Rekordunfallzahlen im Tesla-Werk

Am Standort des amerikanischen Elektroautoherstellers Tesla im brandenburgischen Grünheide ereigneten sich laut Recherchen der Zeitschrift „Stern“ besonders viele Arbeitsunfälle. Sowohl die IG Metall als auch die Politik haben Tesla aufgefordert, umgehend den Arbeitsschutz wirksam zu verbessern. Das Werk wurde seit Ansiedlung rund 130 Mal von der Gewerbeaufsicht überprüft.

Der „Stern“ berichtete von auffallend vielen Arbeitsunfällen unter Berufung auf Dokumente von Behörden und Rettungsdiensten. In seinem Werk, das rund 40 km von Berlin entfernt ist, verzeichnete Tesla 190 meldepflichtige Unfälle zwischen Juni und November 2022. Mit anderen Worten: Fast jeden Tag ereigneten sich in der Produktionsstätte des Autobauers arbeitsbedingte Unfälle. Seit der Eröffnung des Werks im März 2022 meldete das US-Unternehmen zudem 26 Umwelt-Havarien.

Dokumentation belegt schwere Arbeitsunfälle

Die Dokumentation der zuständigen Rettungsstellen belege, so der Stern, dass im ersten Produktionsjahr zu 247 Anlässen ein Rettungswagen oder Hubschrauber angefordert wurde. Unter den Arbeitsunfällen seien auch schwere und schwerste Arbeitsunfälle. So soll zum Beispiel einem Beschäftigten aus mehreren Metern Höhe eine 50 Kilogramm schwere Holzkiste auf den Kopf gefallen sein. Ein anderer Beschäftigter sei mit dem Fuß in einen Dosierofen mit heißem Aluminium eingebrochen.

Reaktionen aus Politik und Verbänden

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) zeigte sich über die Informationen des Sterns „tief besorgt“. Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat den US-Elektroautobauer vor diesem Hintergrund zu mehr Transparenz aufgerufen. Die brandenburgische Landtagsfraktion der Grünen erwartet sofortige Schritte zur Senkung der Zahl der Arbeitsunfälle. Die IG Metall fordert das Unternehmen auf, den Arbeitsschutz für die Beschäftigten im Werk zu verbessern. „Gesundheit geht vor Profit - das gilt auch für Tesla in Grünheide", sagte Dirk Schulze, IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen. Die IG Metall sei schon länger besorgt über die Arbeitssicherheit in dem Werk.

Viele angekündigte Betriebsprüfungen

Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hat gleichzeitig aber Vorwürfe hinsichtlich mangelnder Betriebsrevisionen zurückgewiesen. Der Standort sei in der Bauphase wöchentlich kontrolliert worden, mittlerweile fänden laut dem zuständigen Landesamt etwa alle zwei Wochen Betriebsprüfungen statt. Hinzu kämen alle sechs bis acht Wochen anlassbezogene Kontrollen ohne Ankündigung. Insgesamt gab es somit rund 130 Kontrollen seit Ansiedlung des Unternehmens, die allermeisten davon aber mit vorheriger Ankündigung.

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