Neue DIN 14036 regelt innovative Fluchtweglenkung

Die Selbstrettung im Rahmen der Gebäudeevakuierung kann durch die „Dynamische Fluchtweglenkung“ und die „Adaptive Fluchtweglenkung“ entscheidend verbessert werden. Mit der neuen DIN 14036 werden diese beiden Fluchtweglenkungssysteme nun erstmals normativ geregelt und erhalten damit ihre eigenen technischen Standards.

Der sichere und rechtzeitige Ablauf einer Evakuierung hängt von der Planung, der Ausrüstung und der Infrastruktur vor Ort ab. In einer Notsituation können Panik und plötzliche Änderungen der Gefahrensituation dazu führen, dass es zu Verzögerungen während der Evakuierung kommt oder aber die Betroffenen falsche Wege benutzen und sich damit noch größeren Risiken aussetzen. In den vergangenen Jahren wurden daher Evakuierungsstrategien entwickelt, die sich besser an unterschiedliche Gegebenheiten, Gefahrensituationen und Gebäudestrukturen anpassen lassen. Hierbei handelt es sich um die „Dynamische Fluchtweglenkung“ und deren Weiterentwicklung, die „Adaptive Fluchtweglenkung“.

Neue DIN 14036

Bislang waren sowohl die Dynamische als auch Adaptive Fluchtweglenkung noch nicht normativ geregelt. Das ändert sich nun: Im Januar 2023 wurde der Entwurf der „DIN 14036 - Dynamische und Adaptive Fluchtweglenkung“ der Öffentlichkeit vorgestellt, der vom DIN-Normenausschuss Feuerwehrwesen (FNFW) erarbeitet wurde. Sie soll bis Ende 2023 als Vollnorm in Kraft treten. Die Norm beinhaltet Vorgaben für die Planung und Umsetzung von richtungsvariablen Konzepten. Sie legt Anforderungen an die Planung und Umsetzung von Konzepten zur richtungsvariablen Fluchtweglenkung fest. Im Anhang A werden Projektbeispiele für Dynamische Fluchtweglenkungen, im Anhang B für Adaptive Fluchtweglenkungen aufgeführt.

Dynamische und adaptive Fluchtweglenkung

Die Nachteile der konventionellen „Aktiven Fluchtweglenkung“ mit statischen Rettungszeichenleuchten werden durch dynamische Fluchtwegleitsysteme vermieden. Denn Letztere arbeiten mit Rettungszeichenleuchten, die ihre Richtungsanzeige an die sich (potenziell) ändernde Gefahrensituation anpassen können. Dies können sie, weil sie mit den in den einzelnen Brand- und Rauchabschnitten installierten Brandmeldeanlagen (BMA) gekoppelt sind und kontinuierlich die von ihnen generierten Informationen auswerten. Sobald ein BMA in einem bestimmten Gebäudeabschnitt Rauchentwicklung meldet, wird der betroffene Bereich durch das dynamische Fluchtwegleitsystem optisch gesperrt. Während bei der Dynamischen Fluchtweglenkung allerdings nur einmal eine alternative Fluchtrichtung angezeigt wird bzw. ein ungünstiger Fluchtweg durch ein Sperrsymbol gesperrt werden kann, basiert die Adaptive Fluchtweglenkung auf einer kontinuierlichen Richtungsvariabilität der Fluchtwegsignalisierung in Abhängigkeit von der jeweiligen Gefahrenentwicklung. Voraussetzung für eine Umsetzung ist die permanente Messung der Begehbarkeit von Fluchtwegen. Dazu lassen sich grundsätzlich Informationen auswerten, die durch verschiedene Typen von Sensoren gewonnen werden können. Das adaptive System erkennt, wenn ein Fluchtweg nicht mehr begehbar ist, beispielsweise durch Rauch, Gase oder physische Hindernisse und steuert das Sicherheitsleitsystem automatisch um, damit der in der Situation sicherste Fluchtweg angezeigt werden kann.

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