Allbright-Ranking: Zwei Dax-Unternehmen ohne Frau im Vorstand

Jedes Jahr werden rund 100 Vorstandsposten in den 160 Börsenunternehmen neu besetzt. Das Ranking der Allbright Stiftung gibt einen Überblick, welche Unternehmen ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis im Vorstand haben und welche auf der "Roten Liste" derjenigen stehen, die keine einzige Frau auf der obersten Managementebene haben.

In den börsenhotierten Unternehmen in Deutschland wächst der Frauenanteil in Vorständen und Aufsichtsräten. Gab es im vergangenen Jahr noch sieben DAX40-Unternehmen mit rein männlichem Vorstand, sind es 2023 nur noch Adidas und die Porsche Holding. Das geht aus einem aktuellen Bericht hervor, für den die gemeinnützige Allbright Stiftung jährlich die Frauenanteile der 160 börsennotierten Unternehmen in Deutschland analysiert.

Spitzenreiter sind demzufolge Airbus, Allianz, Beiersdorf, Deutsche Telekom und Mercedes-Benz mit jeweils drei Frauen im Vorstand.

Vorstandsposten in Dax-Unternehmen: 574 Männer, 121 Frauen

Von den 695 Vorstandsposten in Deutschland sind insgesamt 574 mit Männern und nur 121 mit Frauen besetzt. Erstmals gibt es allerdings unter den 160 im Dax, MDax und SDax notierten Unternehmen mehr Unternehmen (94), die Frauen im Vorstand haben, als Unternehmen, die keine Frau im Vorstand haben (66). Allerdings haben 71 Unternehmen nur eine einzige Frau im Vorstandsteam. Und immer noch sind knapp 83 Prozent der Vorstandsmitglieder Männer.

Der Frauenanteil in der Topetage der 160 Firmen stieg den Angaben der Allbright Stiftung zufolge um gut drei Prozentpunkte auf 17,4 Prozent (Stand: 1. September 2023). 37 Prozent der zwischen September 2022 und September 2023 neubesetzten Vorstandsposten gingen an Managerinnen.

Am stärksten fiel der Anstieg bei den 50 mittelgroßen Unternehmen des MDax mit gut fünf Prozentpunkten aus; der Frauenanteil beträgt nun 16,6 Prozent. Deutlich geringer war der Zuwachs in kleineren im SDax notierten Firmen mit 1,9 Prozentpunkten auf 12,3 Prozent. Am höchsten ist der Anteil von Top-Managerinnen erneut in den 40 Konzernen der obersten deutschen Börsenliga: er beträgt hier aktuell 23,2 Prozent (plus drei Prozentpunkte). Lediglich bei den beiden Dax-Konzernen Adidas und Porsche Holding war der Vorstand zum Stichtag eine reine Männerdomäne.

Frauen im Vorstand: Deutschland steht im internationalen Vergleich schlecht da

Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland aber weiterhin hinterher. In den 40 größten US-Börsenunternehmen lag der Anteil weiblicher Führungskräfte in der Topetage den Angaben zufolge zuletzt bei 32,6 Prozent, gefolgt von Großbritannien (29,5 Prozent), Frankreich (27,9 Prozent) und Schweden (27,2 Prozent). Deutschland liegt mit 23,2 Prozent auf Platz 5, nur Polen (17,1 Prozent) steht schlechter da.

Vorstandsvorsitzende: Mehr Christians als Frauen

Seit Jahrzehnten haben die Börsenunternehmen ihre Vorstände nach nahezu unverändertem Muster rekrutiert, sodass sich die Vorstandsmitglieder in Bezug auf Alter, Geschlecht, Herkunft und Ausbildung sehr ähnlich sind. Es handelt sich überwiegend um männliche westdeutsche Wirtschaftswissenschaftler Mitte fünfzig. Mit steigender Hierarchiehöhe fallen objektivierende Auswahlmechanismen weg und die Rolle des Bauchgefühls nimmt zu. In der Folge umgeben sich CEOs bevorzugt mit etwas jüngeren Spiegelbildern ihrer selbst.

Lange war Thomas der häufigste Name in deutschen Vorständen. Seit 2022 dominiert an der Spitze allerdings Christian: Aktuell gibt es in den 160 Börsenunternehmen in Deutschland mehr Vorstandsvorsitzende, die Christian heißen (neun), als weibliche Vorstandsvorsitzende (sieben). Unter den weiblichen Vorstandsmitgliedern ist übrigens der Name Sabine am häufigsten vertreten.

Grüne Liste: Mindestens 40 Prozent Frauen

16 der 160 börstennotierten Unternehmen haben mindestens 40 Prozent Frauen im Vorstand. So stark ist die "Grüne Liste" noch nie gewachsen. Im Vorjahr waren es lediglich neun Unternehmen. Ganz vorne stehen Fresenius Medical Care und Pfeiffer Vacuum Technology: Diese Unternehmen haben nicht nur 50 Prozent Frauen im Vorstand, sondern auch eine Frau als CEO. Mit Siemens Healthineers, Beiersdorf, Merck und Zalando sind vier DAX-Konzerne auf der Liste.

Gelbe Liste: Das Mittelfeld

79 der börsennotierten Unternehmen haben mindestens eine Frau im Vorstand, aber keine 40 Prozent. Damit ist die "Gelbe Liste" länger als im Vorjahr (70) - und hat ein Wendepunkt erreicht: Erstmals gibt es mehr Unternehmen mit Frau im Vorstand (94) als ohne (66). Vor einem Jahr hatte noch mehr als die Hälfte der Unternehmen keine einzige Frau im Vorstand (81). Angeführt wird die Gelbe Liste von Deutsche Telekom und Mercedes Benz, die die 40 Prozent nur knapp verfehlen. Weit hinten liegen die DAX-Konzerne Deutsche Bank, Volkswagen, Heidelberg Materials, Daimler Truck und BMW. Insgesamt stehen 34 Dax40-Unternehmen auf der Gelben Liste.

Rote Liste: Keine Frau im Vorstand

65 von 160 börsennotierter Unternehmen sind noch immer ohne Frau im Vorstand. Das sind immerhin 16 Unternehmen weniger als im Vorjahr. Von den Dax-Unternehmen sind es Adidas und die Porsche Holding, die auf der "Roten Liste" stehen (die Porsche AG steht auf der Gelben Liste).

Doppelt Rot: Ohne Frau in Vorstand und Aufsichtsrat

Die Anzahl der "doppelt roten" Unternehmen, in denen sowohl Vorstand als auch Aufsichtsrat nur aus Männern bestehen, liegt bei acht. Absteiger des Jahres ist Dermapharm, das Unternehmen war im Vorjahr noch auf der Grünen Liste. Rational, Hypoport und Wacker Neuson stehen seit 2016 unverändert auf der "Doppelt Roten Liste".

Das vollständige Ranking und den Bericht der Allbright Stiftung gibt es hier zum Download.


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Schlagworte zum Thema:  Frauenquote, Diversity