Zusammenfassung
Dekarbonisierung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer Wirtschaft ohne CO2-Emissionen. Im folgenden Text wird erklärt, was Dekarbonisierung ist und welche Hebel im Unternehmen umgelegt werden sollten, um sich nachhaltig und zukunftssicher aufzustellen – und so auch attraktiv für Kunden, Investoren und Mitarbeitende zu bleiben. Dabei sind alle Unternehmensbereiche gefordert, ihren Beitrag zur Emissionsreduzierung zu leisten.
1 Was bedeutet Dekarbonisierung?
Der Begriff Dekarbonisierung ist leicht erklärt: "Karbon" steht für Kohlenstoff, "De" für dessen Reduzierung. Weniger Kohlenstoff heißt weniger Kohlendioxid-Emissionen. Mit Dekarbonisierung ist also gemeint, so schnell wie möglich von der Nutzung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Erdgas oder Öl auf kohlenstofffreie und erneuerbare Energiequellen umzusteigen. Und es ist ein wichtiger Schritt hin zu einer postfossilen, kohlenstofffreien Wirtschaft.
Wenn fossile Energieträger genutzt und verbrannt werden, werden Treibhausgase wie CO2 in die Erdatmosphäre ausgestoßen. Dies verstärkt den Treibhauseffekt und das Klima erwärmt sich immer weiter. Steigt die globale Durchschnittstemperatur bis 2100 um mehr als die angestrebten 1,5°C im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter, würde sich das Weltklima irreversibel verändern. Die Folgen wären katastrophal. Aus diesem Grund hat sich ein Großteil der Weltgemeinschaft im Pariser Klimaabkommen von 2015 dazu verpflichtet, kurz- und langfristige Nachhaltigkeits-Maßnahmen zu ergreifen. Ziel ist, die CO2-Emissionen bis 2030 deutlich zu minimieren und spätestens bis 2040 oder 2050 klimaneutral zu werden.
2 Der Europäische Green Deal
Auch die Europäische Union hat sich im Kampf gegen den Klimawandel hohe Ziele gesetzt. Der Green Deal der EU von 2020 verschärft das Einsparziel beim Ausstoß von Kohlendioxid. Bis 2030 sollen die Emissionen um 55 % sinken – gegenüber den zuvor (1990) avisierten 40 %. Mit dem EU-Klimagesetz hat die EU auch ihr Langfristziel für 2050 angehoben. Anstatt einer Minderung von 80 bis 95 %, strebt sie nun Netto-Null Treibhausgas-Emissionen ("Klimaneutralität") sowie anschließend negative Emissionen ab 2050 an. Emissionssenken können dabei Emissionsquellen ausgleichen.
Bestandteile des europäischen Green Deals sind unter anderem:
- Null-Schadstoff-Emissionen
- Erhaltung von Ökosystemen und Biodiversität
- Gesunde und umweltfreundliche, überwiegend regionale Lebensmittelsysteme
- Nachhaltige, emissionsfreie Mobilität
- Reduktion industrieller Emissionen durch saubere und kreislauforientierte Wirtschaft.
Laut Bundesumweltamt zeigen aktuelle Emissionswerte der einzelnen Staaten aber, dass heutige Zusagen und Anstrengungen noch nicht ausreichen, um das Ziel Klimaneutralität zu erreichen. Nach heutigem Stand würden 2030 weltweit zweimal mehr als die für das 1,5-Ziel erlaubte Menge an Treibhausgasen ausgestoßen werden. So würde die globale Temperatur bis 2100 bei optimistischen Annahmen um 1,8 bis 2,1 °C ansteigen. Selbst die auf der Klimakonferenz in Glasgow (COP26) 2021 vorgelegten ambitionierteren Klimaziele reichen nicht aus, um den Klimawandel wirksam einzudämmen. Und auf der COP28 2023 in Dubai hat die Weltgemeinschaft zwar erstmals zur Abkehr von fossilen Brennstoffen aufgerufen. Doch der zuvor von mehr als 100 Staaten geforderte klare Ausstieg kommt in dem in Dubai verabschiedeten Abschlusstext nicht vor. Die Anstrengungen müssen also deutlich verstärkt werden.
Um das Ziel von –55 % weniger Treibhausgasemissionen im Jahr 2030 zu erreichen, müssten die jährlichen Minderungen gegenüber den Projektionen mit bestehenden Maßnahmen fast verdreifacht werden. Für eine Gesamtminderung von 95 % im Jahr 2050 müssten sie sogar fast um den Faktor 7 gesteigert werden.
3 Dekarbonisierung in der Wirtschaft
Hinsichtlich der Dekarbonisierung können die Unternehmen einen wichtigen Beitrag leisten. Die Wirtschaft nutzt vor allem fossile Rohstoffe wie Öl, Erdgas und Kohle als Energiequellen. Besonders im Fokus und vor besonderen Herausforderungen stehen dabei energieintensive Industrien wie zum Beispiel Stahl, Zement und Chemie. Gerade kapitalintensive Produktionsanlagen haben eine lange Nutzungsdauer. Das kann teilweise dazu führen, dass noch funktionierende Anlagen frühzeitig abgeschaltet werden müssten, da neue Regularien ursprüngliche Investitionen mit länger geplanter Laufzeit berühren.
Zwei Drittel aller Emissionen in der Industrie entstehen durch den Verbrauch von Energie:
- Der industrielle Erdgasverbrauch hat einen Anteil von rund einem Viertel am gesamten deutschen Erdgasverbrauch. Das kurz- bis mittelfristige Potenzial für den Ersatz von Erdgas in der Industrie für industrielle Anwendungen beträgt 8 % (des gesamten industriellen Erdgasverbrauchs).
- Der Stromverbrauch für mechanische Energie in der Industrie, zum Beispiel zum Betrieb von Motoren oder Maschinen, beträgt ungefähr ein Viertel des gesamten Energieverbrauchs. Bei diesen Anwendungen sind Einsparpotenziale von durchschnittlich 25 % mö...