Clever und Smart: Rechnet sich Smart Home?

Wo hilft die Digitalisierung beim Kostensparen und Klimaschutz? Prof. Nicole Jekel hat einen jahrelangen Selbstversuch gemacht und berichtet über die Erfahrungen und Ergebnisse ihres Smart-Home-Projekts.

Wir nutzen unser Handy in so gut wie jeder Lebenslage. Teilweise haben wir Tablets, lesen vielleicht auf eBook-Readern und verwenden manchmal smarte Uhren oder vielleicht auch Alexa & Co. in unseren Wohnungen. In Skandinavien geht es bereits soweit, dass die Hauseingangstür z. B. mit Kiwi digital gesteuert wird, d. h. dass wir keinen herkömmlichen Wohnungsschlüssel mehr haben, sondern die Tür digital öffnen. Mancherorts ist die Heizung smart gesteuert, sodass sie aktiviert wird, wenn man sich dem Heim nähert und reduziert heizt, wenn man seine Wohnung verlässt.

Wäre das ein Hebel, um selbst zum nachhaltigeren Wohnen beizusteuern?

Ich stellte mir diese Frage: 2017 bekam ich eine so horrende Nebenkostenabrechnung für eine vermietete Ferienwohnung, dass dies ausschlaggebend war, dass ich mich für smart Home interessierte. Meine Feriengäste hatten wohl kontinuierlich die Fenster offengelassen und die Heizung war parallel immer in Betrieb. Dann verließen die Feriengäste die Wohnung und vergaßen, die Fenster zu schließen. Entsprechend war die Nachzahlung. Mein Interesse galt zunächst der Kosteneinsparung. Doch dann kam auch noch der Service für die Reinigung erst in letzter Minute vor der nächsten Vermietung, machte die Wohnung dann erst „frisch“ und sah deshalb erst dann, dass die Heizung „bullerte“ und die Fenster die ganze Zeit offen waren. Na toll. Mit Nachhaltigkeit hat das gar nichts zu tun. Mein Gewissen war aus Kosten- und Nachhaltigkeitsaspekten echt schlecht. Im Minusbereich!

Wie will man aus der Ferne das Verhalten von Menschen proaktiv steuern? Könnte eine digitale, automatisierte Lösung das Problem lösen? So entschied ich mich 2017 für Bosch Smart Home, eine der ersten durchgängigen Lösungen. Gefühlt war ich die erste Kundin in Deutschland. Meine Feriengäste und der Service beäugten mich seltsam, als wenn ich ein Marsmensch wäre. Was passierte?

  • Meine Service-Leute dachten, dass nun überall Kameras seien.
  • Feriengäste drehten an den digitalen Thermostaten – anstelle zu tippen – und brachen sie dabei kontinuierlich ab.
  • Es kamen etliche Heizungsmonteure, die meinten, dass sie keine Digitalisierungsexperten seien und schlossen einfach wieder herkömmliche, konventionelle Thermostate an. Dann mussten die Monteure erneut den Service absolvieren, die digitalen Thermostate anschließen und per Software einrichten.

Über die App konnte jeder sehen, wann welcher Thermostat angeschlossen ist und wann welches Fenster offen und geschlossen ist: Ist ein Fenster geöffnet, so geht der Thermostat auf Minimum. Wird das Fenster geschlossen, so schaltet sich die Heizung zurück in die zuvor definierte Temperatur.

Bilanz nach 2 Jahren:

  • Es wurden etliche Heizungsmonteure ausgebildet.
  • Kunden brechen Thermostate nicht mehr ab.
  • Die Bosch-Systeme wurden an den Bruch-Stellen verstärkt. Und es liegen etliche Ersatzteile bereit, die zum Glück nun hoffentlich nicht mehr benötigt werden.

Und wie rechnet es sich?

Abgesehen von den Handwerkerrechnungen, abgebrochenen Thermostaten - die natürlich niemand abgebrochen hat - meinem Starrsinn fürs Durchhalten und dem Glauben, dass es sich nicht nach einem Jahr, allerdings ab dem dritten Jahr rechnet und das Gewissen für die Umwelt und Menschen beruhigt, war es eine richtige Entscheidung. Ja, ich würde wieder diesen Weg einschlagen und ihn kontinuierlich weiterverfolgen.

Wenn ich die Kosten für das analoge Jahr 2017 mit den digitalen Jahren 2018-2021 vergleiche – Corona-bedingte Nichtvermietung, saisonale Schwankungen wie besonders kalte Winter mit viel Schnee und Eis und besonders warme Sommer auf Tagesbasis rechne, unterschiedliche Vermiettage berücksichtige, komme ich auf eine durchschnittliche Kosteneinsprung von 30,52 Euro je Monat bzw. 366,30 Euro p.a.. Man benötigt einen sogenannten ‚Controller‘, der an das stabile W-LAN der entsprechenden Ferienwohnung angeschlossen wird und die smarten Heizungsthermostate sowie die Fensterkontakte steuert. Diese Geräte werden von Jahr zu Jahr deutlich günstiger: Im Frühjahr 2022 kostete ein Controller um die 60 Euro, ein Heizungsthermostat um die 60 Euro und ein Fensterkontakt um die 25 Euro, Startersets werden schon für um die 180 Euro im Paket angeboten. Diese Preise sind im Vergleich zu 2017 deutlich gesunken.

To Go's:

  • Smarte Lösungen hin und her,
  • Kosten, Gewissen und Nachhaltigkeit freuen sich sehr und
  • ... Controlling rockt Ihre Woche!

Der Artikel erschien erstmalig im Controller Magazin 4/2022.

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