Organisationskultur und Nachhaltigkeit als ergänzende Faktoren für strategischen Erfolg
Wie Organisation, Kultur und finanzielle Steuerungssysteme zusammenspielen
Benteler International AG
Benteler ist ein Unternehmen in Familienbesitz, mit 23.000 Mitarbeitern und Sitz in Salzburg. Es ist tätig in den Bereichen Automobiltechnik, Stahl- und Rohrproduktion sowie Maschinenbau. Im Jahr 2023 erzielte das Unternehmen 8,8 Mrd. EUR Umsatz.
Finanzielle Steuerungssysteme und damit verbundene variable Vergütungssysteme können nicht isoliert betrachtet werden, sie stehen in enger Verbindung mit der Organisationsstruktur und -kultur. Denn, inwiefern können finanzielle Steuerungssysteme sicherstellen, dass jegliche Arbeitsergebnisse bewertet werden, dass diese Bewertung ausschlaggebend ist für alle Mitarbeiter und dass der individuelle Arbeitseinsatz bewertbar ist? Nicht ausreichend, Dr. Braun zufolge.
Neben dem Grad der Transparenz über ihre erbrachte Leistung, werden Mitarbeiter auch ihre Fähigkeit Mehrwert bei gegebenen Umweltbedingungen zu liefern und die Möglichkeit für Prestige und Reputation in ihre Entscheidung Leistung zu erbringen miteinbeziehen. Diese Faktoren werden durch die Organisationsstruktur und die Organisationkultur maßgeblich beeinflusst und können entscheidend für eine überdurchschnittliche Unternehmensperformance sein.
Mit dieser Erkenntnis überarbeitete und vereinfachte Benteler seine Organisationsstruktur. Während diese zuvor eine komplexe, mehrschichtige Matrixorganisation bestehend aus fünf Business Units und fünf Regionen, darstellte, ist sie jetzt nach den starken geografischen Märkten und globalen Support Funktionen gegliedert. Zusätzlich wurde auch die Steuerung angepasst. Gesteuert wird nun nach EBITDA und Cash Flow auf Gruppensicht. Die Divisionen sind selbst verantwortlich für das Herunterbrechen der Ziele und die Sicherstellung der Zielerreichung. Dadurch verbessert sich die Zusammenarbeit im Team, da Dr. Braun zufolge, eine „shared ambition“ zur Zielerreichung entsteht.
Als Take-aways seines Vortrages hält Dr. Braun fest
- Finanzielle Steuerungssystem sind wichtig.
- Die alleinige Wirkung finanzieller Steuerungsmodelle sollte jedoch nicht überschätzt werden.
- Kultur und Organisation müssen als Bestandteile eines Steuerungssystems betrachtet werden und im Zusammenspiel mit dessen finanziellen Bestandteilen gestaltet werden.
Nachhaltigkeit als wichtiges Element der strategischen Positionierung
Löffler GmbH
Löffler ist ein führender Hersteller von Ausdauersportbekleidung am österreichischen Markt und seit 1982 durchgehend profitabel. Im Jahr 2023 erwirtschaftete das Unternehmen mit Sitz in Ried im Innkreis einen Umsatz von knapp 33 Mio. EUR und zählte 292 Mitarbeiter.
Auch Löffler hat erkannt, dass finanzielle Performance nicht alles ist. Der Sportartikelhersteller bildet seine gesamte Wertschöpfungskette in Österreich ab, wohingegen Wettbewerber oft in Länder wie Bangladesch, Vietnam, Bulgarien oder Tschechien outsourcen. Die Folge sind hohe variable Kosten, bis zu 60% höher im Vergleich zu einer Produktion im Ausland. Der entscheidende Grund dafür ist Nachhaltigkeit. Und diese betrifft soziale, ökologische und ökonomische Aspekte. Faire Löhne, Nachhaltigkeit in der Lieferkette durch einen Verhaltenskodex und Lieferantenbewertung hinsichtlich ökologischer Standards, effizienter Ressourceneinsatz, sorgsamer Umgang mit Abfällen, Beitrag zur Kreislaufwirtschaft mit erhöhten Recyclinganteil am Materialeinsatz, längerlebige und reparierbare Produkte. Diese Faktoren beschreibt Huber-Reiter als Werte der Verantwortung von Löffler. Daneben steht die Performance, die ökomischen Aspekte der Nachhaltigkeit. Diese betreffen Qualität, Funktion und Innovation hinsichtlich des Produktportfolios.
Nachhaltigkeit als Differenzierungsfaktor
Löffler sieht seine nachhaltige Positionierung als fundamentalen Faktor der Differenzierung. Um diese zu kommunizieren, erstellt Löffler aus Überzeugung einen GRI-konformen Nachhaltigkeitsbericht. Die Nachhaltigkeitsstrategie muss jedoch strategisch, taktisch und operativ umgesetzt werden. Diese Umsetzung steht unter den Leitsätzen von Löffler, das, wofür das Unternehmen steht. Diese umfassen das Bekenntnis zum Pariser Klimaabkommen, höchstmögliche Effizienz bei Material- und Energieeinsatz, kontinuierliche Verbesserung der Leistung für den Umweltschutz, Schulung der Mitarbeiter zu Umweltbewusstsein, Wiederverwendung und Recycling von Abfällen für den Beitrag zur Kreislaufwirtschaft. Diesen Leitsätzen sind strategische Ziele, taktische Ziele und konkrete Maßnehmen zugeordnet.
Die starke Ausrichtung auf Nachhaltigkeit bemerken auch die Kunden von Löffler. Sie können durch Scannen des auf Preisschildern angebrachten QR-Codes die komplette Liefer- und Herstellungskette des Produkts nachverfolgen. Mit der Einführung von retraced zu diesem Zwecke, kann Löffler zusätzlich auch seine Lieferkette überblicken, eingesetzte Rohstoffe bis zu ihrem Ursprung zurückverfolgen, Risiken in der Lieferkette antizipieren und soziale und ökologische Faktoren der Lieferkette optimieren.
Controlling ist wichtiger Faktor der Umsetzung einer nachhaltigen Ausrichtung
Das Controlling spielt bei der Sicherstellung der Umsetzung einer nachhaltigen Unternehmensausrichtung eine wichtige Rolle. Zum einen führte Löffler Nachhaltigkeits-KPIs ein wie Anteil recycelter Materialien, Energieverbrauch oder Abfallaufkommen, um seine ambitionierten Nachhaltigkeitsziele zu messen und zu steuern. Zum anderen bewertet das Controlling die Plausibilität der Daten, die für das Umweltmanagement verwendet werden. Des Weiteren stellt das Controlling sicher, dass die Nachhaltigkeitsziele in allen Geschäftsbereichen und Entscheidungsprozessen berücksichtigt werden.
Seine beeindruckende Vorstellung Nachhaltigkeits-Implementierung schließt Huber-Reiter mit dem Ratschlag, „Nachhaltigkeit ist ein evolutionäres Projekt“, man solle das Unternehmen und die Mitarbeiter bei der Umsetzung nicht überfordern. Was jedoch klar ist, „Nachhaltigkeit ist gekommen, um zu bleiben.“
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