Grundsätzlich ist jeder Kaufmann nach § 240 HGB dazu verpflichtet, bei der Geschäftseröffnung und auf den Schluss eines jeden Geschäftsjahrs neben der Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung ein Verzeichnis der Vermögensgegenstände und Schulden, d. h. ein Inventar, aufzustellen. Ausgenommen von dieser Verpflichtung sind nach § 241a HGB nur Kaufleute, die an den Abschlussstichtagen von 2 aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren nicht mehr als 600.000 EUR Umsatz und nicht mehr als 60.000 EUR Jahresüberschuss erzielt haben. Bei einer Neugründung gilt diese Befreiung bereits, wenn die Größenkriterien am ersten Abschlussstichtag eingehalten wurden. Über die §§ 140, 141 AO gelten die handelsrechtlichen Bestimmungen auch für das Steuerrecht.

Auf die körperliche Bestandsaufnahme des beweglichen Anlagevermögens kann allerdings verzichtet werden, wenn das Unternehmen ein Bestandsverzeichnis führt, in das alle Zu- und Abgänge eingetragen werden, sodass die am Bilanzstichtag vorhandenen Wirtschaftsgüter anhand dieses Verzeichnisses ermittelt werden können.

Aus dem Verzeichnis des beweglichen Anlagevermögens müssen darüber hinaus folgende Angaben ersichtlich sein:[1]

  • der Tag der Anschaffung oder Herstellung des Gegenstands,
  • die Höhe der Anschaffungs- oder Herstellungskosten und
  • der Tag des Abgangs.
 
Praxis-Tipp

Sachkonten als Bestandsverzeichnis

Die Sachkonten der Finanzbuchhaltung können als Bestandsverzeichnis gelten, wenn sie alle erforderlichen Angaben in übersichtlicher Form enthalten.[2]

Im Inventar werden jedoch nicht nur die Wirtschaftsgüter des beweglichen Anlagevermögens und des Vorratsvermögens erfasst, sondern auch

Sieht man einmal von Kassenbeständen ab, können diese Positionen im Gegensatz zum beweglichen Anlage- und Umlaufvermögen nicht durch eine körperliche Bestandsaufnahme erfasst, sondern müssen buchmäßig nachgewiesen werden. Diese Buchinventur erfolgt insbesondere durch

  • die Prüfung und Erfassung von Verträgen über den Erwerb von immateriellen Wirtschaftsgütern und Beteiligungen;
  • die Einholung von Depot- und Kontoauszügen für Wertpapier- und Kontenbestände;
  • die Prüfung der bestehenden Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen anhand der Rechnungen sowie ggf. darüber hinaus durch die Einholung von Saldenbestätigungen von Kunden und Lieferanten.
 
Praxis-Tipp

Wirtschaftliches Eigentum an Wirtschaftsgütern

Bei der Durchführung der Inventur ist darauf zu achten, dass nur im wirtschaftlichen Eigentum des Unternehmens stehende Wirtschaftsgüter erfasst werden. Daher sind z. B. dem Leasinggeber zuzurechnende Gegenstände und als Kommissionsware erhaltene Gegenstände nicht zu berücksichtigen. Weiterhin ist darauf zu achten, dass auch kurz vor dem Jahreswechsel ausgelieferte, aber noch nicht fakturierte Wirtschaftsgüter, insbesondere Waren, noch inventarisiert werden.

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