Bessere Bewerbungsprozesse für Imageverbesserung des öD

Der öffentliche Dienst als Arbeitgeber legt zu wenig Augenmerk auf seine Bewerbungsprozesse und ist nicht genügend achtsam im Umgang mit seinen Bewerberinnen. Das hat eine aktuelle Analyse der Beratungsagentur Next:Public GmbH ergeben.

Untersucht wurden umfangreiche Daten des größten Arbeitgeberbewertungsportals, Kununu. Bei den Weiterempfehlungen der eigenen Beschäftigten hingegen, liegt der öffentliche Dienst im Ranking sogar knapp vor der Automobilbranche.

Bewertungsportale spielen eine wichtige Rolle bei Bewerbungen

Arbeitgeberbewertungsportale sind wichtige Informationskanäle für Bewerberinnen und Bewerber, auch im öffentlichen Dienst und in Verwaltungen. Dabei gilt: Viele positive Bewertungen führen zu mehr Bewerbungen. Viele negative Bewertungen halten potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten häufig von einer Bewerbung ab.

Öffentlicher Dienst im Vergleich mit anderen Branchen nur im unteren Mittelfeld

Die Analyse zeigt, dass die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes mit ihrem Arbeitgeber tendenziell eher zufrieden sind, ein Großteil der Beschäftigten im öffentlichen Dienst würde diesen Arbeitgeber weiterempfehlen. Im Vergleich mit anderen Branchen erreicht der öffentliche Dienst jedoch nur einen Platz im Mittelfeld und konnte seine Bewertung im Vergleich mit den anderen Arbeitgeberbranchen in den letzten Jahren auch nicht wesentlich verbessern. Bemerkenswert ist hier, dass der öffentliche Dienst bei seinen eigenen Beschäftigten höher im Kurs liegt als die Automobilbranche bei ihren Angestellten.

Bewerbungsverfahren sind die Achillesferse der Verwaltung

Bewerberinnen und Bewerber bewerten den öffentlichen Dienst als Arbeitgeber allerdings wesentlich schlechter als die Beschäftigten. Der gravierende Unterschied lässt sich nicht einfach durch mögliche Frustration abgelehnter Kandidaten und daraus resultierenden schlechten Bewertungen erklären. Das zeigt die Gegenüberstellung mit anderen Branchen deutlich. In der Industrie und IT zum Beispiel gibt es nur geringfügige Abweichungen bei den Bewertungen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und denen von Bewerberinnen und Bewerbern.

Bewerbungsprozesse sollten nachgebessert werden

Damit der öffentliche Dienst als Arbeitgeber in Zukunft gegenüber seinen traditionellen Wettbewerbsbranchen bestehen kann, muss er vor allem bei der Gestaltung seiner Bewerbungsprozesse deutlich nachbessern. Eine der aus der Analyse entstandenen Handlungsempfehlungen erläutert Carsten Köppl, Geschäftsführer der Next:Public GmbH:

Die Verwaltung vernachlässigt im Bewerbungsprozess noch immer die Perspektive der Kandidaten. Dabei ist es ganz einfach: Je positiver der Bewerbungsprozess empfunden wird, desto geringer ist die Absprungrate im Prozess. Die Bewertungen in den entsprechenden Portalen fallen besser aus, was zu einer mittelfristigen Imageverbesserungen des öffentlichen Dienstes als Arbeitgeber führt.

Die Bedeutung von Arbeitgeberbewertungsportalen bei der Rekrutierung wächst: Aufgrund von zunehmendem Fachkräfte- und Nachwuchsmangel hat sich der Arbeitsmarkt in den letzten Jahren von einem Arbeitgeber- zu einem Arbeitnehmermarkt gewandelt. Bewerberinnen und Bewerber informieren sich vorab genau über potenzielle Arbeitgeber und entscheiden sich dann für oder gegen eine Bewerbung.

Die Bedeutung der Attraktivität eines Arbeitgebers ist damit so hoch wie noch nie – für den öffentlichen Dienst eine besondere Herausforderung.

Handlungsempfehlungen für das Bewerbungsverfahren

Die Studie zeigt Möglichkeiten auf, den Bewerbungsprozess zu verbessern und gibt die folgenden Handlungsempfehlungen:

  1. Mehr Mut zur Selbstdarstellung: Was zeichnet uns als Arbeitgeber aus? Für welche Werte stehen wir? Was ist uns bei der Arbeit wichtig? Welche Zukunftsthemen wollen wir stärker bearbeiten?
  2. Mehr Vertrauen in die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Im Rahmen der internen Kommunikation kann mutig mit Arbeitgeberbewertungsportalen umgegangen werden und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu animiert werden, dort ihre Eindrücke selbst zu schildern.
  3. Mehr Nutzerzentrierung in den Bewerbungsprozessen: Im Rahmen eines „Candidate Experience“-Prozesses sollten alle Kontaktpunkte aus Sicht der Bewerberinnen und Bewerber durchleuchtet und angepasst werden, mit dem Ziel einen möglichst positiven Gesamteindruck zu vermitteln.
  4. Mehr Veränderungsdynamik durch Bewertungen: Bewertungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Bewerberinnen und Bewerbern bieten für die Personalabteilungen wertvolle Einblicke in die gelebte Verwaltungskultur. Sie sollten systematisch erfasst und ausgewertet werden.
  5. Mehr Markenbotschafter im öffentlichen Dienst: Die Beschäftigten sollten ihre Arbeitgebermarke kennen, daran mitgearbeitet haben und sich mit den Werten und Zielen identifizieren. Persönliche Weiterempfehlungen bilden einen stark wachsenden Rekrutierungskanal – Mitarbeiterempfehlungsprogramme können diesen Kanal weiter stärken.

Die komplette Studie können Sie hier herunterladen.

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