun eine Studie, die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig durchgeführt haben. Das Erfolgsgeheimnis lautet demnach: Je mehr Sinne die Lerner beim Lernprozess einsetzen, desto besser. Zudem fördert demnach besonders Bewegung den Lernerfolg.

Ausgangspunkt der Studie war die bereits verbreitete Erkenntnis, dass sich Lerner Inhalte – etwa beim Vokabellernen – besser merken können, wenn der Lehrer ihnen zusätzlich zum Wort auch ein Bild des zu lernenden Begriffs zeigt. Diese Methode heißt multisensorisches Lernen, weil dabei mehrere Sinne gleichzeitig angesprochen werden.

Probanden pauken Wörter der Kunstsprache "Vimmi"

In einem Experiment baten die Wissenschaftler eine Gruppe von Probanden, Wörter aus einer Kunstsprache zu lernen. Die Sprache mit Namen "Vimmi" wurde eigens für wissenschaftliche Studien entwickelt, damit alle Lerner ihre Sprachstudien auf dem gleichen Wissensstand starten. Die Probanden, junge Frauen und Männer, sollten sich eine Woche lang die Bedeutung von abstrakten und konkreten Vimmi-Substantiven unter verschiedenen Bedingungen einprägen: Im ersten Experiment betrachteten die Probanden ein zum Wort passendes Bild oder eine Geste, nachdem sie das Wort gehört hatten.

Im zweiten Experiment malten sie das entsprechende Wort symbolisch in der Luft nach oder drückten es mit einer Geste aus. Die Forscher überprüften dann zu unterschiedlichen Zeitpunkten nach dem Lernen, ob sich die Studienteilnehmer noch an den Begriff erinnern konnten.

Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass die Probanden sich am besten an die Begriffe erinnern konnten, wenn sie sie selbst mit Gesten ausdrückten. Hörten sie den Begriff und seine Übersetzung und sahen zusätzlich ein Bild davon, konnten sie sich die Übersetzung ebenfalls besser merken. Etwas weniger, aber immer noch hilfreich, ist demnach das Lernen mit Bildern, die zum Wort passen.

Voraussetzung: Sinneseindrücke müssen zusammenpassen

Die Forscher folgern, dass Lernmethoden, die verschiedene Sinne ansprechen und insbesondere Bewegungsreize nutzen,  Methoden überlegen sind, die nur auf das gehörte oder gelesene Wort setzen. Möglicherweise, glauben die Wissenschaftler, verstärken sich die verschiedenen Assoziationen gegenseitig und der Originalbegriff und seine Übersetzung prägen sich somit stärker ein. Wie stark sich der Lernerfolg aber durch mehrere Sinne steigern lässt, können die Wissenschaftler noch nicht beurteilen.

Eine Voraussetzung müsse beim Lernen mit allen Sinnen jedoch erfüllt sein: "Die einzelnen Sinneseindrücke sollten aber idealerweise zusammenpassen", sagt  Studienleiterin Katharina von Kriegstein. "Wer also zum Beispiel das spanische Wort für Apfel lernen will, sollte eine Apfel-Geste machen, einen Apfel schmecken oder ein Apfelbild betrachten."

Eine weitere Beobachtung der Wissenschaftler zeigt: Die Art und Weise, wie ein Begriff gelernt wurde, spiegelt sich sogar in der Aktivität des Gehirns wider. So waren unter anderem auch Gehirngebiete des Bewegungssystems aktiv, wenn ein Proband nach dem Lernen einen mit Gesten gelernten Begriff übersetzte. Hatte sich der Lerner Wörter mithilfe von Bildern eingeprägt, wurden dabei Regionen des Sehsystems aktiviert.