Nadelstichverletzungen vermeiden: Prävention im Gesundheitswesen

Mit einem Online-Analysebogen wurden die Risiken durch Nadelstichverletzungen bei Beschäftigten im Gesundheitswesen erfasst. Zusätzlich konnten die Teilnehmenden Verbesserungsvorschläge für ihren Arbeitsbereich Krankenhaus, Praxis oder ambulante bzw. stationäre Pflege machen.

Bei der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) werden jährlich rund 50.000 Nadelstichverletzungen gemeldet. Der Kontakt mit Blut oder Körperflüssigkeiten im Zusammenhang mit solchen Verletzungen bedeutet für die Beschäftigten im Gesundheitswesen ein potenzielles Infektionsrisiko.

Solche Verletzungen ereignen sich besonders häufig, wenn Mängel in der Arbeitsorganisation, der Einsatz unsicherer Geräten sowie unzureichender persönlicher Schutz zusammenkommen. In allen drei Ebenen lässt sich die Prävention optimieren, wie die Verbesserungsvorschläge der Beschäftigten zeigen.

Weniger Zeitdruck bedeutet weniger Risiko

Bei einer Sache waren sich die Beschäftigten aus Krankenhaus, Praxen sowie ambulanter und stationäre Pflege einig: Weniger Zeitdruck würde das Risiko einer Nadelstichverletzung senken. Es war der am häufigsten genannte Verbesserungsvorschlag.

Präventionsvorschläge gibt es zu allen TOP-Bereichen

Wichtig für die Beschäftigten der unterschiedlichen Bereiche im Gesundheitswesen sind zudem u. a. folgende technische, organisatorische und persönliche Schutzmaßnahmen (TOP):

  • der Einsatz von sicheren Geräten,
  • mehr Schulungen zur Anwendung der Geräte,
  • der Einsatz von Abwurfbehältern,
  • bessere Beleuchtung am Arbeitsplatz,
  • der Einsatz von sicheren Insulinpens in der Pflege,
  • der Einsatz von doppelten Indikatorhandschuhe sowie
  • Handschuhe für die Müllentsorgung als persönliche Schutzausrüstung (PSA).

Geräte mit Schutzvorrichtungen vor Nadelstichverletzungen gelten als sicher

Stich-, Schnitt- oder Kratzverletzung – zusammengefasst unter dem Begriff Nadelstichverletzungen – können z. B. durch Nadeln, Lanzetten, Kanülen, Skalpelle oder chirurgische Drähte verursacht werden. Für diese medizinischen Geräte ist die Bezeichnung Sicherheitsgerät nicht geschützt. Sichere Geräte meint nur, dass sie Vorrichtungen zum Schutz vor Nadelstichverletzungen aufweisen, unabhängig von Qualitätsstandards. Außerdem gibt es für einzelne Anwendungen bisher keine geeigneten sicheren Geräte.

Im chirurgischen Bereich erhöhen doppelte Handschuhe die Sicherheit

Der erhöhte Schutz von doppelten Handschuhen ist für Tätigkeiten in chirurgischen Bereichen nachgewiesen. Ob der Einsatz spezieller Handschuhe bei der Entsorgung auch mehr Sicherheit bietet, ist dagegen noch nicht ausreichend untersucht.

Schulungen von medizinischem und patientenfernem Personal reduziert Nadelstichverletzungen

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass sich die Rate von Nadelstichverletzungen durch Training deutlich reduzieren lässt. Dabei ist daran zu denken, auch patientenfernes Personal, wie Reinigungskräfte und Hauswirtschafter, in der Anwendung der für sie geeigneten Schutzmaßnahmen zu unterweisen.

Ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor durch Abwurfbehälter ist bisher nicht belegt

Für die unfallfreie Entsorgung von stechenden und schneidenden Geräten wünschen sich die Beschäftigten Abwurfbehälter. Ob dadurch das Verletzungsrisiko sinkt, konnte bisher noch nicht belegt werden.

Schlagworte zum Thema:  Pflege, Krankenhaus, Arzt